Bauwerksentwässerung für Swiss-Re-Neubau am Mythenquai in Zürich
Jedem Bauprojekt gehen Erschliessungsarbeiten voraus. Am Campus Mythenquai in Zürich werden zurzeit die Grundlagen für ein neues Gebäude der Swiss Re gelegt. Für die Schmutzwasserentsorgung unterhalb des Kanalisationsnetzes wurden vier massangefertigte PE-Fertigpumpenschächte installiert.
Quelle: Häny AG
Zum Einheben des rund 1000 Kilogramm schweren Schachts kommt ein Turmdrehkran zum Einsatz.
Direkt am Ufer des Zürichsees klafft eine riesige Baugrube. Anstelle des „Mythenschlosses“ komplettiert die Versicherungs-Gesellschaft Swiss Re ihren Hauptsitz am Campus Mythenquai mit einem Ersatzneubau. Das eigentliche Mythenschloss, ein 1926 im Gründerzeit-Stil errichtetes, herrschaftliches Wohnhaus, wurde bereits 1982 abgebrochen. An seiner Stelle baute die damalige Schweizer Rück ein Büro- und Wohngebäude, das nun dem Neubauprojekt „Lake“ der Architektengemeinschaft Meili & Peter Architekten und GFA (Gruppe für Architektur) weichen musste.
Das neue Gebäude wird sich mit seiner roten Fassade und den grossen Fensterflächen markant an der Uferfront des Mythenquais hervorheben. Ab 2026 sollen alle Mitarbeitenden der Swiss Re in der Schweiz an diesem Standort zusammenarbeiten.
Quelle: Häny AG
Am Zürcher Mythenquai wird der Firmenhauptsitz der Swiss RE der Campus Mythenquai ausgebaut.
Jeder Schacht ein Unikat
In der Baugrube wurde inzwischen mit dem Vergiessen der
Bodenplatte begonnen. Einige Bereiche sind bereits fertig betoniert, an anderen
Stellen warten die fixfertigen Bewehrungsmatten auf den Betoneinbau.
Zwischendrin klaffen freie quadratische Flächen mit rund zweieinhalb Meter
Seitenlänge. Darauf kommen insgesamt vier grosse Fertigpumpenschächte zu
stehen, von denen einer jetzt eingehoben werden soll.
Der komplett vorinstallierte Schacht steht bereits am Rand der Baugrube für den Einbau bereit. „In diesem Fall waren Systemlösungen
gewünscht, die wir als Schacht in Schacht realisieren. Konkret bedeutet das,
der Schacht setzt sich aus einem Aufstellraum und einen Sammelschacht zusammen.
Der Sammelschacht ist im Aufstellraum fix integriert“, erklärt Heiri Menzi, Projektleiter
Kunststoff- und Bautechnik bei der Häny AG in Rapperswil-Jona SG, der den Einbau überwacht.
Beide Schachtteile sind absolut wasserdicht. Somit sind sie
auch für den Einsatz im Grundwasser und in Schutzzonen geeignet. „Nebst
Pumpenschächten bieten wir sämtliche Variationen von Schächten in Zusammenhang mit der Grundstückentwässerung an. Jeder Schacht ist ein Unikat und wird genau nach
den Angaben und Wünschen des Kunden oder Planers konzipiert“, so Heiri Menzi.
Quelle: Häny AG
Der fixfertige Schacht wartet in der Baugrube auf die Versetzung an den vorgesehenen Standort.
Leicht und stabil
Die Monteure stehen bereit. Zum Einheben des grossen Schachts mit einem Innendurchmesser von 2,4 Metern kommt der Turmdrehkran der Baustelle zum Einsatz. Im Normalfall würde ein einfacher kleiner Mobilkran die Arbeit übernehmen. Denn trotz der grossen Abmessungen ist das Schachtelement mit rund 1100 Kilogramm ein regelrechtes Leichtgewicht.
Doch das Bauteil muss über die
bereits verlegte Bewehrung punktgenau in der grossen Baugrube eingesetzt
werden, was von oben sehr gut einsehbar ist und sich leichter handhaben lässt.
Die Schachtwände, der Boden und der Deckel bestehen aus Polyethylen (PE). Es ist ein durch Kettenpolymerisation vom petrochemisch erzeugten Ethen hergestellter thermoplastischer Kunststoff. Aus diesem langlebigen Kunststoff werden unter anderem auch Rohre und Verpackungen gefertigt.
Polyethylen kann von der Natur nicht abgebaut werden. Im Falle der Schächte und
Rohre ist es ein Pluspunkt, denn im Vergleich zu traditionellen Schachtelementen
aus Beton oder Polymerbeton, die bereits nach einigen Jahrzehnten ausgetauscht
werden müssen, kann bei PE mit einer Langlebigkeit von rund 100 Jahren
gerechnet werden.
Quelle: Häny AG
Langsam wird das grosse Schachtelement eingehoben.
PE ist sehr stabil. Weder besteht grosse Bruchgefahr, noch
sind die Elemente rissanfällig und temperaturempfindlich. Auch Transport- oder
Lagerschäden können so gut wie ausgeschlossen werden.
Das geringe Gewicht ist zudem ein grosser Vorteil beim
Transport und Einbau der Schächte. Kleine Schächte können auch mit Muskelkraft
auf den PKW-Anhänger verladen oder auf der Baustelle vorgewartet werden. „Die
PE-Schächte sind tendenziell etwas teurer als Betonelemente. Aber die Langlebigkeit,
einfacherer Transport und leichter Einbau kompensieren diese Kosten“, meint
Menzi. Auf die Dichtigkeit der Schächte gewährt die Häny AG zehn Jahre
Garantie.
Quelle: Häny AG
Der Fertigpumpenschacht wird in die Bewehrung eingepasst und muss nur noch angeschlossen werden.
Vorfertigung in Rapperswil-Jona
Langsam wird der Schacht herabgelassen. Drei Mitarbeiter
stehen bereit, um ihn exakt zwischen den aufragenden Bewehrungseisen
einzupassen. Ein leichtes Schieben genügt, und der Koloss ist in Position und
kann komplett abgesenkt werden. Einzig auf die vorstehenden Anschlussstutzen muss
geachtet werden, damit sie nicht durch die Bewehrungseisen beschädigt werden. Der
Einhub des Schachts hat keine halbe Stunde gedauert. Da bereits alle
Anschlüsse werkseitig vorgesehen sind, kann auch die spätere Vernetzung schnell
ausgeführt werden.
Der Schacht beziehungsweise der Sammelbehälter wird speziell zusammengebaut. Dies geschieht komplett im Hauptsitz der Häny AG in Rapperswil-Jona. In der Werkhalle werden zunächst der Boden und Deckel des Schachts aus zwei Meter breiten, vier Meter langen und drei Zentimeter dicken Platten ausgefräst, die rund 230 Kilogramm Gewicht auf die Waage bringen.
„Dies erfolgt mit einer digital gesteuerten CNC-Fräse. Viele
Masse sind standardisiert und können wie ein Schnittmuster ausgelesen werden.
Spezialanfertigungen werden nach den Angaben der hausinternen Projektierung
ausgeführt“, erklärt Heiri Menzi den Ablauf. Der Verschnitt, der bei
kreisrunden Elementen immer auftritt, wird dem Recycling zugeführt.
Quelle: Häny AG
Dieser Schacht wurde bereits vor einigen Tagen eingesetzt und ist bereits angeschlossen.
Auf Mass in Handarbeit
Auf dem Hof liegt eine grosse Auswahl an schwarzen Röhren verschiedener Durchmesser bereit. Sie werden in Stücken von bis zu sechs Metern Länge angeliefert und vor Ort auf das gewünschte Mass zugeschnitten. Bis zu einem Durchmesser von 140 Zentimetern sind sie komplett vollwandig ausgeführt, bei einem Durchmesser ab 150 Zentimetern handelt es sich um Wickelrohre.
Nach
dem Zuschnitt werden die Teile verschweisst. Dazu muss die zu verschweissende
Stelle zunächst von der oxidschicht befreit und mit einer Ethylalkohol-Lösung
gereinigt werden. „Sauberkeit ist das A und O einer korrekten und wasserdichten
Schweissnaht“, so Menzi.
Insgesamt sind vier Mitarbeiter in der Produktion beschäftigt und arbeiten nach den Projektvorgaben die Details heraus. Druckleitungen, Einläufe, Entlüftung sowie die Kabelschutzrohranschlüsse werden in Dimension und Lage den Anforderungen angepasst. Alle Zu- und Ableitungen werden nach Plan eingeschweisst.
Als Fertigpumpwerk sind die Pumpenschächte
komplett mit Kupplungsfüssen, Kugelrückschlagventilen und Absperrarmaturen ausgestattet
– ausgelegt auf den entsprechenden Schmutzwasseranfall des Objekts:
Entwässerung von häuslichen, kommunalen oder industriellen Abwässern mit oder
ohne Feststoffanteile. Die Schächte werden als fixfertige Einheiten
ausgeliefert und müssen vor Ort nur noch versetzt und angeschlossen werden.
Dieses einfache und saubere Handling erleichtert die Arbeit auf
der Baustelle und macht die Kunststoffprodukte wirtschaftlicher als Beton. Auch
die Handhabung und Wartung der Schächte ist unkompliziert. Das
Schacht-in-Schacht-Modell ist begehbar. In die obere Abdeckung sind zwei
separate Einstiegsöffnungen für beide Schachtteile eingearbeitet. Sie werden mit
einem verschliessbaren, geruchsdichten Gussdeckel verriegelt. Im Aufstellraum
ist eine Schachtleiter montiert.
Inzwischen sind auf der Baustelle des zukünftigen Gebäudes "Lake" alle vier Schächte eingebaut. Transport und Montage verliefen problemlos. Der Anschluss wurde inzwischen von den Sanitär-Technikern vorgenommen. Die Spezialisten der Firma Häny AG werden die Sicherheit und Zuverlässigkeit der eingebauten Schächte weiterhin überwachen.
Quelle: Claudia Bertoldi
In die Schachtwände werden laut Projektvorlagen die Öffnungen für die Anschlüsse eingearbeitet.
Quelle: Claudia Bertoldi
Die Einzelteile werden miteinander verschweisst.
Quelle: Claudia Bertoldi
Die Schweissstellen müssen von der Oxidschicht befreit werden.
Quelle: Claudia Bertoldi
Die fertigen Pumpenschächte stehen zum Abtransport bereit.
Systemanbieter für sichere Pumplösungen
Die Häny AG ist ein führender Anbieter von hochwertigen
Produkten und Dienstleistungen im Bereich Transport und Behandlung von Wasser
und Abwasser sowie in ausgewählten Nischenbereichen. Häny gilt
als kompetenter Systemanbieter von fortschrittlichen, innovativen und vor allem
sicheren Pumplösungen.
Das Familienunternehmen wurde 1875 gegründet und wird in der sechsten Generation von Sabina Häny geleitet. Gestartet wurde mit einer mechanischen Werkstatt in Stäfa. Bereits zehn Jahre später ist die Maschinen-, Pumpen- und
Apparatefabrik Häny in Obermeilen aktenkundig, der von 1892 bis in die 1920er-Jahre
eine Giesserei angeschlossen war. Heute beschäftigt das Unternehmen in seinen
verschiedenen Abteilungen im In- und Ausland insgesamt 190 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.
Seit Jahrzehnten ist der Name Häny auf dem Schweizer Markt
ein Begriff für Pumpen- und Systemtechnik sowie Schwimmbadtechnik. Die starke
Stellung wurde 1999 mit der Übernahme von Sulzer Pumpen Schweiz und fünf Jahre
darauf mit der Übernahme der Generalvertretung der Netzsch Mohnopumpen AG in
der Schweiz ausgebaut. Seit 2009 besteht eine Kooperation mit der Caprari
S.p.A. in Modena, Italien.
Seit 2013 ist die Firma mit ihrem Tochterunternehmen Häny
Austria GmbH in Österreich präsent. 2018 folgte die Eröffnung der
Geschäftsstelle Haeny Inc. in den USA. Im selben Jahr wurden der Fertigungsstandort
in Elin Pelin, Bulgarien, eröffnet und der neue Bereich Kunststoff- und
Bautechnik ins Unternehmen integriert. Weltweit ist die Häny AG mit ihren jüngsten
Produktionsbereich, den Zement-Injektionssystemen, vertreten. Sie können bei
grossen Tunnel- und Tiefbau- sowie Infrastrukturprojekten zum Abdichten von
Stollen, Tunneln oder Staumauern sowie zur Verstärkung des Baugrunds verwendet
werden.
Fertigung Kunststoffschacht