Fernwärme-Ausbau: Spektakuläre Grabfunde in Kleinbasel
Im Kleinbasel finden aktuell im Zuge des Fernwärme-Ausbaus Rettungsgrabungen statt. Bislang wurden 15 frühmittelalterliche Gräber gefunden. Ein Höhepunkt der Funde ist eine goldene Gewandschliesse, die im 7. Jahrhundert einer Frau mit ins Grab gegeben wurde.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Kunstvoll gearbeitete goldene Gewandschliesse, die im 7. Jahrhundert einer Frau mit ins Grab gegeben worden war.
Das Grab mit dem Goldfund wurde bereits vor drei Wochen im Bereich Riehentorstrasse/Rebgasse in Basel entdeckt, heisst es in einer Mitteilung der Archäologischen Bodenforschung von Freitag. Die etwa 20-jährige Frau war demnach reich mit Schmuck- und Trachtgegenständen ausgestattet.
Das «herausragende Stück» bildete eine goldene Scheibenfiebel, die einst als Verschluss eines Mantels diente. Das filigrane Schmuckstück gebe einen Einblick in die «hohe Kunstfertigkeit des frühmittelalterlichen Goldschmiedehandwerks», heisst es in der Mitteilung.
Kamm aus Kochen und Perlenschmuck
Die Fibel besteht aus einer Grundplatte aus Buntmetall und einem darauf liegenden Deckblech aus Gold. Verziert wurde sie mit Filigranauflagen aus Golddraht und Einlagen aus blauem Glas und hellgrünem Granat. Die Schmucksteine waren in die Fassungen geklebt. Weiter trug die Frau vermutlich einen Mantel, den die Scheibenfibel zusammenhielt.
An ihrem Oberkörper trug sie wertvollen Schmuck mit rund 160 Perlen. Die Perlen waren aus Glas, Amethyst und Bernstein gefertigt und bildeten Kettenstränge oder waren auf ein Gewand genäht. Ein auffällig grosser Bernsteinanhänger war laut Bodenforschung wohl einst das Endstück eines mit Buntmetallkreuzchen verzierten Lederriemens.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt.
Die Fibel besteht aus einer Grundplatte aus Buntmetall. Darauf liegt ein Deckblech aus Gold. Verziert wurde sie mit Filigranauflagen aus Golddraht und Einlagen aus blauem Glas und hellgrünem Granat. Die Schmucksteine waren in die Fassungen geklebt.
Quelle: Verena Leistner, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Das Skelett mit der goldenen Gewandschliesse, das in der Riehentorstrasse aufgedeckt wurde, wird vom Team der Archäologischen Bodenforschung sorgfältig dokumentiert.
Um die Taille trug die Frau einen Gürtel mit einer Schnalle aus Eisen und einer silbertauschierten Riemenzunge. Am Gürtel war ein Gehänge befestigt mit zahlreichen durchlochten römischen Münzen, Metallobjekten und einem Kamm aus Knochen. Nach Angaben der Bodenforschung deuten die reichen Funde auf einen hohen gesellschaftlichen Status der Verstorbenen hin.
Grab bei Bauarbeiten teilweise zerstört
Das Grab der in einem Holzsarg bestatteten Frau ist gemäss Mitteilung teilweise bereits bei Bauarbeiten im 20. Jahrhundert unbeobachtet zerstört worden. Deshalb ist das Skelett heute nur noch vom Halsbereich bis zu den Knien erhalten. Dank der fachgerechten archäologischen Betreuung konnten die letzten Reste der Frau nun dokumentiert und geborgen werden.
Das frühmittelalterliche Gräberfeld an der Riehentorstrasse ist bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Durch die aktuellen Grabungen konnten 15 weitere Gräber aufgedeckt und dokumentiert werden. Dazu zählen ein Mädchengrab mit goldtauschierter Gürtelschnalle und 380 Perlen. Ein weiteres reiches Kindergrab enthielt unter anderem grosse silbertauschierte Gürtelbeschläge sowie eine Schere und einen Kamm.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Der in einem frühmittelalterlichen Steinkistengrab bestattete Mann wies im Gesicht eine schwere Verletzung auf, die von einem Schwerthieb stammt.
Schwerthieb ins Gesicht überlebt
Die neuentdeckten Gräber zeigen laut der archäologischen Bodenforschung, dass das Gräberfeld damals dichter belegt war, als bisher angenommen. Unweit der Frau wurde so bereits im Sommer ein Steinkistengrab freigelegt, in dem das Skelett eines Mannes lag, der massive Verletzungen aufwies.
Unter anderem hatte der Mann einen heftigen Schwerthieb ins Gesicht überlebt. Diese verheilte Verletzung gebe wiederum Einblick in die Medizinkenntnisse der damaligen Zeit und zeige, dass solche schweren Verletzungen den Menschen zwar für ein Leben lang entstellten, aber nicht zwingend tödlich enden mussten. (mgt/pb)
Der kürzlich erschienene Jahresbericht 2021 der Archäologischen Bodenforschung enthält einen Beitrag zum bereits 2021 aufgedeckten Mädchengrab mit den 380 Perlen. Der Bericht ist frei zugänglich unter eterna.unibas.ch/bodenforschung erhältlich.
Ein Teil der spektakulären Funde aus Kleinbasel, darunter auch die Goldscheibenfibel, wird anlässlich der Museumsnacht der Öffentlichkeit präsentiert.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Der silbertauschierte Gürtelbeschlag stammt aus einem Kindergrab, das ebenfalls an der Riehentorstrasse gefunden wurde.
Quelle: Adrian Jost, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Das frühmittelalterliche Kindergrab war unter anderem mit einem silbertauschierten Beschlag und Riemenzungen, die von einem Gürtel stammen, ausgestattet.