16:10 BAUPRAXIS

Ausgrabungen in Basel: Handwerkerviertel entdeckt

Teaserbild-Quelle: Adrian Jost, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt

Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt führte 2018 ein aussergewöhnliches Grabungsprojekt in der Basler Altstadt durch. Dabei tauchten gut erhaltene Reste eines rund 1000 Jahre alten, von Handwerk geprägten Stadtviertels auf, die zur international bedeutenden Fundstelle "Basel-Petersberg" gehören. Die ergebnisreichen Grabungen sind nun abgeschlossen.

Bei den archäologischen Untersuchungen anlässlich des bevorstehenden Umbaus des Spiegelhofs in Basel kamen wichtige Funde aus der Spätantike bis zur Neuzeit zum Vorschein. Für die Archäologen besonders aufschlussreich waren die Siedlungsspuren aus dem 11./12. Jahrhundert, die ein neues Bild von den bis anhin weitgehend unbekannten Anfängen der mittelalterlichen Stadt Basel zeichnen. Anfang Februar wurden die Grabungen nun abgeschlossen.

Asche und Tierknochen

Die Funde ermöglichen einen vertieften Einblick in die Produktionsprozesse des Gerberei- und Schuhmacherhandwerks der damaligen Zeit. Dank des immer feuchten Bodens haben sich nicht nur die Schwellbalken von Holzgebäuden, Flechtwerk und hölzerne Wasserkanäle, sondern auch unzählige kleinere und grössere Lederreste, unter anderem von Schuhen, erhalten.

Dicke Ascheschichten und eine Vielzahl an Tierknochen sind deutliche Hinweise dafür, dass am Petersberg nicht nur Schuhe und andere Lederwaren hergestellt, sondern in unmittelbarer Nähe auch das Leder dafür gegerbt worden sein muss, wie der Kanton-Baselstadt mitteilt. Zudem konnten auch Reste des metallverarbeitenden Handwerks nachgewiesen werden.

Gassen und Brunnen bereits dokumentiert

Die neuen Erkenntnisse ergänzen damit die bereits beim Bau des Spiegelhofes in den 1930er-Jahren gemachten Entdeckungen: Bereits damals kamen unzählige einmalige Funde aus organischen Materialien, wie Holz und Textilen, sowie über 1000 Lederfunde zum Vorschein. Zudem konnten mehrere Holzgebäude und Teile der Infrastruktur des Quartiers wie etwa Gassen, Brunnen, Leitungskanäle, Zäune oder Öfen dokumentiert werden.

Die untersuchten Holzgebäude aus der Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts befanden sich am damals wahrscheinlich noch nicht befestigten Birsig. Die Nähe zum Wasser und die Versorgung mit Frischwasser sowie die verkehrstechnisch ideale Lage nahe des Rheins respektive am Strassennetz in Richtung Elsass boten ideale Voraussetzungen für die Ansiedlung von Werkstätten und Produktionsbetrieben.

Das unter dem Spiegelhof ausgegrabene Viertel lag innerhalb der um 1080 errichteten ersten Stadtmauer (siehe Box). Diese frühen Handwerksbetriebe am Birsig nutzten und unterstützten den wirtschaftlichen Aufschwung der mittelalterlichen Stadt Basel. (mgt/nsi)

Basel im 11. Jahrhundert

Das Heinrichmünster,dessen Weihe mit dem 1000-jährigen Jubiläum dieses Jahr gefeiert wird, war Sinnbild für die damals aufstrebende Stadt am Rheinknie. Kaiser Heinrich II., der den Bau des zweiten Basler Münsters stiftete, war mit seiner Gemahlin Kunigunde bei der Weihung des Münsters im Jahr 1019 persönlich anwesend. Das 11. Jahrhundert war eine Zeit des allgemeinen Aufschwungs: Für Basel setzte als freie Reichstadt eine neue Ära ein. Es erhielt das Münzrecht und Bischof Burkhard, der als Bischof nicht nur das geistige Oberhaupt des Bistums, sondern auch weltlicher Stadtherr Basels war, initiierte den Bau der ersten Stadtmauer. (mgt/nsi)

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