Gigantischer Transformator reist von Österreich in die Schweiz
In der europäischen Stromdrehscheibe im aargauischen Laufenburg ist gestern Montag der letzte der vier Pole eines neuen Riesen-Transformators angeliefert worden. Der gesamthaft 23,5 Millionen Franken teure Transformator ist Teil des Vorhabens "Strategisches Netz 2025".
Der neue Transformator wird im Unterwerk Laufenburg neben dem bestehenden aufgebaut. Betonwände umgeben jeden der vier Pole, wie die nationale Netzgesellschaft Swissgrid mitteilte. In Betrieb werden gleichzeitig nur jeweils drei der vier Pole stehen. Bei Bedarf kann der Reservepol dank den vorhandenen Anschlüssen mit wenigen Handgriffen in Gang gesetzt werden. Alle fünf Jahre wird ein aktiver Pol mit dem Reservepol ausgetauscht. Damit kann die Betriebsdauer des Transformators von rund 45 Jahren auf mindestens 60 Jahre erhöht werden.
Die Betonwände sind mit einer Sprinkleranlage ausgerüstet, die im Falle eines Brandes die Hülle der Pole abkühlt und Feuer erst gar nicht entstehen lässt. Das Wasser dafür stammt aus einem Wasserreservoir direkt im Unterwerk.
In Betrieb genommen wird der neue Transformator Mitte 2019. Im Betriebszustand wiegt jeder der vier Pole 365 Tonnen. Der neue Transformator ist total 70 Meter lang und je rund 10 Meter breit und hoch.
Per Bahn und Schiff nach Laufenburg
Die vier Pole des Transformators wurden bei Siemens Österreich im Werk Weiz hergestellt. Der Transport erfolgte zuerst via Bahn nach Linz, dann per Schiff auf der Donau, danach auf dem Main und anschliessend auf dem Rhein zum Auhafen in Muttenz BL. Trotz tiefem Wasserstand erreichten alle Transformatorpole die Schweiz pünktlich. Ein Spezialtransport mit 20 Achsen transportierte die leer 194 Tonnen wiegenden und 12 Meter langen Pole einzeln bis zum Unterwerk Laufenburg. Pro Pol wurde ein Tag aufgewendet, um das Fahrzeug vorzubereiten und den Pol auf das Gefährt zu laden. Am darauffolgenden Tag fuhr der Schwertransport spätabends auf der dafür vorgesehenen Route zum Unterwerk Laufenburg.
"Stern von Laufenburg"
1958 waren die Übertragungsnetze von Frankreich, Deutschland und der Schweiz in der Freiluftschaltanlage Laufenburg zusammengeschlossen worden. Das Unterwerk Laufenburg, auch bekannt unter dem Namen "Stern von Laufenburg", wurde damit Geburtsort des europäischen Verbundnetzes. Das direkt an der Grenze zu Deutschland gelegene Unterwerk ist ein wichtiger europäischer Knotenpunkt. Um die Versorgungssicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten, wurde die in den 1960er-Jahren installierte Freiluftschaltanlage 2017 durch eine moderne gasisolierte Innenraum-Schaltanlage ersetzt.
Der aus dem Jahre 1966 stammende 600 MVA 380-/220-kV-Transformator ist nun ebenfalls am Ende der möglichen Betriebszeit angelangt und muss erneuert werden. Um die Stromversorgung zu gewährleisten, wird die Transformatorenleistung mit dem neuen Transformator von 600 MVA auf 800 MVA erhöht. Der bisherige Transformator wird nach Inbetriebnahme des neuen zurückgebaut. (sda)