18:54 BAUPRAXIS

Bennerley-Viadukt: Fussgänger und Velofahrer statt Eisenbahn

Teaserbild-Quelle: World Monuments Fund

Das Bennerley-Eisenbahnviadukt im Nordosten von England ist längst nicht mehr in Betrieb. Es liegt seit über 50 Jahren im Dornröschenschlaf. Doch nun soll es zu neuem Leben erwachen.

Bennerley-Viadukt

Quelle: World Monuments Fund

Geschmiedeter, eiserner Koloss: das Bennerley-Viadukt.

1877 erbaut, war das Bennerley-Viadukt im Nordosten Englands Teil des Liniennetzes der Great Northern Railway (GNR). Auf einer Länge von über 440 Metern überspannt das Bauwerk das Erewash Valley, an der Grenze zwischen Nottinghamshire und Derbyshire. Zum letzten Mal donnerte 1968 ein Zug über die filigrane Eisenkonstruktion. Denn die Strecke in ihrer ursprünglichen Form gibt es längst nicht mehr. Dass das Viadukt trotzdem erhalten geblieben und nicht wie geplant abgebrochen worden ist, verdankt es dem Widerstand aus der Bevölkerung und dem Verein „The Friends of the Bennerley Viaduct“.

Schmiedeeiserne Eisenbahnarchitektur

„Die Brücke ist ein herausragendes Beispiel für die viktorianische Eisenbahnarchitektur“, schreibt der Verein über das Bauwerk auf seiner Website. Zumal es auch die längste Konstruktion ihrer Art in Grossbritannien ist. Das Besondere an der Brücke dürften allerdings die Anforderungen sein, die an ihre Konstruktion gestellt worden sind: Weil sich unter ihr Bergbautunnels befinden, musste sie besonders leicht sein, damit der Grund nicht einbricht. Deswegen setzten die Erbauer anstelle von Stahl auf das weniger schwere Schmiedeeisen als Baumaterial.

Bennerley-Viadukt

Quelle: Matt Pearson, CC BY 3.0, Wikimedia.org

Weil im Gund unter dem Viadukt Bergbau betrieben wurde, musste es besonders leicht sein.

Damit sich Eisenbahnbegeisterte und Technikinteressierte weiterhin am Bennerley-Viadukt erfreuen können, will der Verein zusammen mit der heutigen Besitzerin – der Railway Paths Ltd. – das Bauwerk zu restaurieren und zur Fussgänger- und Velobrücke umzunutzen. Die Railway Paths Ltd. besitzt ein Portfolio ehemaliger Eisenbahnstrukturen, sie betreut diese auch und stellt sie Fussgängern, Velofahrern und Reitern zur Verfügung.

Unterstützung vom World Monuments Fund

Vor kurzem hat das Projekt nun Unterstützung von prominenter Seite erhalten, dem World Monuments Fund (WMF): Alle zwei Jahre stellt die Stiftung mit Sitz in New York eine Liste von 25 Kulturstätten zusammen, die besonders bedroht sind. Die Brücke ist eine davon. Es finden sich noch vier weitere Stätten aus Europa auf der Liste: die Notre Dame, der Tuschetien-Nationalpark in Georgien, die Patiohäuser in der Axerquía, einem Quartier der Altstadt von Córdoba, und die Kindler-Kapelle auf dem evangelischen Friedhof von Pabianice in Polen.

Des Weiteren listet die Stiftung etwa das Sardar Vallabhbhai Patel-Stadion in Ahmedabad aus der Feder von Charles Correa und Mahendra Raj, die historischen Wassersysteme von Karnataka und Maharashtra (Indien) und Haitis „Lebkuchenhäuser“ in Port au Prince, die noch immer unter den Folgen des Erdbebens von 2010 leiden. Zudem gehört das Bears Ears National Monument bei den gleichnamigen Tafelbergen in Utah dazu, das Gebiet weist über 9000 archäologische Fundstätten auf, die bis zu 11‘000 Jahre alt sind. (mai)

Alle Stätten auf https://www.wmf.org

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