Ende für Burroughs Wellcome Building von Paul Rudolph
Vergeblich versuchten Architekturinteressierte den Hauptsitz von Burroughs Wellcome in Durham im US-Bundesstaat North Carolina vor dem Ende zu retten. Der Rückbau des spektakulären Gebäudes von Paul Rudolph liegt in den letzten Zügen.
Quelle: Getharding, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Das Wellcome Burroughs Building im Novemer 2020.
Er sah aus wie die Kulisse aus einem
Science-Fiction-Film. Und dies war er anfangs der 80er-Jahre tatsächlich auch: Im und um den
ehemaligen Hauptsitz des Pharmaunternehmens Burroughs Wellcome sind Szenen von
„Brainstorm“ mit Christopher Walken und Nathalie Wood gedreht worden.
Das Drama oder vielmehr die Filmleinwand ist der einzige
Ort, an dem das brutalistische Kleinod aus der Feder von Paul Rudolph
(1918-1997) der Nachwelt erhalten bleibt. Sein Rückbau läuft in diesen Tagen
auf Hochtouren, demnächst wird es ganz verschwunden sein. Dies, nachdem
Architekturinteressierte das Ende des in ihren Augen architekturhistorisch und
wissenschaftlich bedeutsamen Bauwerks mit einer Petition zu verhindern versucht
hatten. – In seinen Labors war unter anderem am Medikament AZT geforscht
worden, mit dem später Aids-Kranke therapiert worden sind.
Ihre Anstrengungen dürften von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen sein. Gemäss einem Artikel des Newsportals The News & Observer besass die heutige Eigentümerin der Liegenschaft, die United Therapeutics, ebenfalls ein Pharma-Unternehmen, lange vor Einreichung der Petition eine Abbruchbewilligung.
Auf Entdeckungsreise durch das stillgelegte Gebäude mit dem
Skateboard. Im Hintergrund spricht David H. Schroeder, ein ehemaliger
Mitarbeiter von Paul Rudolph. (Video von Bryan Soderlind)
Sicherheitsrisiken und „nicht umweltverträglich“
Wie die Nachrichtenseite berichtet, hatte United
Therapeutics abgeklärt, ob sich das Gebäude weiter nutzen lässt und war zuletzt
zum Schluss gekommen, dass der Bau „nicht sicher, nicht umweltverträglich und bezüglich
seiner Funktionalität veraltet sei.
Rudolph war mit dem Projekt Ende der 60er-Jahre von
Burroughs Wellcome beauftragt worden. Es sollte ein „architektonisch
unverwechselbares“ Gebäude werden, mit Büros, Labors, einer Bibliothek, einem
Auditorium und einer Cafeteria. Zudem sollte das Gebäude möglichst flexibel
sein, sodass es sich je nach Bedürfnis erweitern lässt.
Rudolph plante es so, dass die einzelnen Bereiche auf einer
Linie ausgebaut werden können. Möglich machte er dies, indem er den Stahlbetonbau
als ein Muster aus abgeflachten, sechseckigen Elementen anlegte. 1982, zehn
Jahre nachdem das Gebäude eröffnet worden war, wurde Rudolph vom Unternehmen
mit einem Annex beauftragt, mit zusätzlichen Büroflächen und einem Restaurant
für die Angestellten.
Das Burroughs Wellcome Building war übrigens schon lange vor dem Start des Rückbaus reduziert worden: Bereits 2014 entfernte United Therapeutics ganze Bereiche, zwei Jahre nachdem das Unternehmen den Komplex erworben hatte. (mai)
Internettipps
- Tour durch das Gebäude im 2012 auf Youtube
- Informationen zu Paul Rudolph und seinem Werk auf der Website der Paul Rudolph Heritage Foundation(englisch)
- Trailer zu "Brainstorm" auf Youtube