Neue Lignatec-Publikation zu Schutzbauten aus Holz gegen Erosion und Lawinen
Wie Schutzbauten aus Holz gegen Erosion, Rutschungen und Lawinen sowie im Wildbachverbau konstruiert sein müssen, erklärt eine neue Publikation aus der „Lignatec“-Reihe von Lignum anhand von Beispielen. Sie richtet sich an Planer und Forstbetriebe.
Quelle: Guido Thalmann, Willisau/LIGNUM
Temporäre Verbauung ( mehr als 20 Jahre Einsatz) mit druckimprägnierten Drei-Bein-Böcken als Schutz gegen Schneerutsche in Arosa.
Alljährlich verursachen Naturgefahren wie Rutschungen, Murgänge, Hochwasser, Steinschlag und Lawinen in der Schweiz Schäden im Umfang von 100 bis 300 Millionen Franken. Dafür, dass ihre Zahl künftig weiter ansteigt, dürften der Klimawandel aber auch das Siedlungswachstum und die damit verbundene zunehmend dichtere Bebauung sorgen. Eine der Massnahmen, mit denen solche Naturgefahren eingedämmt werden können, ist das Errichten von Schutzbauten.
Ob Hangsicherung, Hochwasserschutz-Infrastrukturen in Wildbacheinzugsgebieten oder Lawinenverbauung: Die Schweiz hat kann bei solchen Schutzbauten auf eine lange Tradition zurückblicken, sie sind über die Jahrhunderte perfektioniert worden. Oft diente und dient Holz aus der Umgebung als Baumaterial, nebst der häufig verwendeten Fichte und Tanne eignet sich laut Lignum im Besonderen auch Lärchen- oder die Edelkastanienholz. Dies, wegen seiner natürlichen Dauerhaftigkeit. Schweizer Holz wird aber auch für innovative Produkte wie zum Beispiel Holzwollvliese verwendet, die zum Schutz vor Erosion eingesetzt werden.
Nachhaltige Schutzbauten aus Rundholz
In den letzten Jahrzehnten waren neben Holz vielfach auch Baustoffe wie Stahl, Beton oder Kunststoffe das Material der Wahl. Sie haben laut Lignum wegen ihrer spezifischen Eigenschaften bei Schutzbauten durchaus ihre Berechtigung. Es empfehle sich, je nach Anwendungsfall, zu erwartendem Ereignis und gewünschter Nutzungsdauer einen Baustoff zu wählen, der alle technischen Anforderungen optimal erfülle, schreibt Gunther Ratsch, Mitautor der Lignatec-Ausgabe ‹Naturgefahren mit Holz begegnen›, in einem Artikel zur neuen Publikation. Schutzbauten aus Rundholz überzeugten indessen grundsätzlich immer hinsichtlich Nachhaltigkeit, dies vor allem bei der Verwendung von lokalen Ressourcen und im Zusammenspiel mit ingenieurbiologischen Massnahmen.
Entscheidend dafür, dass sie lange genutzt werden können ist neben dem geeigneten Holz auch die Konstruktion, die Gestaltung und die Qualität der Verarbeitung. Zudem darf die mechanische Beanspruchung nicht zu extrem sein, und Unterhalt und Überwachung der Bauwerke spielen ebenfalls eine Rolle. Müssen bei Verbauungen im Lawinen- und Gleitschneeschutz für eine lange Lebensdauer möglichst trockene Verhältnisse angestrebt werden, sollten sie laut Ratsch im Wasserbau auf eine andauernd hohe Holzfeuchte ausgerichtet sein. Besonders gefährdet – und entsprechend zu schützen – seien Bauteile in wechselfeuchten Bedingungen. Dies ist zum Beispiel bei Lawinen- und Gleitschneeschutzmassnahmen vor allem im Übergangsbereich der Fall, etwa von Stützen zum Boden.
Geologische Prozesse und Eigenschaften von Holz verstehen
Weil es für den korrekten Einsatz von Holz auch Wissen um geologische
Prozesse und um die Dauerhaftigkeit von Holz im Aussenbereich braucht, wird in
den Kapiteln der Lignatec-Publikation ‹Naturgefahren mit Holz begegnen›
einleitend auf die jeweiligen Prozesse eingegangen, bevor die verschiedensten
Bauweisen beschrieben werden. Weitere, ergänzende Informationen liefern Bilder und Konstruktionszeichnungen. Daneben werden auch die Grenzen des
Einsatzes von Holzverbauungen thematisiert.
Zudem ist einem Extrakapitel der Nachhaltigkeit gewidmet, indem die Ökobilanz einer Wildbachverbauung beschrieben wird, bei der vier verschiedene Konstruktionen verglichen und hinsichtlich Primärenergiebedarf und Treibhausgasemissionenuntersucht werden. (mai)
Lignatec 34/2022: Naturgefahren mit Holz begegnen
Autoren: Prof. Dr. Luuk Dorren, BFH-HAFL; Christian Rickli,
Dipl.-Ing. ETH, WSL; Jürgen Suda, Dipl. Ing. Dr. rer. nat., BOKU; Gunther
Ratsch, MSc Ing. BFH, Lignum; Dr. Massimiliano Schwarz, BFH-HAFL; Stefan
Margreth, Dipl.-Ing. ETH, SLF; Magdalena Von Der Thannen; Dipl.-Ing. Dr.
techn., BOKU, Willi Eyer; Dipl.-Ing. ETH; Redaktion: Gunther Ratsch, Lignum
68 Seiten, Hg. Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich, 2022
Die neue Lignatec-Publikation geht bis 10. Juli kostenlos an
alle Lignum-Mitglieder und kann ab Mitte Juli bei Lignum bezogen werden.