Mittelalterliche Turmruine in Richensee LU vor Zerfall bewahrt
Die mittelalterliche Turmruine in Richensee LU ist umfassend instandgesetzt worden. Das denkmalgeschützte Bauwerk hat ein Holzdach erhalten, mit dem das Mauerwerk geschützt wird. Zudem wurde auch den tierischen Bewohnern Rechnung getragen.
Quelle: zvg, Kanton Luzern
Die unter Denkmalschutz stehende Turmruine in Richensee wurde umfassend saniert. Ein neues Holzdach schützt das Mauerwerk des Baus künftig dauerhaft vor Witterung.
Der unter Denkmalschutz stehende Turm in Richensee stammt aus dem Jahr 1240 und gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Ruinen im Kanton Luzern. Bis heute sind seine Mauern fast in ganzer Höhe erhalten geblieben. Ihr baulicher Zustand war jedoch seit längerem schlecht; vor allem im Turminneren bestand Einsturzgefahr von Mauerwerkpartien. Erste Sofortmassnahmen wurden 2013 mit einer provisorischen Folien-Überdachung und einer behelfsmässig statischen Sicherung des inneren Mauerwerkmantels mit Spriessung ergriffen.
Vergangenes Jahr startete der Kanton als Eigentümer der Ruine dann schliesslich mit einer Gesamtsanierung. Nun ist diese abgeschlossen, wie die Staatskanzlei am Dienstag mitteilte. Um den Turm für die Zukunft zu sichern, wurden verschiedene Massnahmen durchgeführt. Unter anderem wurde das Natursteinmauerwerk instandgesetzt und statisch gesichert und schadhafte Steine im äusseren Mauerwerksmantel restauratorisch konserviert. Der Turm hat ausserdem ein Holzdach erhalten und besitzt im Inneren nun einen Kontrollgang für Inspektionen.
Schleiereulen und Mauersegler wohnen im Turm
Eine besondere Herausforderung bei der Sanierung stellten laut der Staatskanzlei die tierischen Bewohner in der Ruine dar; in vielen Ritzen und Hohlräumen im Gemäuer des mittelalterlichen Bauwerks haben sich Schleiereulen, Mauersegler und Fledermäuse eingenistet. Diese verschlafen hier unentdeckt den Tag und fliegen erst nachts zur Jagd aus. Mauersegler nutzen die Hohlräume zwischen April und August als Brutplätze und sind während dieser Zeit gut sicht- und hörbar.
Quelle: zvg, Kanton Luzern
Unter dem neuen Holzdach wurden für Mauersegler und Fledermäuse zusätzliche Nistplätze geschaffen.
Da die Tierarten auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen, konnten die Bauarbeiten erst mit dem Ende der Brutzeit der Mauersegler starten und mussten aus Rücksicht während der kalten Jahreszeit durchgeführt werden. Im Zuge der Arbeiten wurde aber nicht nur der Turm Instandgesetzt, sondern auch weiterer Lebensraum für die Tiere geschaffen: Unter dem Holzdach wurden für Mauersegler und Fledermäuse zusätzliche Nistplätze eingerichtet.
Architektonisches Meisterwerk seiner Zeit
Der Burgturm von Richensee wurde in den Jahren um 1240 von den Grafen von Kyburg als Sitz ihres Vogtes im Seetal errichtet. Nach dem Aussterben der Grafenfamilie fiel die Anlage 1264 an die Grafen von Habsburg. Das um den Turm entstandene Dorf Richensee entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Marktort, die Burg wurde zum Verwaltungszentrum eines habsburgischen Amtes. Gemäss spätmittelalterlichen Chroniken wurde der Turm während des Sempacherkriegs 1386 zerstört und ist seither eine Ruine.
Der Turm ist nicht nur historisch ein herausragender Zeuge, sondern auch architektonisch ein Meisterwerk seiner Zeit, heisst es in der Mitteilung der Staatskanzlei. Das aus grossen, unbehauenen Findlingen bestehende Mauerwerk sei bewusst archaisch gestaltet und verfügte ursprünglich über einen hölzernen Obergaden. Die Handwerkskunst der mittelalterlichen Bauleute zeige sich in den Baudetails, etwa in der Ausgestaltung des frühgotischen Hocheingangs.
Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich laut Mitteilung auf 950'000 Franken. (mgt/pb)
Quelle: zvg, Kanton Luzern
In vielen Ritzen und Hohlräumen im Gemäuer haben sich Schleiereulen, Mauersegler und Fledermäuse eingenistet.
Quelle: zvg, Kanton Luzern
Der Turm gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Ruinen im Kanton Luzern.