Gebäude einer römischen Siedlung in Brig-Glis VS gefunden
Beim Bau eines Mehrfamilienhauses in Brig-Glis VS haben
Archäologen mehrere Gebäude aus der Römerzeit entdeckt. Das grösste Fundobjekt weist
eine Bauart und Dimension auf wie sie im Oberwallis noch nie gefunden wurde.
Die Fundstücke wurden beim Bau eines Mehrfamilienhauses mit unterirdischer Einstellhalle in der Gemeinde Brig-Glis im Kanton Wallis entdeckt. Konkret haben archäologischen Ausgrabungen auf einer Fläche von 800 Quadratmetern mehrere Gebäude aus der Römerzeit zu Tage gefördert, wie die kantonale Dienstelle für Kultur am Dienstag mitteilte.
Am bemerkenswertesten sei ein Gebäude mit neun Metern Seitenlänge, welches gemörtelte Mauern aufweise. Denn die Grösse des Baus ist für seine Zeit aussergewöhnlich und erstreckt sich über das Gebiet der Ausgrabungen hinaus. Bislang wurde im Oberwallis neben dem aktuellen Fund nur ein weiteres römisches Gebäude entdeckt, welches dieselbe Mauertechnik aufweist; Ein kleiner Sakralbau der in der benachbarten Fundstelle beim Dorf Gamsen freigelegt wurde.
Derzeit sind Archäologen damit beschäftigt, bei der aktuellen Fundstelle ein zweites Gebäude von mehr als 40 Quadratmetern freizulegen, das durch Trockenmauern gekennzeichnet ist. Daneben wird auch ein Lehm- und Holzgebäude sowie ein Brennofen ausgegraben, der zur Kalkproduktion verwendet wurde. Auf Basis von Scherben von aus Nordgallien importierten Keramikgefässen lasse sich die Besiedlung zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert datieren.
Siedlungsgeschichte im Oberwallis
Gemäss dem aktuellen Stand der Untersuchungen vermuten die Archäologen, dass die Bauten landwirtschaftliche und handwerkliche Gebäude einer Siedlung sind, die im Zusammenhang mit der Simplonstrasse stehen könnte. Der Reichtum an Funden und der Umfang der in Brig-Glis entdeckten Überreste würden eine für die Region bisher unbekannte Romanisierung bezeugen.
Wie die Dienststelle weiter mitteilt, könnte die aktuelle Fundstelle das fehlende Glied zum Verständnis der Siedlungsgeschichte im Oberwallis sein. So liege diese chronologisch zwischen dem Niedergang der Siedlung von Gamsen ab dem 3. Jahrhundert und dem Bau einer Kultstätte in Glis um 500 n. Chr. Diese Vermutung muss aber erst noch durch die bis Ende November vorgesehenen archäologischen Untersuchungen bestätigt werden. (mgt/pb)
Quelle: KAA
Dokumentation eines Teils des Kalkbrennofens.