Holcim und ETH entwickeln Zement mit 50-prozentigem Klinkeranteil
Zement mit geringem Klinkeranteil hat einen kleineren CO2-Fussabruck als herkömmlicher Zement. Zudem braucht er weniger Brennstoff. Zwar gibt es bereits klinkerreduzierte Zemente, doch die ETH und Holcim arbeiten zurzeit an der Entwicklung eines Zements, der einen vergleichsweise sehr tiefen Klinkeranteil aufweist: Während Zement, der in der Regel in der Schweiz verwendet wird, einen Klinkeranteil von 75 Prozent hat, liegt jener des neuen Materials bei rund 50 Prozent.
Quelle: Holcim (Schweiz) AG
Mitte April wurden die Sensoren auf der Baustelle in Vorarlberg eingesetzt
Als Ersatz für den Klinker dient eine Mischung aus Kalkstein, gebranntem Schiefer und Flugasche. Hinzu kommen ein von Forschern der ETH entwickelter, rein natürlicher Aktivator sowie Betonzusatzmittel von Sika. Mittlerweile ist der klinkerreduzierte Zement auf Frisch- und Festbetoneigenschaften, auf Dauerhaftigkeit sowie Korrosion im Labor geprüft worden. Der Beton habe alle Eignungstests bestanden, schreibt Holcim dazu einer Medienmitteilung. Doch nun muss er sich auch in der Praxis bewähren. Deshalb wird der Zement in einem Büro- und Verwaltungsgebäude in vorarlbergischen Nüziders verbaut, das derzeit im Entstehen ist.
Um den neuen Zement mit allgemein gebräuchlichem vergleichen zu können, wird für manche Gebäudeteile das neue Material verwendet, für andere der bislang eingesetzte Zement. Zudem hat ein Team der ETH hochauflösende Sensorsysteme in den Betonwänden installiert, damit sich Wandabschnitte mit klinkerreduziertem Zement direkt mit Bereichen, die mit herkömmlichem Zement hergestellt wurden, vergleichen lassen. Die Sensoren registrieren, wie sich der PH-Wert, die Chloridkonzentration und die Feuchtigkeit entwickeln. Dies, damit abgeschätzt werden kann, wie stark die Karbonatisierung voran schreitet; zumal ein tiefer Klinkeranteil die Karbonatisierung und die damit verbundene Korrosion begünstigen kann.
Erste Erkenntnisse sollen ab Ende 2020 feststehen. Bei Holcim geht man davon aus, dass der Klinkeranteil im Zement noch weiter gesenkt werden kann. (mai/mgt)