Markgräfliches Opernhaus Bayreuth: Das letzte Überbleibsel
Im Absolutismus versuchten sich die Adelshäuser mit immer neuen, aufsehenerregenden Bauten zu übertrumpfen. Meist riss man solche in akkordartiger Serienfertigung erstellten Festarchitekturen zugunsten noch Spektakulärerer wieder ab. Mit einer Ausnahme: Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth hat die Jahrhunderte unverändert überdauert.
Die Fremdenführer können darauf wetten: Aus jeder Besuchergruppe, die aus der kahlen, weiss gestrichenen Vorhalle ins Logenhaus des Markgräflichen Opernhauses tritt, ertönen spontane «Ohs» und «Ahs». Die überwältigende, schier überschiessende barocke Pracht des Innenraums, gestaltet vom berühmtesten Theaterbaumeister seiner Zeit, lässt niemanden unbeeindruckt. Kein Wunder ist das Opernhaus Unesco-Weltkulturerbe. Ein Wunder ist es allerdings, dass es noch existiert. Es sollte einst als Kulisse für eine Fürstenhochzeit dienen und keineswegs die Jahrhunderte überstehen.
Windige Architektur
«Im Prinzip ist das ganze Logenhaus des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth recht windige Architektur. Alles ist aus Holz schnell zusammengesteckt und bestimmt nicht für die Ewigkeit gemacht», stellt Alexander Wiesneth fest. Er ist Oberkonservator bei der Bayerischen Schlösserverwaltung und gehört zu denjenigen, die das Haus nach einer mehrjährigen, aufwendigen Sanierung vom Dachstuhl bis zum Keller kennen.
Das Logenhaus entstand in einer ausgefeilten Fertigbauweise. Während der Zeit die es dauerte, bis Aussenmauern und Dach fertig waren, fertigte man die Inneneinrichtung andernorts mehr oder weniger seriell vor. Im Fall des Opernhauses ist bekannt, dass dessen Dach erst im Laufe des Dezember 1747 mit Schiefer fertig eingedeckt war. Der Innenausbau begann direkt danach. Er war im Mai 1748 schon «fast vollendet», wie die Bauherrin, Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth begeistert in einem Brief festhielt.
In nur etwa fünf Monaten also hatten Giuseppe Galli Bibiena und sein Sohn Carlo ein hölzernes Logenhaus mit drei Zuschauerrängen samt der nötigen Zugänge im Gebäude installiert. «Das war nur dank der umfangreichen Vorarbeiten möglich, die fast schon akkordartiges Vorgehen angenommen haben müssen. Die komplette Innenausstattung musste vor Ort lediglich noch wie ein gigantisches Puzzle zusammengesetzt werden», erzählt der Oberkonservator. «Wir haben bei der Renovierung sogar noch den in Originalgrösse in den Steinboden geritzten Grundriss des Logengebäudes gefunden.» So stellte Galli Bibiena sicher, dass alles am vorgesehenen Ort aufgebaut wurde.