Art Nouveau in Nancy: Villa Majorelle restauriert
Wer die Art-Novueau-Architektur von Nancy bewundern will, kommt an der Villa Majorelle nicht vorbei. Das Zuhause von Möbeldesigner Louis Majorelle beherbergt ein Museum. Nachdem die Zeit an an seiner verspielten Architektur ihre Spuren hinterlassen hat, ist es aufwendig restauriert worden. Demnächst wird die Villa wieder eröffnet.
Quelle: P. Caron / MEN 2019
Kleinod der Art Nouveau: die Villa Majroelle in Nancy vor der Sanierung.
Schmiedeeiserne, filigrane Blumenranken winden sich über Fenster und Hauseingang. Daneben bringen Ornamente in Blüten- und Blätterform die Fassade zum „blühen“. Drinnen setzt sich das Blumenthema mit buntem Glas, Schnitzereien, Wandbildern, Mosaiken und Emailarbeiten fort. In der Architekturgeschichte Nancys nimmt die Villa Majorelle einen besonderen Platz ein: Sie gilt als erstes, komplett im Stil der Art Nouveau errichtete Haus der Stadt.
Möbeldesigner Louis Majorelle (1859-1926) hatte sie 1898 für sich und seine Familie beim damals 26jährigen Architekten Henri Sauvage (1873-1932) in Auftrag gegeben und sie mit Kreationen aus seinen Werkstätten eingerichtet.
Die Villa war Sauvages erstes eigenes Projekt. „Ich habe zwei Jahre daran gearbeitet, und die Gestaltung an die hundert Male überarbeitet“, erinnerte sich Sauvage später. „Ich bin meinem ersten Kunden aus tiefstem Herzen dankbar, für die unerhörte Freiheit, die er mir gelassen hat. Trotz meines jungen Alters hat er weder das Budget limitiert, noch mich bei der Gestaltung eingeschränkt.“ Nicht alles aus der Feder von Sauvage: Die Ausgestaltung von Details und Einrichtungselementen übernahmen Designer und Kunsthandwerker. So schuf die prächtigen Glasfenster der Glasmaler Jacques Grüber, die Keramik stammt von Alexandre Bigot.
Von Nancy nach Marrakesch
Allerdings war dem Gesamtkunstwerk zumindest als privates Haus kein sehr langes Leben beschieden. Nachdem Tod Louis Majorelles verkaufte sein Sohn, der Maler Jacques Majorelle, die Liegenschaft 1926 der Stadt Nancy, die dort Büros unterbrachte. Mittlerweile ist das Gebäude ein Museum.
Jacques führte übrigens das Vermächtnis seines Vatersdennoch in gewisser Weise fort: Mit dem Geld erwarb er ein Stück Land ausserhalb der Altstadt von Marrakesch, wo er sich ebenfalls eine Villa samt einem kleinen Park bauen liess. Das strahlend blaue Gebäude mit seiner urwaldartig anmutenden Umgebung ist heute als Jardin de Majorelle wie die Villa Majorelle in Nancy eine beliebte Touristenattraktion.
Aufwendige Restaurierung
Die Pracht des Art-Nouveau-Baus hat im Lauf der Jahrzehnte gelitten. Nach und nach hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen, sie sind unübersehbar geworden. In der Folge renovierte man das ehemalige Zuhause von Louis Majorelle mehrere Male. 1999 wurde die Fassade der Villa aufwendig gereinigt und sechs Jahre später die Kaminhaube aus Sicherheitsgründen entfernt. 2013 standen weitere, kleinere Arbeiten an.
Doch schliesslich wurde 2016 eine grossangelegte Sanierung in Angriff genommen: Während rund zweier Jahre wurde das Dach komplett renoviert, die markante, einst entfernte Kaminhaube wieder angebracht. Des Weiteren reinigten Fachleute die Fassade und und flickten sie, wo nötig. Überdies sanierte man die Balkone und restaurierte die Holz- und Eisenarbeiten. Nach Abschluss dieser Arbeiten wurden auch die Innenräume aufwendig instandgesetzt. Dem gingen wissenschaftliche Untersuchungen und Analysen voraus, damit dort wo möglich, der Urzustand wieder hergestellt werden konnte.
Demnächst kann das Architekturjuwel wieder bewundert werden: Am Wochenende vom 15. Februar wird das Gebäude wiedereröffnet.