Pläne für zweite Gotthard-Röhre nehmen Gestalt an
Die Vorbereitungen zum Bau des zweiten Gotthard-Strassentunnels sind in vollem Gang. In Göschenen UR liessen sich rund 200 Personen über das Ausführungsprojekt informieren.
Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des Generellen Projekts mit Linienführung, Dimensionierung und anderen Eckwerten, das der Bundesrat im Herbst verabschiedet hat. Das Ausführungsprojekt enthält nun detailliertere Pläne, den technischen Bericht und den Umweltverträglichkeitsbericht (UVB). Gemäss diesem hat vor allem der Bau Auswirkungen auf die Umwelt, wie es in einer Mitteilung des Bundesamts für Strassen (Astra) heisst. Der Betrieb der beiden Röhren soll keine zusätzlichen negativen Auswirkungen haben, weil die Verkehrskapazität nicht erhöht wird.
Renaturierung geplant
Auf der Nordseite des Gotthards in unmittelbarer Nähe des Tunnelportals eignen sich nur sehr wenige Flächen für Kompensationsmassnahmen. Der Kanton Uri hat daher ein Landschaftsentwicklungskonzept im Göscheneralptal vorgeschlagen. Zur Renaturierung der Flachwasserzone im Urnersee können etwa 2,8 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial aus dem Tunnelvortrieb eingesetzt werden. 1 Million Tonnen wird als Baumaterial wiederverwendet.
Weitere 2,5 Millionen Tonnen werden im Raum Airolo gebraucht: einerseits zur Geländemodellierung, andererseits für die Überdeckung der Autobahn. Zwischen der Ausfahrt des Gotthardtunnels und dem Stalvedrotunnel soll ein rund 1000 Meter langer Autobahnabschnitt eingehaust werden. So entstehen insgesamt 90'000 Quadratmeter Grünfläche. Zudem sollen der bestehende Autobahnanschluss und die Zufahrt zur bisher vorhandenen Passstrasse komplett umgestaltet werden. Die Gesamtkosten liegen bei rund 100 Millionen Franken. 50 Millionen steuert das Astra bei, und 50 Millionen der Kanton Tessin. Das Kantonsparlament bewilligte den Kredit am Dienstag einstimmig.
Das nordseitige Infozentrum findet im bestehenden Bahnhofgebäude in Göschenen Platz. Zur Unterbringung der Bauarbeiter wird im Zentrum ein Gebäude für 90 Personen errichtet. Nach Abschluss der Arbeiten kann dieses zu Wohnungen umgebaut werden. Auch neu gezogene Fernheizungsleitungen, Schutzbauten und eine für die Bauarbeiten notwendige Brücke sollen beibehalten werden.
Einsprachen möglich
Die Unterlagen des Ausführungsprojekts liegen bis am 4. Juni in Göschenen, Wassen und Airolo zur Einsichtnahme auf. Dagegen kann Einsprache erhoben werden. An der Informationsveranstaltung seien die Pläne jedoch sehr wohlwollend aufgenommen worden, hiess es beim Astra auf Anfrage.
Der Bau des zweiten Gotthard-Strassentunnels kostet knapp 2 Milliarden Franken. Mit der Sanierung der bestehenden Röhre belaufen sich die Kosten auf 2,8 Milliarden Franken. Wann der Startschuss für die Bauarbeiten fällt, hängt von der Dauer der Planung und allfälliger Beschwerdeverfahren ab. Im besten Fall können die Bauarbeiten 2020 beginnen. Der Rohbau könnte bis 2025 fertiggestellt werden. Die Eröffnung der zweiten Röhre ist frühestens für Ende 2027 geplant. 2028 bis 2030 würde die bestehende Röhre saniert. Ab 2030 könnte der Verkehr dann durch beide Tunnel geführt werden. (sda)