15:21 BAUPRAXIS

Buchtipp: Auf Spaziergang durch die Baugeschichte

Geschrieben von: Claudia Bertoldi (cb)
Teaserbild-Quelle: © gornostaj - stock.adobe.com

Bauwerke «lesen» zu können und sich somit in die Geschichte des jeweiligen Ortes einzubringen, erhöht das Erlebnis einer jeden Stadtbesichtigung. Der kleine bebilderte Band «Das fünf x 5 der Architektur» erleichtert den Einstieg in die Architekturgeschichte.

Bereits der Titel weist darauf hin: Das Wissen über Architektur wird auf die wesentlichen Details konzentriert vermittelt, diese Kenntnisse anhand von Beispielen veranschaulicht. Die «fünf x 5» bedeuten fünf Epochen mit jeweils fünf Bauwerken, die der Autor Thomas R. Hoffmann detailliert vorgestellt. Zudem gibt der Kunsthistoriker und Dozent zu jeweils fünf grundlegenden Fragen zur Epoche Antworten, die dem Betrachter eines Gebäudes unmittelbar in den Sinn kommen könnten. Er erhält damit alle wesentlichen Informationen zum Bauwerk, den Besonderheiten des Gebäudes und den typische Merkmalen dieser Epoche.

Unsere Städte vereinen zumeist einen bunten Mix an Bauwerken verschiedener Baustile. Der Autor fokussiert seinen Blick auf fünf Epochen Mittelalter, Renaissance, Barock, 19. Jahrhundert und Moderne; immerhin eine Zeitspanne von gut 1500 Jahren.

Gesellschaftsform prägt den Baustil

Die Architektur des Mittelalters ist geprägt von prächtigen Kirchenbauten, wehrhaften Burgen und wachsenden Städten. Wissenschaft, Handel und Handwerk entwickelten sich. Machtkämpfe zwischen kirchlicher und weltlicher Gewalt, aber auch Epidemien brauchten viel Elend über die Menschen. In der Architektur sind die Romanik (950 bis 1200 n.Chr.) sowie die Gotik (1150 bis 1500 n.Chr.) von Bedeutung. Während die Bauten der Romanik massiv und gedrungen wirken, strebt in der Gotik alles nach oben, selbst die vormals mit Rundbogen abschliessenden Fenster verlaufen in der Gotik im Scheitel spitz nach oben. Der Freiburger Münster, Burg Eltz an der Mosel oder das Krantor in Danzig dienen unter anderem als Beispiel.

Die Renaissance leitete die Neuzeit ein. Ihr Ursprung liegt in Florenz, wo in den bildenden Künsten die Antike wiederentdeckt wurde. Die Bauten wiederspiegeln Reichtum und Macht, die Architektur strebt nach Harmonie und Symmetrie nach den antiken Vorbilden. Säulen, Kapitelle, Portale und Gesimse sind prägende Details. Als Beispiele dienen hier vor allem Bauwerke aus Oberitalien.

Im 17. und 18 Jahrhundert wird es prachtvoll und üppig. Der die barocken Bauten sollten Grösse, Macht und Einfluss demonstrieren. Die Fassadengestaltung zeichnet sich durch Spannung und Bewegung aus. Zudem sind die Bauwerke reich geschmückt, bauplastische Elemente wie Skulpturen, Bögen, Säulen oder Pfeiler zieren den Baukörper. Der Petersplatz im Vatikan und Schloss Versailles sind herausragende Bauten dieser Epoche.

Bauten für das «gemeine» Volk

Das 19. Jahrhundert ist von Industrialisierung und Städtebau geprägt. Öffentliche Bauten, Fabriken, Bahnhöfe, Verkehrsweg und vor allem Wohngebäude für die wachsende Bevölkerung werden benötigt. Ihre Gestaltung folgt nicht einem einheitlichen Stil. Diese Architekten des Klassizismus orientierten sich an der Antike, der Historismus lehnt sich an alle vorausgegangenen Epochen an. Viele Elemente der Bauornamentik, die zuvor nur an Sakral- und Feudalbauten zu finden waren, werden grosszügig an den meisten Gebäuden eingesetzt. Beispiel dieser Epoche sind das Schauspielhaus in Berlin, Sacré-Coeur in Paris oder die Hamburger Speicherstadt.

Die klassische Moderne entwickelte sich entscheidend in der Zwischenkriegszeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der dekorative Jugendstil wurde vom aufkommenden Bauhausstil abgewechselt, welcher auf Funktionalität zielt und auf die Zusammenführung von Kunst und Handwerk ausgerichtet ist. Klare, geometrische Formen und eine strenge Harmonie herrschen vor. Brutalismus, Organische Architektur und International Style sind weitere Stilrichtungen moderner Bauten. Das Bauhausgebäude in Dessau, Gaudis Werke in Barcelona, Le Corbusiers Wallfahrtskirche Chapelle Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp sowie der IBM-Tower in Chicago werden vorgestellt.

Das Buch passt in jede Handtasche und jeden Rucksack, ist quasi eine ideale Ergänzung zum Reiseführer, der Kunst- und Architekturliebhaber zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten führt. Das Glossar im Anhang des Buches enthält Erklärungen zu den wichtigsten Fachbegriffen der Baugeschichte.In derselben Reihe ist im Belser Verlag auch «Das 5 x fünf der Malerei» als unterhaltsame Einführung in die Kunstgeschichte erschienen.

Das fünf x 5 der Architektur- Kunst-Epochen einfach verstehen, Thomas R. Hoffmann, Belser Verlag, 72 Seiten, fester Einband, erschienen April 2020, ISBN 978-3-7630-2843-6, 18 Franken 90 Rappen

Das fünf x 5 der Architektur - Kunst-Epochen einfach verstehen

Geschrieben von

Ehemalige Redaktorin Baublatt

Claudia Bertoldi war von April 2015 bis April 2022 als Redaktorin beim Baublatt tätig. Ihre Spezialgebiete waren Architektur- und Technikthemen.

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