Erdrutsche zunehmend von Menschen verursacht?
Erdrutsche werden zunehmend nicht von der Natur, sondern vom Menschen verursacht. Diesen Schluss ziehen Dave Petley und Melanie Froude von der britischen Universität von Sheffield in einer Studie, für die sie Erdrutsche zwischen 2004 und 2016 analysiert haben, die nicht von Vulkanen ausgelöst worden sind. Insgesamt sind bei diesen Katastrophen über 50‘000 Menschen umgekommen.
Quelle: Wikimedia, gemeinfrei
2006 ereignete sich auf der philippinischen Insel Insel Leyte ein verheerender Erdrutsch.
Total haben Petley und Froude 4800 Erdrutsche untersucht. Dabei griffen sie etwa auf Berichte von Hilfsorganisation und von den Medien zurück, die sie mittels geologischer Datenbanken, wissenschaftlicher Studien und eigener Recherchen verifizierten, indem sie unter anderem mit Zuständigen vor Ort Kontakt aufnahmen. Auch wenn 79 Prozent dieser Rutschungen von schweren Regenfällen ausgelöst worden sind, so stellten Froude und Petley bei mehr als 700 der Unglücke menschliche Einflüsse fest.
„Uns war bewusst, dass der Mensch seine Umgebung verstärkt unter Druck setzt“, sagt Froude. „Aber es überraschte uns, dass sich ein derart deutlicher Trend zeigte, dass Erdrutsche weltweit zunehmend durch Bauarbeiten, illegalen Bergbau und Eingriffe in die Landschaft ausgelöst werden.“ Am stärksten leidet Asien unter dieser Entwicklung, wo sich 75 Prozent aller analysierten Erdrutsche ereignet haben. „Sämtliche Länder unter den Top Ten der am meisten von menschgemachten Erdrutschen betroffenen Staaten liegen in Asien“, so Froude. Nummer eins ist Indien: Rund ein Fünftel aller derartigen Unglück hat hier stattgefunden. Fatal ist laut Froude und Petley auch, dass die untersuchten Landrutsche in armen Gebieten die meisten Opfer forderten und dort wiederum überproportional viele arme Menschen betroffen haben.
Ungenügende Regeln für den Strassenbau?
Gemäss den beiden Forschern ereignete sich in Indien aber auch in Nepal ein Grossteil menschgemachter Landrutsche als Folge von Strassenbauarbeiten in ländlichen Regionen. Dies lege nahe, dass die Regeln für die Sicherheit von Baustellen, Arbeitern und der Öffentlichkeit jener Gebiete nicht ausreichten. „Im Fall der Strassen, ist es allerdings schwierig für Sicherheit zu sorgen, wenn es ökonomisch nicht rentiert, Strassen völlig zu sperren und Alternativrouten die Strecke 100 Meilen verlängern“, fügt Froude an.
Ebenfalls stark betroffen sind Pakistan, Myanmar und die Philippinen. In Europa sind es vor allem die Alpen, wo die verheerendsten Erdrutsche zwischen 2004 und 2016 nieder gegangen sind. (mai)