Unterwegs im Labor der Digitalisierung
Wie sieht die Schweizer Baubranche in fünf Jahren aus? Wie weit wird die Digitalisierung fortgeschritten sein? Und wie wichtig ist Building Information Modelling (BIM)? Solche Fragen beantwortet das „Innovation Lab“ an der Swissbau. Es lädt die Besucher im „iRoom“ zu ein, sich am Neubau des Bundeshauses zu beteiligen.
Quelle: Messe Basel
Helfen beim Bau des Bundeshauses: So soll die virtuelle Zeitreise inszeniert werden.
Die Schweizer Bauwirtschaft setzt pro Jahr 66 Milliarden Franken um. Und sie ist für zehn Prozent unseres Bruttoinlandproduktes verantwortlich. Laut Erhebungen des Bundesamts für Statistik verdienen 346‘000 Menschen im Baugewerbe ihren Lohn. Nicht miteingerechnet sind Zehntausende von Stellen im Dienstleistungsbereich und bei Zulieferern. Die Baubranche besteht aus einem vielfältigen Gefüge unterschiedlichster Akteure, die voneinander abhängen. Die zunehmende Digitalisierung bietet neuartige Möglichkeiten und stellt aber auch grosse Anforderungen. Wer sich nicht damit auseinander setzt, wird mit Sicherheit, eher früher als später mit neuen Technologien und Wettbewerbssituationen konfrontiert.
Darum geht es auch an der aktuellen Swissbau. Die Messe steht heuer unter dem Motto „Collaboration - alle zusammen oder jeder für sich?“ Erfolgreich seien jene, die das Zusammenspiel von Planung, Bau und Nutzung als Ganzes sehen, heisst esdazu bei der Swissbau. Deshalb sollen neben den Ausstellern und dem „Swissbau Focus“auch Veranstaltungen und vor allem die Sonderschau „Innovation Lab“ aufzeigen, wie bestehende Prozesse verbessert werden können und welche Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle dafür nötig sind. Wichtiges Thema ist dabei BIM. Eine führende Rolle beim „Innovation Lab“ spielen die Interessengemeinschaft „Bauen Digital Schweiz“, an der sich auch die Herausgeberin der Schweizer Baudokumentation, die Docu Media Schweiz GmbH, beteiligt, sowie die Kommission für Technologie und Innovation des Bundes.
Auf Zeitreise im „iRoom“
„Wir können nicht vernetzt arbeiten, wenn wir nicht vernetzt denken und handeln“, erklärte Hans-Jörg Luchsinger, Projektleiter des „Innovation Lab“, an der Medienkonferenz. „Heute arbeitet jede Fachfrau und jeder Fachmann für sich. Es braucht eine echte Wertschöpfungskette, um ein Gebäude nutzbar zu machen.“
Wie diese dereinst in der Praxis aussehen könnte, zeigt das Innovation-Lab, in dem es die Besucher mit dem „iRoom“ zu einer Zeitreise ins Jahr 2023 einlädt. Dabei handelt es sich um eine Art Rollenspiel, an dem sich das Publikum direkt beteiligen kann. Es beginnt damit, dass die Besucher im sogenannten „iRoom“ umfünf Jahre in die Zukunft gebeamt werden. Zunächst erfahren sie, was sich in der Zwischenzeit auf der Welt verändert hat. Dabei geht es vor allem um die Digitalisierung und wie sie sich auf die Baubranche und auf den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes auswirkt. Danach werden sie vom Projektleiter eines besonderen und spektakulären Bauvorhabens empfangen: Das Bundeshaus wird neu gebaut, weil es den Anforderungen, welche die Digitalisierung stellt, nicht mehr genügt. So ist der Nationalratssaal etwa als Hybrid konzipiert und ist eine Art Mix aus physischem um virtuellem Sitzungsraum. Eine grosse Rolle spielt die Sicherheit: Mittels Cyber Security wird die Anwesenheit aller Personen in allen Räumen und jederzeit erfasst. Zudem sind krisensichere Serverräume vorgesehen sowie redundante Glasfaserleitungen.
Allerdings tauchen bei der Umsetzung des Projektes Probleme auf. Bei ihrer Lösung sollen die Teilnehmer der virtuellen Zeitreise helfen. Um dies möglichst realistisch zu gestalten kommt neben anderem Augmented Reality Einsatz. Weiterer wichtiger Bestandteil der virtuellen Zeitreise ist eine Diskussion, an der Schauspieler teilnehmen, die in die Rolle am Projekt Beteiligter geschlüpft sind. Am Ende des wird eine Lösung präsentiert. Allerdings erleben nicht alle Besucher das Projekt aus demselben Blickwinkel: Sie setzen sich je nach Rundgang einem von insgesamt drei Aspekten auseinander.
Dazu, dass das BIM & Co. derart verspielt thematisiert werden, meint Luchsinger: „Wir wollen die Leute emotional abholen und gleichzeitig Inhalte vermitteln.“ Eine „Zeitreise“ dauert zirka 20 Minuten. Allerdings muss man sich dafür rechtzeitig anmelden. (Mehr dazu auf www.swissbau.ch).