Städtische Wärmeinseln: Grüner heisst nicht überall kühler
Wenn sich in Städten die Hitze staut, spricht man von urbanen Wärmeinseln. Grünflächen haben hierbei zwar eine kühlende Wirkung, allerdings hängt die Effizienz dieser grünen Klimaanlage stark vom regionalen Klima ab. Davon berichten ETH-Forschende.
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Sonnenuntergang, Symbolbild.
Wenn sich im Sommer in Städten die Hitze sammelt und die Temperaturen höher klettern als im Umland, spricht man von urbanen Wärmeinseln. Bäume und Grünflächen können dem entgegenwirken und die Temperaturen in Städten senken. Forschende der ETH Zürich haben mit internationalen Kollegen dieses Wärmeinsel-Phänomen weltweit untersucht und festgestellt, dass Bepflanzung nicht überall das beste Mittel gegen den Wärmestau ist.
Das Forschungsteam um Gabriele Manoli, der die Forschungsarbeit an der ETH Zürich durchgeführt hat und mittlerweile am University College London forscht, wertete Daten von weltweit 30'000 Städten und ihrer Umgebung aus. Dabei bezogen sie Durchschnittstemperaturen im Sommer, Bevölkerungszahl und jährlichen Niederschlag mit ein, wie die ETH Zürich in einer Mitteilung schrieb.
Wie die Forschenden im Fachblatt «Nature»berichten, wird das Ausmass des Wärmeinsel-Phänomens insbesondere durch Bevölkerungszahl und Niederschlag bestimmt. Je mehr Niederschlag, desto pflanzenreicher und dadurch kühler ist im Allgemeinen die Umgebung einer Stadt. Und damit die Temperaturdifferenz zur Wärmeansammlung im Stadtraum.
In den Tropen hilft mehr Stadtgrün kaum
Allerdings erreicht dieser Zusammenhang mit dem Jahresniederschlag irgendwann ein Plateau: Bei 1500 Millimetern Niederschlag pro Jahr, wie beispielsweise in und um Tokyo, ist der Wärmeinsel-Effekt am grössten und nimmt bei mehr Niederschlag nicht weiter zu.
Um dem Wärmeinsel-Phänomen mit städtischen Grünflächen entgegenzuwirken, braucht es dementsprechend umso mehr zusätzliche Bepflanzung. Eine von Tropenwäldern umgebene Stadt wie Singapur könnte sich nur mit sehr viel zusätzlichem Grün im Stadtraum abkühlen, allerdings würde das Stadtklima dadurch feuchter, wie die ETH schrieb. Eine Stadt wie Phoenix in den USA könnte hingegen durch gezielte Bepflanzung relativ einfach kühlere Temperaturen erreichen als in der wüstenartigen Umgebung.
Für tropische Städte wären dementsprechend andere Massnahmen effizienter, um die Temperaturen zu senken, zum Beispiel Schatten, neue hitzeabweisende Materialien, oder auch bei der Stadtplanung auf Luftzufuhr durch Windzirkulation zu achten. «Eine einheitliche Lösung gibt es nicht», liess sich Manoli in der Mitteilung zitieren. «Es hängt alles von der Umgebung und regionalen Klimaeigenschaften ab.»
Mit ihrer Studie hoffen die Forschenden, Städteplanern zu helfen, die effizientesten Möglichkeiten zur Hitzereduktion zu finden. In einem weiteren Schritt will Manoli untersuchen, welche Pflanzen sich am besten eignen, um Städte zu kühlen. (sda/pb)