Kunsthaus Zürich: Der Neubau von Chipperfield als Innenohr
In den kommenden vier Wochen läutet das Kunsthaus Zürich den Betrieb des Erweiterungsbaus von David Chipperfield ein. Dies geschieht im wörtlichen Sinne: Choreograph William Forsythe nutzt die noch leeren Ausstellungsräume für eine Klangintervention mit ausgedienten Kirchenglocken.
An einer der Wände im Treppenhaus leuchten bunte Kreise von Robert Delaunay. Und zwischen zwei Ausstellungsräumen hat Urs Fischer eine überdimensionierte Karotte auf eine Chaiselongue gelegt. Vis-à-vis hängt ein Mobile von Alexander Calder von der Decke. Das sind die einzigen Exponate aus der Sammlung des Kunsthauses, die in den Ausstellungsbereichen des Neubaus von David Chipperfield zu sehen sind. Abgesehen von einem Werk von Max Ernst – „Pétales et jardin de la nymphe Ancolie“ – in der Bar und Lawrence Weiners Schriftzug „Over and Above“ beim Eingang in die unterirdische Passage, die den Neubau mit dem alten Teil verbindet.
Doch bevor die übrige Exponate folgen, spielen die Architektur und die Akustik die Hauptrolle: Mit der Installation „The Sense of Things“ des Choreographen William Forsythe wird während vier Wochen der Betrieb des Neubaus im wörtlichen Sinne eingeläutet. Forsythe bespielt das erste und zweite Geschoss des Neubaus mit acht Bronzeglocken sowie zwei Triangeln und füllt auf diese Weise die noch leeren Räume mit Ton.
Neuanfang mit entwidmeten Kirchenglocken
Bei den Glocken handelt es sich um unterschiedlich grosse, ausgediente Kirchenglocken verschiedener Tonhöhen und Klangfarben. – Die Glocken sollen gleich von mehreren Neuanfängen künden. Vom Anbrechen einer neuen Ära für das Museum, was umso schwerer wiege, als es (hoffentlich) mit einer symbolischen Wiederherstellung des sozialen Lebens einhergehe, nachdem das gesellschaftliche Zusammensein über ein Jahr lang auf allen Ebenen untersagt und unterbrochen gewesen sei, heisst es in der Broschüre zur Schau, die auch in Brailleschrift über Forsythes Intervention informiert.
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