Schweizer Inventar für die Gletscherschmelze
Mit der Klimaerwärmung schwinden die Schweizer Gletscher unaufhörlich. Aber wie schnell und mit welchen Auswirkungen? Das soll ein neues und umfassendes Inventar der hiesigen Gletscher zeigen.
Quelle: Dirk Beyer (CC BY-SA 3.0)
Die Schweizer Gletscher, im Bild der grosse Aletschgletscher, schmelzen. Künftig soll dank eines umfassenden Inventars besser verstanden werden, wie dies vonstatten geht.
"Die Gletscherschmelze beeinflusst die Abflussmenge in unseren Flüssen und ist damit relevant für Naturgefahren und die Katastrophenprävention, die Energieversorgung, den Verkehr, den Tourismus, Baustellen und nicht zuletzt für die Gletscherforschung", erklärt Yvo Weidmann von der ETH Zürich, der am Projekt "Glacier Monitoring Schweiz" (Glamos) beteiligt ist. Rund hundert Gletscher überwacht Glamos derzeit im Auftrag verschiedener Bundesämter. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf Veränderungen ihrer Eisdicke und Länge. Neu sollen rund 1500 Gletscher vermessen und damit ein umfassendes Inventar ihrer Veränderung erstellt werden. Allerdings ist das Inventar nicht das erste der Schweiz: Eine erste Bestandsaufnahme wurde bereits 1973 vorgenommen, ausserdem ist eine für das Jahr 1850 aus Schätzungen, Karten und Moränen rekonstruiert worden. Weitere Inventare folgten in den Jahren 2000 und 2010. Dabei kamen jedoch verschiedene Methoden zum Einsatz, was zur Folge hat, dass sich die Daten schwer vergleichen lassen.
Welcher Gletscher liefert wann wie viel Wasser?
Ab kommendem Jahr soll nun ein Inventar mit bisher unerreichter Präzision folgen, das laufend weiterentwickelt und alle vier bis sechs Jahre komplett erneuert werden soll, wie die ETH mitteilt. Dabei greift das Projekt auf bestehende Daten zurück, bereitet sie auf, verknüpft sie auch mit neuen Messdaten und glaziologischen Modellen. So lässt sich unter anderem bestimmen, wie viel Wasser ein Gletscher wann liefert. Ausserdem lasse sich anhand der Inventarnummer eines jeden Gletschers seine individuelle Geschichte nachvollziehen.
Wichtige Grundlage für das neue Inventar seien die digitalen, dreidimensionalen Karten, die das Bundesamt für Landschaftstopographie seit einigen Jahren erstellt. Eine klassische Karte zeige zwar, wo sich was befinde, aber die reine Aufsicht zeigt nur einen Bruchteil der Information. Teile eines Gletschers können mit Schutt bedeckt und der sichtbare Eiskörper nur ein Teil des tatsächlichen Gletscher sein, so Weidmann. Bei der digitalen, dreidimensionalen Karte lassen sich hingegen Schichten entfernen oder hinzufügen. (sda/aes)