12:47 BAUPRAXIS

Rückbau von Kernkraftwerk Mühleberg: Über 3'500 Tonnen Material demontiert

Teaserbild-Quelle: BKW

Seit knapp einem Jahr laufen die Arbeiten für den Rückbau im Kernkraftwerk Mühleberg (KKM). Über 3‘500 Tonnen Material wurde bereits demontiert. Die Arbeiten sind auf Kurs, wie der Berner Energiekonzern BKW am Mittwoch mitteilt.

Aushub Generator-Stator bei Kernkraftwerk Mühleberg

Quelle: BKW

Aushub eines der beiden 144 Tonnen schweren Generator-Statoren.

Am 20. Dezember 2019 stellte die BKW den Betrieb des Kernkraftwerks Mühleberg (KKM) endgültig ein. Anfang Januar 2020 startete anschliessend der Rückbau des Leistungsreaktors. Der Berner Energiekonzern setzt dabei vor allem auf die eigenen Mitarbeitenden, wie er am Mittwoch in einem Communiqué zum Fortschritt der Arbeiten schreibt. Die langjährige Planung habe sich ausgezahlt. 

Die Anlagenkenntnisse und das Fachwissen der Mitarbeitenden seien für den Rückbau von grosser Bedeutung, so Stefan Klute, Leiter Stilllegung und Entsorgung. Mitunter eine der grössten Herausforderungen im ersten Jahr war die Corona-Pandemie. Das KKM sei jedoch gut vorbereitet gewesen. Dies dank eines Konzepts, welches bereits im Zusammenhang mit früheren Pandemien erstellt wurde und rasch auf die Corona-Pandemie angepasst werden konnte. 

Zerlegung von radioaktiven Komponenten 

Trotz der Pandemiesituation ist das Projekt für den Rückbau gemäss BKW im Zeit- und Kostenplan. So wurden im Reaktorgebäude Ende März 2020 bereits der Reaktordruckbehälter geöffnet und sämtliche Brennelemente ins mit Wasser gefüllte Lagerbecken verschoben. Diese kühlen dort ab, ehe sie ab 2022 ins Zwischenlager nach Würenlingen transportiert werden können. Auch die Steuerstäbe und ihre Antriebe, die die Leistung während des Betriebs steuerten, wurden mittlerweile ausgebaut. 

Rückbau AKW Mühlenberg

Quelle: BKW

Die Werkzeuge für das Zerschneiden der Kerneinbauten unter Wasser.

Ein unabhängiges Sicherheitskühlsystem stellt mittlerweile die Kühlung des Brennelement-Lagerbeckens sicher. Im Reaktorgebäude wurde ausserdem nicht mehr benötigtes Material oberhalb des Reaktors entfernt. All diese Vorgänge waren Voraussetzungen der Aufsichtsbehörde des Eidgenössischen Nuklerarsicherheits-Inspektorats ENSI für den Übergang in die Stilllegungsphase 1. Diese konnte termingerecht im September 2020 erreicht werden, wie aus der Mitteilung hervorgeht. 

In einer nächsten Etappe stehe nun die Ausserbetriebnahme von nicht mehr benötigten Systemen im Reaktorgebäude und im Maschinenhaus an. Neben den anschliessenden ersten Demontagearbeiten beginnt dann auch die Zerlegung der Kerneinbauten. Dabei handelt es sich um Komponente, die während des Betriebs im Inneren des Reaktors waren. Diese sind entsprechend hoch radioaktiv und werden von Experten mit spezifischem Werkzeug unter Wasser zerschnitten und verpackt. 

3‘500 Tonnen Material demontiert 

Im ersten Jahr des Rückbaus sei es vor allem darum gegangen, im Maschinenhaus nicht mehr benötigte Anlagezeile ausser Betrieb zu nehmen und zu demontieren. Dazu zählten beispielsweise die Turbinen und Generatoren. Diese waren während des Betriebs von Splitterschutzsteinen umgeben, die bei einem mechanischen Schaden vor Beschädigungen geschützt hätten. Inzwischen wurden diese Steine entfernt. 

Über 3‘500 Tonnen Material wurde im ganzen Kernkraftwerk bislang demontiert. Davon alleine rund 2‘500 Tonnen im Maschinenhaus. In letzterem wurde dadurch Platz geschaffen und eine spezielle Infrastruktur für die Reinigung des Materials von Radioaktivität eingerichtet. Dieser Prozess setze sich teilweise aus mehreren Schritten zusammen, wie die BKW weiter schreibt. Unter anderem kommen dabei Nass- und Trockenstrahlanlagen zum Einsatz. 

Finanzierung der Stilllegung gesichert 

Für hochspezialisierte, einmalige Aufgaben, wie beispielsweise die Zerlegung der Kerneinbauten werden Dienstleister und Experten beigezogen. Diese verfügen laut dem Energiekonzern über internationale Erfahrung im Rückbau von Kernkraftwerken. Die wichtigsten dieser Aufträge seien bereits vergeben und die nötigen Fremdleistungen damit gesichert. Auch die Finanzierung der Stilllegung sowie die Entsorgung der radioaktiven Abfälle sei sichergestellt. Die BKW kommt für die notwendigen Kosten vollumfänglich auf. (pb/mgt)

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