Römischer Tempel am Kurplatz in Baden entdeckt?
Bei der Erneuerung der Thermalwasserleitungen auf dem Kurplatz in Baden wurden Fragmente von Altären und einer Inschrift gefunden. Diese deuten auf einen römischen Sakralbau hin, der mit den Thermalquellen in Verbindung steht.
Quelle: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
Blick auf den Kurplatz in Baden mit der in der Platzmitte liegenden Ausgrabungsfläche im Bereich des Leitungsgrabens.
Seit über 2000 Jahren werden die Thermalquellen in Baden AG zum Baden genutzt. Bereits die Römer bauten hier grosse Thermen und die Bäder galten in der frühen Neuzeit als berühmtester Badeort im deutschsprachigen Raum. Über die Jahrhunderte wurden so zahlreiche Spuren im Boden und an den heute noch bestehenden Gebäuden hinterlassen.
Die Leitungsarbeiten im Bereich des Kurplatzes in Baden wurden dementsprechend seit Frühling 2020 durch die Kantonsarchäologie begleitet. Mitte Mai wurde so bereits eine Ecke des historischen Verenabads gefunden. Unterdessen seien weitere Funde zutage getreten, die zum Verständnis des antiken Badeorts «Aquae Helveticae» beitragen würden, wie das kantonale Departement für Bildung, Kultur und Sport am Mittwoch mitteilte.
So legte das Grabungsteam in den letzten Wochen in einem Leitungsgraben, der am westlichen Platzende in Richtung Platzmitte führt, eine komplexe Befundsituation frei. In römischer Zeit habe hier im Umfeld der wichtigsten Quelle – des «Grossen Heissen Steins» – ein grundlegender Umbau stattgefunden. In diesem Zusammenhang wurden grosse Mengen an Bauschutt planiert und darin wiederholt steinerne Architekturfragmente, wie Gesimse und Elemente von Altären gefunden.
Ein Sakralbau im Zentrum
Die Fundstücke würden darauf hinweisen, dass hier der Abbruchschutt eines Kultgebäudes deponiert wurde. In römischer Zeit waren Kultbauten im direkten Umfeld einer Thermalquelle keine Seltenheit, sondern die Regel, wie das Departement weiter schreibt. Dies würden Beispiele aus Gallien, Germanien oder Italien belegen, die zeigen, dass die Nutzung von Thermalwasser zu Heilzwecken in untrennbarem Zusammenhang mit kultischen Handlungen stand.
Vor diesem Hintergrund liessen sich auch die in den 60er Jahren im Bereich der wichtigsten Quelle geborgenen Votivstatuetten und grosse Mengen an keltischen und römischen Münzen sowie möglicherweise auch die in der Kirche St. Sebastian in Wettingen sekundär verbaute Isis-Weiheinschrift erklären.
Die neuen Funde belegen nun einen Sakralbau, in dem mehrere Altäre standen und in dem Votivgaben deponiert wurden. Im Bauschutt wurde ausserdem das Fragment einer Monumentalinschrift gefunden, die einst wahrscheinlich in einem Gebäude eingemauert war. Die Inschrift werde derzeit von Experten analysiert und könne vermutlich Hinweise zum Stifter und die Adressdaten des zugehörigen Gebäudes liefern.
Freibad wird ebenfalls freigelegt
Nach der Freilegung des historischen Verenabads, wird nun in den folgenden Wochen auch das Freibad punktuell freigelegt, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Dadurch könne auch bei diesem Badebecken die Bauweise und der Erhaltungszustand mit den historischen Quellen verglichen werden.
Denn diese würden nicht immer präzise die materiellen Befunde wiedergeben, wie das Beispiel Verenabad gezeigt habe. Erst die archäologischen Untersuchungen konnten den römischen Ursprung des Badebeckens belegen, das bis 1840 als öffentliches Bad genutzt wurde. Ob dies auch beim Freibad der Fall war, werden die Sondierungen der Kantonsarchäologie zeigen.
Erhalt für künftige Generationen
Die Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen würden die Grundlage für das Verständnis des Badeorts von der Römerzeit bis heute liefern und dabei helfen, den künftigen Umgang mit dem historischen Erbe am Kurplatz besser planen zu können.
So könne der Schutz und die Erhaltung für künftige Generationen im Sinne des Kulturgesetzes sichergestellt werden. Die Resultate der archäologischen Untersuchungen würden zudem eine wichtige Grundlage für die nachhaltige Vermittlung des antiken Badeortes bilden. (pb/mgt)
Quelle: Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
Römischer Altar mit Inschrift, die vermutlich den Stifter und die Adressaten benennt.