Wasserkraft in Zürich: Kathedralen der Technik und Schlösser des Fortschritts
Vom 24. Juni bis am 24. September 2021 zeigt das Stadtarchiv Zürich in einer Ausstellung Fotografien aus dem historischen Bildarchiv des Elektrizitätswerks. Diese dokumentieren den Kraftwerksbau in und um Zürich und zeigen den damaligen technischen Fortschritt.
Quelle: Stadtarchiv Zürich
Die Staumauer Schräh mit dem Stausee. Blick gegen Innerthal, um 1930.
Mit dem Thema Wasserkraft verbinde man oft imposante Staumauern im Gebirge, Turbinen, Maschinenhäuser oder auch Schaltzentralen, wie das Stadtarchiv Zürich zur Ausstellung schreibt. Seit Donnerstag kann man diese eindrücklichen Kraftwerkselemente nun auch als historische Fotografien im Zuge der Ausstellung «Elektrizität und kein Ende! – Wasserkraft für die Stadt Zürich» mitten in der Stadt am Neumarkt 4 bestaunen.
Die Ausstellung umfasst rund 7000 Fotografien von der Jahrhundertwende bis in die 70er Jahre. Sie stammen vom Elektrizitätswerk (ewz) der Stadt Zürich, welches sein eigenes Bildarchiv im Jahr 2019 dem Stadtarchiv übergeben hat. Die Ausstellung mache die eindrücklichen historischen Aufnahmen nun öffentlich und setzte sie in einer ausführlichen Begleitpublikation mit thematischen Artikeln zur Elektrifizierung Zürichs in eine historische Perspektive.
Landschaften vor und nach den Grossbauten
Ende des 19. Jahrhundert entschloss sich die Zürcher Gemeindeversammlung, die Stadt mit elektrischem Strom zu beleuchten. 1892 wurde daraufhin das erste Wasserkraftwerk im Zürcher Letten gebaut. Die Nachfrage nach Strom stieg jedoch rasant. Bald brauchte es neue Energiequellen. In der Folge entstanden die Kraftwerke Albula in Graubünden, Wägital im Kanton Schwyz und Wettingen im Aargau. Später folgten die Bündner Kraftwerke Julia mit dem Stausee Marmorera und Albigna im Bergell.
Quelle: Stadtarchiv Zürich
Italienischer Gastarbeiter vor der Staumauer Albigna um 1958.
Mit den historischen Bildern des ewz liessen sich diese Landschaften vor und nach den Grossbauten sowie die ersten Vorarbeiten der Kraftwerke bis zu ihrer Inbetriebnahme nachvollziehen. Die Fotografien bieten laut Stadtarchiv eine eindrückliche Dokumentation über die Kraft der Natur, des damaligen technischen Fortschritts und der industriellen Innovation. Zahlreiche Maschinen- und Schalthäuser würden so etwa an den architektonischen Baustil von Prunkbauten erinnern.
Sie seien als «Kathedralen der Technik und Schlösser des Fortschritts» gebaut worden und würden symbolisch für die überragende schweizerische Ingenieurskunst stehen. Die Aufnahmen zeigen laut Stadtarchiv aber auch die schwierigen Bedingungen und das harte Leben der Arbeiter auf den Grossbaustellen. Zugleich seien sie Zeugen von gesellschaftlichen Veränderungen, vom «Zusammenprall zwischen Technik und Natur».
Hohe Nachfrage nach Elektrizität
Der Titel «Elektrizität und kein Ende!» soll darauf hinweisen, dass die Nachfrage nach Elektrizität kaum an Aktualität eingebüsst hat. Die Wasserkraftwerke machten das Angebot an Elektrizität in Zürich erst möglich, und würden dies auch heute noch sicherstellen. Die Geschichte der Zürcher Elektrifizierung ist laut Stadtarchiv untrennbar verbunden mit der Geschichte der Wasserkraftnutzung.
Zur aktuellen Ausstellung publiziert das Stadtarchiv ausserdem unter demselben Titel die dritte Ausgabe seiner Zeitschrift «arché». In der ausführlichen Begleitpublikation lassen sich die sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Hintergründe zu den Kraftwerksbauten nachlesen. (mgt/pb)
Die Ausstellung «Elektrizität und kein Ende! – Wasserkraft für die Stadt Zürich» läuft vom 24. Juni bis am 24. September 2021 im Stadtarchiv, Neumarkt 4, 8001 Zürich. Die Zeitschrift «arché Nr. 3» ist als Online-Publikation auf der Webseite des Stadtarchivs verfügbar.
Quelle: Stadtarchiv Zürich
Ansicht des Letten-Stauwehrs mit dem Pumphaus dahinter (1936).
Quelle: Stadtarchiv Zürich
Schleifarbeiten an einer Peltonturbine um 1958.
Quelle: Stadtarchiv Zürich
Maschinenhaus Sils mit Francisturbinen und Generatoren um 1910.