Grünflächen in der Stadt, von horizontal bis vertikal
Während das öffentliche Leben in Städten wegen Lockdowns brach liegt, zieht es die Bevölkerung in nahe gelegene Erholungsräume, in den Park, auf den Balkon oder den Dachgarten. Um die Bedeutung von Grünflächen und begrünten Fassaden für Städte geht es auch in der aktuellen Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums - und in einer Reihe Interviews, die das Museum auf seiner Website präsentiert.
Quelle: Qingyan Zhu
"1000 Trees", Heatherwick Studio Urbis, Shanghai, China, 2020
Nachdem weltweit zahllose Gebiete wieder in den Lockdown gegangen sind, wird vor allem in den Grossstädten das Bedürfnis, sich in der Nähe und im Grünen erholen zu können, spürbar. Pärke, Balkone und Dachgärten gewinnen an Bedeutung; Vielerorts lassen sich ähnliche Entwicklungen ausmachen.
Das gilt auch für Zürich, obwohl hier die Naherholungsgebiete nur wenige ÖV-Minuten entfernt sind und der Bewegungsradius der Bewohner nicht eingeschränkt wird. Verirrten sich an einem Sonntagnachmittag bei ungemütlichem Hochnebelwetter höchstens ein paar Touristen auf den Lindenhof, ist der Ort spätestens seit dem ersten Lockdown vor bald einem Jahr eigentlich immer belebt, freie Bänke sind oft rar.
Klimawandel und Millionenstädte
Aber nicht nur die stärkere, pandemiebedingten Frequentierung städtischer Grünräume zeigt, wie wichtig solche Plätze sind: Millionenstädte leiden zunehmend unter erhöhten Feinstaubwerten, unter Lärmbelastung und darunter, dass sie bei bei warmem Klima zu regelrechten Hitzeinseln werden können. Pflanzen könnten helfen, die Situation zu entschärfen. Darum und um begrünte Gebäudehüllen geht es in der Ausstellung „Einfach Grün – Greening the City“ im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main. Sie geht den Vor- und Nachteilen bepflanzter Fassaden auf den Grund und stellt verschiedene Grünbauten auf der ganzen Welt vor.
Zwar ist das Museum voraussichtlich noch bis 14. Februar geschlossen, aber auf seiner Website kann man sich durch eine ganze Reihe Interviews klicken – unter anderem wird Stefano Boeri zum Bosco Verticale befragt, Richard Hassell, Wong Mun Summ und Schirin Taraz von Woha sprechen über die vertikale Begrünung in Singapur. Und Rudi Scheuermann von Arup erklärt, was Grünflächen und begrünte Häuser an die Stadt zurückgeben.
Wenn die Fassade grünt, blüht und wuchert
Die Begrünung der horizontalen und vertikalen Gebäudehülle sei eine Möglichkeit, über die bodengebundenen Grünflächen hinaus, die Stadtlandschaft zu reparieren, schreibt das Museum in seiner Medienmitteilung zur Ausstellung. Allerdings bringt eine üppig gedeihende Pflanzenwelt sowohl Vor- als auch Nachtteile mit sich. „Den kursierenden Vorurteilen wie hohe Herstellungs- und Pflegekosten stehen relativierende, in Zahlen nachweisbare positive Auswirkungen gegenüber“, heisst es weiter. Grünräume seien nicht als Kostenfaktor, sondern als Mehrwert für die Gesundheit von Mensch, Stadt und Umwelt zu begreifen. So belegen verschiedene Studien, dass Grünräume nicht nur die Biodiversität fördern, sondern auch das Stadtklima verbessern können.
Zudem sind blühende Mauern und Dächer nichts Neues. Auch darum geht es in der Schau. „Grüne Hauben auf Häusern und Wohnhöhlen, terrassierte Gartenanlagen an Palästen und auch Spalierbäume und Efeubewuchs an Fassaden sind keine Erfindungen der Gegenwart.“ Aber im Zuge von Covid19 und Klimawandel werden sie wieder entdeckt. (mai)
Hier geht es zu den Video-Interviews: https://dam-online.de