Staudämme: Aderlass an der Lebensader Mekong
Dass sich die zahllosen geplanten oder im Bau befindlichen Staudämme am Mekong negativ auf Mensch und Umwelt auswirken ist nicht neu. US-Forscher haben nun in einer Studie festgestellt, dass die positiven Effekte der teils gigantischen Bauprojekte die negativen Folgen längst nicht aufwiegen.
Quelle: NASA, gemeinfrei
Die Aufnahme zeigt den Mekong während der Monsunzeit im Norden Vietnams. Seine rotbraune Farbe rührt von den Sedimenten der Hochwasser her.
Während die Wirtschaft in Südostasien wächst, steigt der Strombedarf. Gedeckt werden soll dieser unter anderem über Wasserkraft – mittels Staudämmen am Mekong. Zurzeit sind Hunderte solcher Projekte geplant oder bereits im Bau. Sie werden dereinst massive Konsequenzen für Mensch und Umwelt haben, weil sie sich etwa negativ auf Lebensmittelversorgung und die Natur auswirken können. Diese Auswirkungen sind derart grossflächig, dass sie sich durch die positiven Effekte der Talsperren längst nicht ausgleichen lassen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität von Michigan in einer Studie, in deren Rahmen sie untersuchten, wie die Talsperren während des Monsuns ihre Umgebung beeinflussen. Gewisse Gebiete sind auf die Fluten der Regenzeit angewiesen, weil dann der Grund mit Wasser versorgt wird. Wird dies durch die Dämme verhindert, hat dies beim Reisanbau oder dem Fischfang Einbussen zur Folge.
„Der Mekong gehört zu den wenigen grossen und komplexen Flusssystemen, die bisher kaum gestaut worden sind“ sagt Yadu Pokhrel, Hauptautor der Studie. Das rasante sozio-ökonomische Wachstum, die steigende Stromnachfrage und neue geopolitische Gegebenheiten führten dazu, dass im ganzen Mekongbecken Wasserkraftwerke errichtet würden. Derzeit sind im oberen Bereich des Deltas Dutzende von Megasperren im Entstehen. Weitere Hunderte von kleineren Projekten sind in Nebenflüssen vorgesehen oder bereits im Enstehen.
Laut Pokhrel ist die Situation beim Tonle-Sap - beim Fluss, der den Mekong mit dem Tonle-Sap-See in Kambodscha verbindet - besonders dramatisch. Die Region gilt als eines der produktivsten Fischereigebiete der Welt. Die Hochwasser des Monsuns versorgen Fluss und See jeweils mit Wasser, während der Trockenzeit normalisiert sich der Pegel wieder. Werden die Fluten nun künstlich reguliert, kann laut Berechnungen von Pokhrel und seinen Kollegen diese Dynamik komplett zum Erliegen gebracht werden. (mai)