Lehmbau: Steine aus Lehm für tragende Wände
Lehm ist eines der ursprünglichsten Baumaterialien. Doch Gebäude aus Lehm haben meist bereits mehrere Jahrhunderte überdauert. Das Genfer Unternehmen Terrabloc setzt auf die Entwicklung neuer Produkte, die den Lehmbau wieder in den Fokus rücken.
Quelle: Dominique Plüss
Das Wohnhaus in Chemin de la Planta in Bellerive VD wurde von den Zürcher Jomini Zimmermann Architekten entworfen. Alle Innenwände wurden in Lehmbauweise mit Steinen von Terrabloc gebaut und sind teilweise mit Lehmputz versehen. Zudem wurden Böden aus Lehmkasein eingebaut.
Lehm ist ein vielfältiger Baustoff. Das erkannten schon die
Menschen vor Tausenden Jahren, als sie sich mithilfe des Materials aus Ziegeln
oder Stampflehm massive Konstruktionen erschufen oder in Verbindung mit Holz,
Steinen oder Stroh den Fachwerkbau entwickelten.
Die Chinesische Mauer wurde ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. zu
grossen Teilen aus Lehm gebaut. Sie hat bis heute Bestand. Im Mittelalter
wurden in Europa aufgrund der Holzknappheit Materialien kombiniert. Lehm war
als lokaler Baustoff in grossen Mengen vorhanden.
Aber bereits damals waren die guten bauphysikalischen
Eigenschaften und die Brandbeständigkeit der massiven Wände mit
ausschlaggebend, dass Erdgeschosse und Gebäude in den sich entwickelnden
Städten vermehrt mit Lehm gebaut wurden. Die Industrialisierung und die damit
verbundene Herstellung gebrannter Baumaterialien führten dazu, dass die
Lehmbautechnik allmählich in Vergessenheit geriet.
Bauen mit Lehm wiederentdeckt
Erst seit den 1980er-Jahren erlebt Bauen mit Lehm wieder
eine Renaissance. Bauherren und Architekten haben das Material wieder für sich
entdeckt. Anders als in den vergangenen Jahrhunderten ist es heute kein
Material mehr, das aus der Not heraus genutzt wird.
Heute stehen Nachhaltigkeit und Eigenschaften wie Ästhetik,
Vielfältigkeit, Verarbeitung und Herkunft im Mittelpunkt. Lehm ist recyclebar,
massive Lehmwände besitzen zudem eine hohe Wärmespeicherfähigkeit und ein hohes
Sorptionsvermögen gegenüber Luftfeuchte, was sich günstig auf das Raumklima
auswirkt.
Auch in der Schweiz wächst das Interesse an diesem Baustoff. Seit 1986 haben sich Bauschaffende im Fachverband IG Lehm zusammengeschlossen, die das Bauen und Gestalten mit dem Baustoff Lehm fördern und weiterentwickeln wollen. Der Rohstoff ist in grossen Mengen vorhanden. Jährlich fallen mehrere Millionen Tonnen Aushubmaterial an. Das Recycling ist eine der grossen umweltpolitische Herausforderung der kommenden Jahrzehnte.
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