16:11 BAUPRAXIS

Schöne neue Wasserwelt

Teaserbild-Quelle: zvg

aquabasilea, eine Symbiose aus Wasserwelt, Hotel, Büros und Läden, wächst gemeinsam mit dem markanten runden Büroturm weithin sichtbar in die Höhe. Der visionäre Entwurf des Schweizer Architekten Justus Dahinden wird nun Realität. Im Frühjahr 2010 soll aquabasilea in Pratteln BL seine Pforten öffnen.



Mitten im Industriegebiet Prattelns BL auf dem früheren Henkel-Areal wird zurzeit die grösste Wasserwelt der Schweiz gebaut. aquabasilea heisst aber nicht nur Badevergnügen, sondern auch einkaufen, einen kurzen Aufenthalt einlegen und arbeiten. Denn neben der Wasserwelt werden noch Dienstleistungsflächen für den Verkauf, ein Hotel mit 175 Zimmern und ein Büroturm gebaut.

«Bevor gebaut werden konnte, musste das Gelände von seinen Altlasten befreit werden», erinnert sich Baudirektor Jens Glöyer. Das sei nichts Besonderes, wie er hinzufügt, «schliesslich müssen viele Baugrundstücke vor den Bauarbeiten saniert werden.» Und die Kosten dafür trügen im Normalfall nicht die Bauherren des neuen Gebäudes, sondern die ehemaligen Grundstücksbesitzer. Im Fall Pratteln war dies der Henkel-Konzern. Seither – der Rückbau begann im April 2007 – ist jedoch schon einige Zeit vergangen und die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Zurzeit ist man vor allem mit der Inneneinrichtung beschäftigt.

So werden in der Wasserwelt die letzten Platten in den Schwimmbecken verlegt, die sechs Rutschbahnen, mit einer Gesamtlänge von über 600 Metern, fertig montiert und das Kuppeldach aus Holz, das die grösste Holzkonstruktion der Schweiz ist, abgedichtet und isoliert. Doch bevor die Bauarbeiter mit der Abdichtung und der Isolierung des Daches loslegen konnten, mussten sie auf die Holzkonstruktion eine sogenannte Dampfsperre anbringen. Diese verhindert laut Glöyer eine Wasserdiffusion. Ganz zum Schluss, nachdem die Dampfsperre, die Isolation und die Abdichtung installiert worden sind, werden auf dem Dach Aluminium-Stehpfalzbleche montiert. Diese sollen die Dachkonstruktion vor der Witterung schützen.

Auch bei den Glasfronten der Wasserwelt müssen wegen der Kondensation Massnahmen ergriffen werden. Denn um den Badegästen eine schöne Aussicht bieten zu können, muss gewährleistet sein, dass diese nicht ständig beschlagen sind. Gelöst wurde dieses Problem mit einer einfachen Lüftung, die unten am Boden direkt vor der Glasfront angebracht worden ist.

Schwingungen bedrohen Gebäude

Bei der Planung einer Wasserwelt ist der Wasserdampf jedoch nicht das einzige Problem, das es zu lösen gilt. Ein weiteres ist die Schwingungsentkopplung, die die Schwimmbecken betrifft. Wie Glöyer erklärt, sind die Becken durch das Wasser nämlich ständig in Bewegung. «Wenn man nichts dagegen unternimmt, können diese Schwingungen auf das Gebäude übertragen werden.» Glöyer betont zwar, dass diese aus der Wellenbildung resultierenden Schwingungen keine grosse Gefahr darstellen. Gleichzeitig räumt er aber auch ein, dass Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen sind. Deshalb habe man zwischen den Bassins und dem Gebäude Bewegungsfugen eingebaut und die Becken unabhängig gegründet. «So werden die Schwingungen, die vom Becken ausgehen, abgekoppelt, so dass das Gebäude nicht mehr davon tangiert ist.»

Von den Bewegungsfugen ist mittlerweile aber nicht mehr viel zu sehen. Beobachten kann man dagegen die Plattenleger, die auf Knien rutschend in den Bassins ihre Arbeit verrichten. Sie verlegen die Platten genau nach Plan. Glöyer weist darauf hin, dass diese Arbeit keineswegs einfach ist. Die Muster, die die Schwimmbeckenböden aufweisen, seien nämlich sehr komplex. Wie ein Mosaik, das beim Legen höchste Konzentration erfordern würde.

Gearbeitet wird jedoch nicht nur in, sondern auch um die Becken herum. Denn oberhalb davon muss der Boden verfugt, mit einer zementösen Abdichtung isoliert und zum Schluss gereinigt werden. Und zwar besonders sorgfältig. Denn der Boden besteht aus Naturstein (Serpentin) aus dem Berninamassiv.Ebenfalls aus Stein bestehen die Dekorationen um die Schwimmbecken und an den Wänden der Wasserwelt-Halle. Allerdings nicht aus echtem Naturstein, sondern aus Styropor, der mit Spritzbeton behandelt wurde. «Um die Kunstfelsen möglichst echt wirken zu lassen, werden sie zum Schluss von Hand bemalt», erklärt Glöyer.

Diebstahl-Risiko

Während man in der Wasserwelt mit Steinen, Wasserrutschen und Abdichtungen beschäftigt ist, drehen sich die Fragen im Hotel um Betten, Fernseher und sanitäre Einrichtungen. «Die Arbeit hier geht eigentlich ziemlich schnell vonstatten», meint Glöyer. Der Grund hierfür liege darin, dass die Einrichtungen schon alle vorgefertigt seien. «Wir müssen sie also nur noch einbauen und dafür sorgen, dass die Sachen nicht abhanden kommen.» Bei einer so grossen Baustelle – insgesamt sind hier 340 Bauarbeiter beschäftigt – bestehe nämlich ein gewisses Diebstahl-Risiko.

Im Büroturm hingegen ist das kein Problem. Denn der Innenausbau ist Sache der Mieter. «Unsere Aufgabe besteht lediglich darin, ein funktionstüchtiges Gebäude mit Grundausbau zu erstellen», erklärt Glöyer. Konkret bedeutet dies: Brandschutz und Lifte sind in Funktion, WC vorhanden und Doppelboden in der Mietfläche. Nicht vorhanden sind dagegen Gang und Trennwände – und eben der Innenausbau. «Damit jeder Mieter das Büro seinen Wünschen entsprechend einrichten kann, lassen wir den Grundriss offen», so Glöyer. Dasselbe gelte auch für die Läden, die sich im selben Querbau befinden wie das Hotel. Im Büroturm und in den Läden müssen deshalb nur noch die Leitungen gezogen und die Decken sowie die Böden fertig gestellt werden.

Ausserhalb der drei Gebäude sind die Bauarbeiter vor allem damit beschäftigt, die Strassen und die 200 Aussenparkplätze zu erstellen. Des Weiteren bauen sie an der grossen Ringmauer, die den Freizeit- und Geschäftskomplex umgibt. Die Mauer, die bis zu neun Meter hoch und mit Aushub aus der ehemaligen Baugrube gefüllt ist, schliesst den Komplex aber nur zur Hälfte ein. Und zwar dort, wo die Gleise in unmittelbarer Nähe zum Komplex liegen. Grund: Die Züge, die auf diesem Streckenabschnitt verkehren, sind dann und wann mit Gefahrengütern beladen. Falls einer der Züge entgleisen sollte, könnte das ein Sicherheitsrisiko für den Komplex bedeuten. «Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, ist zwar sehr klein», erklärt Glöyer, «aber um für alle Fälle gewappnet zu sein, hat der Kanton darauf bestanden, dass die Mauer erstellt wird.»

Wasserwelt

Das Kuppeldach bildet einen eindrücklichen Raum. In der Mitte, wo das Dach eine Höhe von 18 Metern erreicht, wird es von vier Stützen getragen. Darunter bieten voneinander getrennte Bereiche Attraktionen für unterschiedliche Zielgruppen. Mitten im Raum befindet sich der Relax-Bereich. Dieser Bereich, in dem sich Becken mit Fontänen, Massagedüsen und Wasserfällen sowie ein der Tessiner Verzasca nachempfundener 250 Quadratmeter grosser Bergbach mit Ruhepools und künstlichen Felsen befindet, ist für eher ältere Besucher konzipiert. Für Kinder, Jugendliche und Familien gedacht ist die angrenzende «Badehalle Action» mit einem 220 Quadratmeter grossen Wellenbad, einem Aktivbassin mit Netzen, Schwingseilen, einer Kletterwand und Becken für Babys und Kleinkinder. Hauptattraktion der Wasserwelt sind die sechs Rutschbahnen mit einer Gesamtlänge von rund 660 Metern; darunter eine 16 Meter lange Free-Fall-, eine 132 Meter lange Reifenrutschbahn und zwei BlackHole-Rutschbahnen mit Licht- und Wassereffekten. Zur Entspannung sind in der Wasserwelt ausserdem mehrere Saunen wie zum Beispiel eine Biosauna mit Farblichteffekten vorgesehen. Neben der Halle mit dem Holzdach befindet sich zudem noch ein Aussenbereich. Darin sind ein Badesee mit Grotte und Whirlpool, ein Kinderbecken und ein 125 Meter langer Wildbach durch eine Felslandschaft geplant. Unter freiem Himmel sollen ausserdem noch eine finnische Heiss-Sauna mit einem Biotop, ein Solebecken und ein Bergbach entstehen. Das Angebot abrunden werden ein Fitnessbereich, ein Spa, ein Selbstbedienungsrestaurant, ein Sommercafé und mehrere Bars. Die Investoren rechnen mit 650 000 Besuchern im Jahr.

Hotel

Das «Courtyard by Mariott» im Querbau ist als Vier-Sterne-Hotel mit 175 Zimmern konzipiert. Es wird als Franchise-Unternehmen von SV Schweiz geführt und soll vor allem Geschäftsleute, aber auch Freizeitreisende ansprechen. Neben einem Restaurant bietet das Hotel auch 415 Quadratmeter Konferenzfläche und direkten Zugang zur Wasserwelt. Es zeichnet sich durch eine zurückhaltende, moderne Gestaltung mit einem Hauch von Retro-Design aus. Diesem Stil folgt auch die Lobby, wo leuchtende Farben, runde Formen und edle Materialien Frische und Geborgenheit ausstrahlen sollen.

Einkaufen und Büroturm

In der Mall – neben dem Eingangsbereich der Wasserwelt – und in einem Zwischengeschoss des Hotels entstehen auf 2500 Quadratmetern Geschäfte mit Mode-, Sport- und Freizeitartikeln. Des Weiteren sollen auf dieser Fläche Arzt- und Physiotherapiepraxen und Schönheitssalons zu finden sein. Im Turm entstehen auf zehn Stockwerken und auf einer Fläche von 5300 Quadratmetern ausschliesslich Büros. Für Autofahrer werden 500 Innen- und 200 Aussenparkplätze zur Verfügung gestellt. Für alle anderen steht ein Shuttlebus bereit, dessen Haltestation sich nahe des Prattelner Bahnhofs befinden wird. (Florencia Figueroa)

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