Entwerfen mit gebrauchten Bauteilen: Wenn die Software Vorschläge macht
Stahlträger, Stütze und Stäbe aber auch Materialien wie Holz oder Beton sollen wiederverwendet werden können, ohne dass sie dazu bearbeitet oder umgewandelt werden müssen. Möglich machen soll dies eine Software, die Jan Brütting, der gerade seine Doktorarbeit am Structural Xploration Lab an der ETH Lausanne (EPL) abgeschlossen hat, entwickelt hat. Mit dem Computerprogramm sollen Strukturen entworfen und gleichzeitig deren Lebenszyklus analysiert werden können.
Quelle: knessc, Pixabay
Dabei, dass was beim Rückbau überbliegt bleibt, besser genutzt werden kann, soll die Software eines EPFL-Doktoranden helfen.
Das Prinzip dahinter: Zunächst geben der Ingenieur oder die Architektin die allgemeinen Randbedingungen der zu bauenden oder zu ändernden Struktur ein, ebenso eine Beschreibung der gebrauchten Komponenten, die wiederverwendet werden sollen. Danach führt die Software eine erste Optimierung der Struktur durch, dies mit dem Ziel möglichst wenig Material zu verbrauchen. Schliesslich präsentiert sie dem Planer Alternativen zum ursprünglichen Entwurf vor, die verschiedenen Nachhaltigkeitszielen gerecht werden.
C02-Fussabruck und Komponenten verringern
Die Software verändert dabei zum Beispiel nicht nur die Geometrie der Struktur, sondern wählt und positioniert auch die Komponenten aus dem verfügbaren Bestand aus. Dies, damit sowohl der CO2-Fussabdruck der Struktur als auch die Anzahl der erforderlichen Zuschnitte oder der verwendeten Komponenten verringert werden können. „Unsere Lösung bietet deutlich mehr Gestaltungsspielraum als die heutigen modularen Bausysteme“, ist Brütting überzeugt.
Eine Datenbank für die Kreislaufwirtschaft
Damit die Kreislaufwirtschaft tatsächlich realisiert werden kann, braucht es eine schweiz- oder europaweite Datenbank für Bauteile, die sich für die Wiederverwendung eignen, die tatsächliche Umsetzung der Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Brütting stellt sich vor, dass seine Software im Idealfall auf eine solche zugreifen und Planern damit eine Vielzahl von Elementen zur Auswahl anbieten können würde. Dadurch gäbe es weniger Einschränkungen bei der Konzeption neuer Strukturen.
«Solche Datenbanken befinden sich in der Entwicklung», so Brütting, der dem Recyling von Baustoffen trotz vieler Hindernisse, eine rosige Zukunft prognostiziert. (mai/mgt)
So könnte das Programm funktionieren: Anhand dem Projekt für einen Pavillon schlägt es seinem Nutzer vor, wie er dasselbe Material im selben Umfang für die selbe Struktur verwenden kann. (Video des Structural Xploration Lab)