Solarmonteur und Solarinstallateur: Eine Lehre mit sonnigen Aussichten
Auf dem boomendem Markt der Photovoltaik gibt es zwei neue Berufsbilder: Lehrlinge können sich seit diesem Sommer zum Solarinstallateur (EFZ) oder zum Solarmonteur (EBA) ausbilden lassen. Mit vielen Perspektiven zur Weiterbildung und Möglichkeiten für Quereinsteiger. Das Angebot stösst auf reges Interesse.
Quelle: Simone Matthieu
Solarmonteur-Lehrling Daniel Sommer bei der Arbeit; Hier verbindet er Drähte an Photovoltaik-Panels.
«Wenn wir es nicht tun, springt jemand anderes in die Bresche», sagt Andreas Kuster, Chef der A. Kuster AG, eines Dach-Fassade-Spenglerei-Solar-Unternehmens aus Weinfelden TG. Kuster spricht hier den vierten und letztgenannten Bereich seines Unternehmens an: Seit diesem Sommer gibt es in der Schweiz zwei neue Berufslehren, die den Bedarf für den Nachwuchs im boomenden Photovoltaik-Markt abdecken sollen: Eine dreijährige für Solarinstallateure, die bei erfolgreichem Abschluss ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) erhalten sowie eine zweijährige als Solarmonteur, welche die Lehrlinge mit einem Eidgenössischen Berufsattest (EBA) abschliessen. Beide Berufsbilder sind zuständig für die Montage von Solaranlagen, hauptsächlich auf Hausdächern. Wobei die Solarinstallateure auch Planungsbefugnisse haben und die elektrische Installation vornehmen können, solange sie sich im Bereich Gleichstrom befindet, also bis zum Wechselrichter.
Es war Swissolar, der schweizerische Fachverband für Sonnenenergie, der die Verbände verwandter Berufe wie Dachdecker, Spengler oder Fassadenbau anfragte, ob man nicht gemeinsam ein neues Arbeitsfeld ins Leben rufen wolle. Die Bewilligung kam relativ zügig, wie Kuster berichtet. Die Entscheidungshoheit über die beiden neuen Berufe liegt bei den Kantonen. Sie bestimmen, welche Betriebe Lehrlinge ausbilden dürfen. Die A. Kuster AG war eine davon. «Wir mussten ein Gesuch stellen, dann kam ein Zuständiger des Kantons vorbei, um zu prüfen, ob wir die Voraussetzungen für einen Lehrbetrieb erfüllen.» Alles verlief reibungslos und Kuster hat nun mit Daniel Sommer einen Solarinstallateur-Lehrling im Betrieb.
”Das Team ist super, zusammen auf der Baustelle zu sein gefällt mir, ich bin nie allein.
Daniel Sommer, Solarinstallateur-Lehrling
Über den 16-Jährigen sind schon diverse Berichte und Interviewerschienen. Er, aber auch andere Lehrlinge, die der Presse Auskunft geben, sollen das Interesse an der neuen Ausbildung wecken. Etwas komisch findet Sommer es schon, so oft porträtiert zu werden, doch er gibt bereitwillig Auskunft. Nachdem Daniel Sommer eine Woche als Dachdecker bei A. Kuster AG geschnuppert hatte, fragte ihn der Chef, ob ihn die neue Lehre als Solarinstallateur interessiere. Der Thurgauer aus Amriswil stimmte zu und absolvierte zwei weitere Schnupperlehren bei der Firma. Daraufhin entschied er sich schnell für diesen Weg. «Meine Mutter hat sich sehr gefreut, dass ich so schnell eine Lehrstelle gefunden habe», erzählt er.
Grosses Interesse an den neuen Berufen
Nach mehreren Wochen ist er immer noch zufrieden mit seiner Berufswahl. «Das Team ist super, zusammen auf der Baustelle zu sein gefällt mir, ich bin nie allein.» Er hat genug Bekannte in seinem Umfeld, die eine Lehre abgebrochen haben, weil Motivation und Spass nachliessen. Bei ihm ist das nicht der Fall: «Ich muss mir keine Sorgen machen, dass es langweilig wird, weil immer neues dazu kommt – es bleibt spannend.» Wenn er im Keller eines Hauses stehe, staune er immer wieder, welche Technik in dem kleinen Kasten steckt, der den Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt.
Das Interesse an den neuen Berufen ist gross. 180 Lehrlinge haben im August ihre Ausbildung begonnen. Rita Hidalgo, Leiterin Bildung bei Swissolar, erläutert: «Mit vereinten Kräften ist es uns gelungen, innert kürzester Zeit zwei neue Berufe ins Leben zu rufen. Toll, dass so viele Jugendliche hier ihre Zukunft sehen. Damit kann sich die boomende Branche weiter professionalisieren und wir stellen sicher, dass trotz dem hohen Tempo des Ausbaus die Qualität stimmt.» Gemäss einer Studie von Swissolar muss die Branche bis 2035 jedes Jahr um 850 Fachkräfte wachsen. «Mittelfristig rechnen wir mit 300 Lehrabschlüssen jährlich, also etwa ein Drittel des Bedarfs. Die übrigen sind – wie bisher – Quereinsteiger, die sich weiterbilden», so Hidalgo.
”Mittelfristig rechnen wir mit 300 Lehrabschlüssen jährlich, also etwa ein Drittel des Bedarfs. Die übrigen sind – wie bisher – Quereinsteiger, die sich weiterbilden.
Rita Hidalgo, Leiterin Bildung bei Swissolar
Auch die A. Kuster AG arbeitete bisher mit Quereinsteigern. Photovoltaik gehört schon seit 14 Jahren zu ihrem Geschäft und macht mittlerweile 20 Prozent der Aufträge aus. «Bisher haben wir Bauspengler oder Dachdecker mit modularen Kursen weitergebildet.» Sie hätten eine gute Nachfrage für die Solarlehrgänge, auch als Zweitberuf. «Grund dafür ist sicher die grosse Perspektive und die vielen Möglichkeiten zur Weiterbildung, die bereits zur Verfügung stehen.» Zudem können Absolventen und Absolventinnen einer abgeschlossenen Dachdecker-, Spengler-, Zimmermann- oder Elektriker-Lehre die Solarausbildung in einer verkürzten Variante machen. Kuster sieht ausserdem in der EBA-Variante als Solarmonteur ein Möglichkeit, Migranten einzugliedern: «Hier haben Leute, die vielleicht sprachliche Defizite haben, eine Chance. Die EBA-Lehre ist ein Türöffner für sie.»
Fachkräftemangel und Solarpflicht
Er sieht den Fachkräftemangel in diesem Bereich nicht so düster: «Das ist der allererste Lehrgang. Die offizielle Zulassung erhielten wir erst im letzten Herbst», sagt er. «Die Schwierigkeit war, dass der Beruf bis vor Kurzem gar nicht bekannt war, und man die Lehren bei der Suche nach Berufsbildungen nicht fand.» Für ihn ist klar: «Das ist die Zukunft. Irgendwann wird es Pflicht sein, alle Häuser mit Photovoltaik-Modulen abzudecken.» Sie hätten bereits Paneele, die aussähen wie Dachziegel, sogar in unterschiedlichen Farben. Einen Materialengpass sieht Kuster nicht, der Weltmarkt produziere genügend Photovoltaikmodule inklusive Zubehörkomponenten. Und auch der Erhalt einer Baubewilligung sei vorteilhaft gelöst: «Es braucht nur noch eine Baumeldung.»
”Vielleicht hänge ich noch eine Lehre als Dachdecker oder Spengler an. Zuerst werde ich aber sicher mal zwei bis drei Jahre als Solarinstallateur arbeiten.
Daniel Sommer, Solarinstallateur-Lehrling
Die Hauptabnehmer von Kusters Firma sind Eigenheimbesitzer. «Wir haben Hunderte, die ihr Dach freiwillig umrüsten. Auch wenn die Kosten anfangs vielleicht hoch sind: Eine Solaranlage hat eine Laufzeit von dreissig Jahren und ist nach zwölf Jahren amortisiert. Das ist ein Renditegeschäft ohne Risiko.» Zudem gibt es Subventionen und bei Sanierungen lassen sich die Photovoltaikanlagen steuerlich anrechnen. Und: Die Investition in Neue Energie steigert den Wert der Immobilie.
Daniel Sommer sieht durch die Solarinstallateur-Lehre viele mögliche Berufswege vor sich. «Vielleicht hänge ich noch eine Lehre als Dachdecker oder Spengler an. Zuerst werde ich aber sicher mal zwei bis drei Jahre als Solarinstallateur arbeiten. Dann kann ich überlegen und schauen, was sich ergibt.» Vor der Lehre hat ihn die Thematik der Neuen Energien nicht sonderlich interessiert. Das ist nun anders. «Ich würde es jedem empfehlen, diesen Beruf zu erlernen. Es macht mich stolz, wenn ich vor einem Dach stehe, das fertig mit Solarmodulen bedeckt ist. Da sehe ich die Arbeit, die ich gemacht habe.»
Weitere Informationen zur Ausbildung Solarmonteur oder Solainstallateur auf www.swissolar.ch
Quelle: Ricardo Gomez Angel, Unsplash
Solarmonteure sind gesucht; die Ausbildung eignet sich auch für Quereinsteiger.