Grünräume: Gemeinsam ans Ziel
Die diesjährigeGrünflächenmanagement-Tagung stand unter dem Motto «Stafettenlauf durchs Stadtgrün». In einem Punkt waren sich alle einig: Wie bei einem Stafettenlauf führt nur Teamarbeit ans Ziel.
Quelle: Kotomi/flickr
Die Experten an der Grünflächenmanagement-Tagung 2018 wussten: Fassadenbegrünungen wie diese am Athenaeum Hotel in London sind zukunftsweisend in der Städteplanung.
Umweltspezialistin Manuela Di Giulio prägte allen Anwesenden gleich zu Beginn der Tagung den wichtigsten Punkt im Grünflächenmanagement ein. Sie betonte, dass sich in jedem Projekt eine Person oder Gruppe von Anfang bis Ende spezifisch um den Lebenszyklus von Grünräumen kümmern muss, damit das Thema die Gewichtung erfährt, die ihm zusteht. Anhand eines Projekts in Wien erfuhren die Teilnehmer von Florian Reinwald, wie eine solche Kooperation aussehen kann: Auf einem ehemaligen Industrieareal entsteht ein neuer, parkartiger Stadtteil, genannt «Biotope City». Ziel ist eine umfassende urbane Begrünung, welche die Lebensqualität und Widerstandsfähigkeit gegen Wetterextreme in Städten erhöhen soll. Der entscheidende Faktor, der dabei dafür sorgt, dass Grün nicht nur geplant, sondern auch tatsächlich realisiert wird, ist nämlich das Aufzeigen von Klimaauswirkungen mit oder ohne Grün. Hierdurch konnten selbst Immobilienbesitzer von einer durchgehenden Begrünung überzeugt werden.
Quelle: © Manuela di Giulio
Beispiel für Grünraumgestaltung: Abenteuerspielplatz und Hochwasserschutz im Freizeitpark Erlenmoos bei Wollerau.
Gärten müssen frühzeitig geplant werden
Weiteres Tagungsthema war die Nichtbeachtung von Gartenplanung beim Hausbau. Während der Innenausbau eines neuen Hauses meist akribisch genau geplant wird, bleibt am Schluss für den Garten kein Budget mehr übrig. Das, obwohl viele Menschen das Bedürfnis nach einem Garten als erweitertem Lebensraum verspüren. Damit dieser Realität wird, ist eine frühzeitige Zusammenarbeit zwischen Architekt und Hausbesitzern unabdingbar. Der Natur- und Umweltfachmann Michael Gut demonstrierte in seinem Referat, wie diese aussehen kann. Ein wichtiger Punkt dabei sei, dass der Kunde sich schon sehr früh damit auseinandersetzt, wie viel Zeit er in die Pflege des Gartens investieren kann und will. Nur so würden Projekte langfristig zum Erfolg führen. Landschaftsarchitekt Ingo Golz beschrieb die Neuerschliessung von stadtnahem Wald als alternativen Erholungsraum zum eigenen Fleckchen Grün.
Quelle: Fred Romero flickr CC BY 2.0
Begrünte Hochhäuser sind fürs Stadtklima von unschätzbarem Wert: Hier der «Bosco Verticale» von Milano.
Vertikale Gärten als urbane Schatztruhen der Natur
Neuartig und zukunftsträchtig sind senkrechte Gärten, wie etwa die Vertical Forests von Stefano Boeri Architetti an Hochhäusern in Mailand. Sie sind Beispiele wegweisender ökologischer Bauweise, wie die Parkspezialistin Laura Gatti betonte. Vertikale Begrünung innerhalb der Stadt trägt in beträchtlichem Masse zur Luftreinigung und zur Regeneration der Umwelt bei, zudem fördert sie die Biodiversität und erhöht die Lebensqualität.
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem «Bosco Verticale» in Mailand hat sich das Konzept der Gebäudebegrünung wie ein Lauffeuer in der Welt verbreitet und wird vom Luxussektor bis in den sozialen Wohnbau als verheissungsvoll gepriesen. Nun darf aber auch die vertikale Begrünung nicht an mangelnder Zuständigkeit scheitern, wie di Giulio eingangs der Tagung unterstrich. Yvonne Aellen, Leiterin des Grünflächenunterhalts der Stadt Basel, präsentierte ein Werkzeug, das in diesem Bereich Abhilfe leisten kann. Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Freiraummanagement der ZHAW entwickelte sie ein IT-Tool, das eine benutzerfreundliche Grünraumplanung ermöglicht: In der Umsetzung allerdings ist eine enge und konsequente Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Planung und Unterhalt einer jeden Stadt notwendig.(mgt/lfr)