10:45 BAUPRAXIS

Kühle Strassenbeläge gegen Klimawandel-Folgen

Geschrieben von: Stefan Breitenmoser (bre)
Teaserbild-Quelle: Grolimund und Partner AG

In Schweizer Städten ist es im Sommer bis zu zehn Grad heisser als im Umland. Um dagegen anzugehen, sollen künftig kühlere Strassenbeläge zum Einsatz kommen. Deshalb werden zurzeit verschiedene Systeme im Kanton Bern und im Wallis getestet.

Kühlbeläge im Wallis.

Quelle: Grolimund und Partner AG

Anfang Juli wurde im Wallis eine zweite Teststrecke in Betrieb genommen.

Es ist leider nicht nur ein Gefühl, dass es im Sommer in der Stadt manchmal so heiss ist, dass man es nicht mehr aushält. Nein, es gibt sogar ein Wort dafür: Wärmeinseleffekt. Denn insbesondere in Bodennähe ist in urbanen Ballungsgebieten die Temperatur bis zu zehn Grad höher als in der ländlichen Umgebung. Grund dafür sind nebst den topographischen und klimatischen Gegebenheiten vor allem die vielen verbauten Flächen, welche den Hauptteil der städtischen Oberflächen ausmachen. 

Diese absorbieren die Sonnenstrahlung, erwärmen sich und speichern diese Wärme bis tief in die Nacht. Das ist nicht gut für die Gesundheit. So führte allein der Sommer 2015, der zweitwärmste nach 2003 in der 154-jährigen Messgeschichte von Meteo Schweiz, zu einer Übersterblichkeit von rund 800 Menschen. Betroffen sind mehrheitlich alte Menschen und ganz junge.

«Es ist nicht nur so, dass es einfach immer wärmer wird und die Hitzetage und Tropennächte zunehmen. Die Hitzeperiode verlängert sich. Es kühlt in der Nacht nicht runter. Das verursacht Stress auf den Körper», weiss Erik Bühlmann vom Berner Ingenieurbüro Grolimund und Partner. Deshalb untersucht er in Zusammenarbeit mit der Weibel AG und den Kantonen Bern und Wallis im Rahmen des Pilotprogramms «Anpassungen an den Klimawandel» des Bundesamtes für Umwelt (Bafu), was kühlere Strassenbeläge dazu beitragen können, um den Wärmeinseleffekt zu reduzieren. Dieses Projekt ist indes nur eines von rund 50 des Bafu, die aufzeigen sollen, wie sich die Schweiz an das veränderte Klima anpassen kann. Denn natürlich ist es besser, wenn nicht nur bei den Strassen und Bäumen angesetzt wird, sondern verschiedene Massnahmen kombiniert werden.

Die Sonne reflektieren für weniger Hitze

Dennoch ist die Idee bei den Strassen anzusetzen eine einleuchtende, denn einerseits scheint es relativ einfach, schnell eine Wirkung zu erzielen, und andererseits ist es viel komplizierter bei den anderen bebauten Flächen in Städten, den Gebäuden, Massnahmen zu ergreifen, da diese oft in privater Hand sind. Ziel des Projektes ist es denn auch, bis Ende Jahr eine Art Liste oder Tool vorlegen zu können, mit der oder dem die Verantwortlichen arbeiten können. «Wir wollen eine Palette haben, damit sich jede Stadt für eine Technologie entscheiden kann», erklärt Projektleiter Bühlmann. Und wichtige Faktoren bei dieser Entscheidung sind nebst des kühlenden Effekts auch der Bau, die Kosten, der Unterhalt und die Lärmemissionen. 

Darum werden zurzeit auf der Neuen Murtenstrasse in Bern zwölf verschiedene Beläge auf je einer Fahrbahnlänge von 20 Metern dem Praxistest unterzogen und im Wallis deren acht. Gemeinsam ist diesen Deckschichten, dass sie die Sonnenstrahlung stärker reflektieren. Das Mass für das Rückstrahlvermögen von Oberflächen nennt sich Albedo. «Wir versuchen also mit der Farbgebung den Albedo zu erhöhen. Denn man kann nur schon in den Beigetönen recht viel Albedo rausholen», sagt Bühlmann. Dennoch ist es nicht reflektierend im visuellen Bereich des Lichts, stört also das Auge nicht. «Wir versuchen im Infrarot-Bereich, also bei der langwelligen Strahlung, das Absorptionsverhalten zu beeinflussen.» Gemessen wird mit zwei Sonden auf drei und zehn Zentimetern Tiefe und die Oberflächentemperatur wird mit Hilfe von Infratrot festgestellt.

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