Schindler Campus: Industriecampus mit Pioniercharakter
Auf dem Schindler Campus in Ebikon LU entwarf das Architekturbüro Burckhardt + Partner drei Neubauten und plante einen Umbau. Punkto Nachhaltigkeit will der Campus die Nase vorn haben. Mit viel Hightech und Dutzenden Massnahmen wird die internationale Zertifizierung Leed auf Goldlevel angestrebt.
Der Lifthersteller Schindler hat sich in der Ebene des Rontals über Jahrzehnte zu einem grossmassstäblichen Produktions- und Verwaltungsstandort ausgeweitet. Markanteste Gebäude im Gros der unterschiedlichen Bauten sind der schlanke, knapp 60 Meter hohe Testturm und die historische Produktionshalle mit dem Sheddach, die 1957 erbaut wurde. Im Jahr 2015 wurde der Südteil des Schindler Campus bereits um ein Parkhaus erweitert, und seit zwei Jahren gehen auf dem Gelände zwischen Rotkreuz und Luzern weitere bauliche Veränderungen vonstatten. Das global tätige Architekturbüro Burckhardt + Partner bekam den Auftrag, das Bürogebäude mit Baujahr 1972 zu sanieren und mit drei Neubauten zu ergänzen: einem Visitor Center, einem Personalrestaurant und einem Auditorium.
Im Dezember 2018 wurde das Managementgebäude (ehemals Bürogebäude) fertiggestellt, das neue Personalrestaurant im März 2019 eröffnet. Das Visitor Center sowie das Auditorium sind derzeit noch im Bau und sollen im Herbst dieses Jahres eröffnet werden. Das Visitor Center wird das Herzstück des von Burckhardt + Partner geplanten Ensembles bilden und ist als markanter Kubus gestaltet. Als verbindendes Element zum Managementgebäude dient der Sockelbau mit Personalrestaurant und Empfangsfoyer. Das Auditorium ist unterirdisch angelegt. Um den verschiedenen Baukörpern eine einheitliche Optik zu verleihen, entwickelte das Architekturbüro die bereits auf dem Campus vorhandene Fassadensprache mit horizontalen Bändern weiter. So statteten sie auch das Managementgebäude und das Visitor Center mit markanten Bändern aus. Neu- und Bestandsbauten auf dem Areal werden mit einem parkähnlichen Aussenbereich einheitlich zusammengefasst.
Nachhaltige Tradition
Das Managementgebäude, das in drei Etappen erstellt wurde, bekam eine komplett neu organisierte Raumstruktur. Die enge Bürozellenstruktur wurde mit einem grosszügigen und flexiblen Open-Space-Konzept ersetzt. «Auf jedem Geschoss befinden sich neben den Gruppenarbeitsplätzen neu nur noch zwei Einzelbüros. Die Arbeitsplätze werden ergänzt mit Meetingräumen, einer Teeküche, einem Loungebereich sowie Rückzugsräumen. Erschliessung und Technik wurden zu einem Kern nach innen verlegt», sagt Architekt Christian Zerreis, Projektverantwortlicher von Burckhardt + Partner (siehe «Nachgefragt», Seite 12). Die so entstandene helle Bürolandschaft mit einer Geschossfläche von 10 600 Quadratmetern biete rund 300 Arbeitsplätze und sei eine Wende in der Arbeitskultur von Schindler, fügt er an. Der Komfort für die Angestellten ist ein wichtiges Anliegen des Liftunternehmens. Und er gehört unter vielen anderen Punkten auch zu den Kriterien, die vom Zertifizierungsstandard Leed (siehe «Zertifizierung nach Leed-Standard», Seite 11) bewertet werden.
Das Thema Nachhaltigkeit hat beim Global Player im Liftgeschäft Tradition. So konnte beispielsweise in den vergangenen Jahren der Wasserverbrauch am Schweizer Hauptsitz dank diverser Massnahmen um 80 Prozent reduziert werden. Für das Unternehmen war deshalb von Beginn an klar, dass beim Bauvorhaben mit einem Kostenvolumen von 130 Millionen Franken ein Nachhaltigkeitszertifikat angestrebt werden soll. Weil Schindler eine weltweit agierende Firma ist, sollte dieses international sein. Von den drei heute global etablierten internationalen Standards, DGNB, Breeam und Leed, entschied man sich bei Schindler für letzteren.
In der ganzen Schweiz sind bisher 66 Gebäude nach dem Label Leed zertifiziert worden, darunter etwa das Nespresso-Gebäude in Romont FR, die Swiss Re in Zürich oder The Circle am Flughafen Zürich. Streben Schweizer Bauherren diesen Standard an, brauchen sie einen spezialisierten Partner, der Planung und Prozess begleitet. Nicht zuletzt deshalb, weil Leed auf amerikanischen Normen beruht, und es somit auch weitreichende «Übersetzungsarbeit» brauche, betont Elena Arnold. Die Umweltingenieurin arbeitet beim Schweizer Unternehmen Intep, das nachhaltige Bauprozesse und Leed-Zertifizierungen begleitet.
«Mit der Übersetzungsarbeit ist gemeint, dass wir für die Planer den Übertrag von amerikanischen auf Schweizer Normen schaffen und sicherstellen, dass vom einheimischen Standard abweichendeAnforderungen richtig verstanden beziehungsweise entsprechend umgesetzt werden», so die Umweltingenieurin, die zusätzlich ein Attestat Leed Building Design + Construction gemacht hat und bei Schindler als Projektleiterin Leed fungiert. Die ganze Kommunikation mit der Zertifizierungsstelle in Amerika lief ausschliesslich über Intep. «Auch die energetische Gebäudesimulation, die nach dem amerikanischen Standard ‹ASHRAE› durchzuführen ist, liegt in unserem Verantwortungsbereich», präzisiert Arnold.
Quelle: Pius Amrein
Die Vormontage der Photovoltaikmodule für das Dach des Carports.
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