Schallabsorber aus Myzel: Wenn Pilze Lärm abschirmen
Mittels 3D-Druck hergestellte Schallabsorber aus pilzbasiertem Material oder Myzel sind nicht nur nachhaltig sondern auch effektiv. Zurzeit arbeitet ein Wissenschaftsteam der Fraunhofer Institute an solchen Schallabsorbern.
Quelle: Guido Blokker, Unsplash
Pilze (Symbolbild)
Während Schallabsorber etwa zum Beispiel im Grossraumbüro oder zu Hause für weniger akustischen „Müll“ und mehr Ruhe sorgen, bestehen sie oft als Mineralfasern oder Kunststoffschäumen. Einige davon sind weder nachhaltig, noch lassen sie sich gut wiederverwerten. Geht es nach einem Wissenschaftsteam der Fraunhofer-Institute für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) und für Bauphysik (IBP) bieten pilzbasierte Stoffe eine umweltfreundliche, wirkungsvolle Alternative.
Struktur aus Hyphen
Die Frau hinter der Idee ist Julia Krayer, Projektleiterin am UMSICHT. Sie arbeitet seit Jahren an Biomaterialien. „Im Rahmen der Materialentwicklung stehen pflanzliche Substrate und Pilzmyzel im Fokus“, erklärt Krayer. Das Myzel besteht aus einem feinen Geflecht aus Fäden von Pilzen, sogenannten Hyphen. Diese wachsen unterirdisch und können sich, je nach Art, über eine Fläche von einem Quadratkilometer erstrecken. Für das Projekt züchten die Forscherin und ihre Kollegen die Myzel-Fäden allerdings im Labor.
Zunächst wird das Pilzmyzel mit einem pflanzlichen Substrat bestehend aus Stroh, Holz und Abfällen aus der Lebensmittelproduktion vermischt und danach mit einem 3D-Drucker in eine beliebige Form gedruckt. „Daraufhin wird das gesamte Substrat von den Myzel-Fäden durchwachsen und bildet so eine feste Struktur“, so Krayer. Hat das Myzel das feinkörnige Substrat durchdrungen, wird die Form im Ofen getrocknet und der Pilz damit abgetötet. Das derart entstandene Material verfüge über offene Zellwände, könne dadurch Schall aufnehmen und eigne sich mit gedruckten Porenstrukturen sehr gut als Schallabsorber, heisst es dazu in der Medienmitteilung.
Lärm: Perfektioniert absorbiert
Neben dem hohen Wirkungsgrad, den Faktoren der Nachhaltigkeit sowie der Ressourcenschonung haben die pilzbasierten Schallabsorber laut Fraunhofer Institut weitere Vorteile. „Durch die feste, vom Pilzmyzel durchwachsene Struktur wären in Zukunft Schallabsorber aus deutlich dünneren Schichten möglich“, sagt Roman Wack, Projektpartner von Julia Krayer und Mitarbeiter des Fraunhofer IBP in Stuttgart.
Der Einsatz des 3D-Druckers bei der Produktion des Materials ermöglicht eine im Voraus geplante Porenstruktur im Inneren des Absorbers. Diese Struktur kann durch den Drucker gezielt hergestellt werden und lässt sich im Laufe der Forschung optimieren. Die Forscher nehmen an, dass so perfektionierte und sehr nachhaltige Schallabsorber hergestellt werden können, die aktuelle Produkte übertreffen. Zurzeit wird am UMSICHT an verschiedenen Prototypen gearbeitet, die später am IBP getestet werden sollen. (mai/mgt)