Warmasphalt ist ökologischer und weniger schädlich
Normalerweise wird Asphalt bei 160 Grad gemischt und bei 150 Grad verlegt. Sogenannter Warmasphalt dagegen, braucht «nur» 100 bis 140 Grad. Empa-Forscher zeigen nun, dass dieser dadurch nicht nur ökologischer sondern auch weniger schädlich ist.
Die hohen Temperaturen von Asphaltstellen nicht nur eine grosse Belastung für die Arbeiter dar, sondern auch für die Umwelt. Der ökologische Fussabdruck von Asphalt ist aufgrund des hohen Energieverbrauchs und der daraus resultierenden CO2-Emissionen immens.
Abhilfe schaffen könnte sogenannter Warmasphalt, wie Forschende der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) anhand einer Studie aufzeigen. Dieser wird lediglich auf 100 bis 140 Grad erhitzt und bei noch niedrigeren Temperaturen verlegt. Dementsprechend sind auch die schädlichen Emissionen beim Verlegen des Asphalts deutlich geringer.
Emissionsrisiko trotz Bitumen
Je nach verwendetem Bindemittel seien Schadstoffe in normalen Asphalt in verschiedenen Mengen enthalten – darunter polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die in kleinen Konzentrationen auch natürlich in Kohle und Erdöl vorkommen. Grosse Mengen an PAK seien in Teer enthalten, der viele Jahre lang im Strassenbau eingesetzt wurde, schreibt die Empa in einer Mitteilung von Dienstag.
Durch das Recycling solcher teerhaltigen Beläge gelangen diese Schadstoffe in Form von Asphaltgranulat in den Recyclingkreislauf und setzen sich bei erneutem Erhitzen frei. Mittlerweile findet im Strassenbau anstelle von Teer Bitumen Verwendung.
Gemäss der Empa verbirgt sich aber auch hier ein Emissionsrisiko. So entstehen etwa durch die Verdampfung von leichtflüssigen Bitumenkomponenten oder durch die Abbaureaktion von Bitumen bei hohen Temperaturen flüchtige organische Kohlewasserstoffe (TVOC).
Bei beiden Schadstoffen, PAK wie TVOC, gelte also: Je niedriger die Temperatur bei der Herstellung und Verarbeitung, desto weniger Schadstoffe gelangen in die Luft.
Quelle: Empa
Je niedriger die Temperatur bei der Herstellung und Verarbeitung von Asphalt, desto weniger Schadstoffe gelangen in die Luft.
Feldforschung auf Strasse und im Labor
Zur Analyse statteten Kerstin Zeyer und Joachim Mohn aus der Empa-Abteilung «Luftfremdstoffe / Umwelttechnik» Maschinen und Bauarbeiter mit Messsystemen aus, die die Emissionen direkt am Entstehungsort erfassen. Insgesamt vier Warmasphaltarten und ein herkömmlicher Asphalt wurden dafür untersucht. Pro untersuchter Art wurden von den Arbeitern je zwei Kilometer Strasse verlegt und parallel Daten gesammelt.
Neben den Feldversuchen führte das Team auch Laborversuche durch, um die Plausibilität der Feldmessungen zu überprüfen. Diese ergaben das gleiche Resultat: Gegenüber dem regulären Asphalt stiessen die Warmasphalte ganze 90 Prozent weniger Gesamtpartikel aus. Zudem wiesen sie im Vergleich50 bis 70 Prozent weniger flüchtige organische Kohlenwasserstoffe auf. Damit lagen die Emissionswerte deutlich unter dem für Arbeiter schädlichen Niveau.
Bei dieser hervorragenden Bilanz für Ökologie und Gesundheit am Arbeitsplatz stelle sich die Frage, warum die Schweiz nicht längst auf Warmasphalt umgestellt habe, schreibt die Empa. Das sei nicht so einfach, wird Martin Hugener von der Empa-Abteilung «Strassenbau / Abdichtungen» in der Mitteilung zitiert. Denn sämtliche Produktionsanlagen seien noch auf die Herstellung von regulärem Heissasphalt ausgelegt. Die Brenner der Mischanlagen müssten also überall optimiert werden, um eine Herstellung von Warmasphalt im grossen Stil zu ermöglichen. (pb)