Archäologische Funde in Schattdorf und Altdorf: Ein Beinhaus und Münzen
Seit letztem Sommer sind an drei Orten in Altdorf und Schattdorf archäologische Funde gemacht worden, unter Anderem goldene Münzen. Laut Mitteilung des Kantons Uri lassen sie die Geschichte der Gemeinden zum Teil in neuem Licht erscheinen.
Quelle: Beatrix Koen
Das Caravacakreuz unmittelbar nach der Bergung aus der Friedhofserde bei der Schattdorfer Pfarrkirche.
Beim ersten Fundort handelt es sich um das Areal bei der
Kirche von Schattdorf: Hier wurde im im
Rahmen von archäologischen Sondiergrabungen, die wegen einer Park- und
Werkleitungserneuerung auf dem Friedhof vorgenommen werden mussten, ein
Beinhaus entdeckt. Aus dem Beinhaus
lässt sich schliessen, dass wesentliche Bestandteile der mittelalterlichen
Vorgängerin der heutigen Pfarrkirche noch im Erdreich liegen.
Ausserdem fand man in der über die Jahrhunderte angehäuften Friedhofserde ein Kreuzanhänger: ein bronzenes, doppelarmigen Kreuz, das dem Kreuz von Caravaca de la Cruz entspricht, einem spätmittelalterlichen Pilgerort im südöstlichen Spanien. Caravacakreuze waren im 16. und 17. Jahrhundert als Schutz vor Krankheiten in Europa verbreitet.
Weitere Mauern im Grund um den Pulverturm in Bötzlingen bei Schattdorf?
Quelle: Abt. Denkmalpflege und Archäologie UR.
Der Pulverturm in Bötzlingen bei Schattdorf mit mittelalterlichem Kern.
Der zweite Fundort: der Pulverturm in Bötzlingen bei Schattdorf. Hier sind 25 Münzen aus der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert an Tageslicht gelangt. Damals hatte der Ort als Landsgemeindeplatz gedient. - Die Ursprünge des Turms gehen wahrscheinlich auf die Familie von Bötzlingen zurück. Sein Mauergeviert dürfte die Reste eines Wohnturms umfassen, laut Mitteilung des Kantons enthält der Grund der Umgebung wohl noch weitere Mauergrundrisse. Ab dem 17. Jahrhundert diente der Turm Uri als Schiesspulverlager.
Goldmünze aus Genua im Zentrum von Altdorf
Quelle: Res Eichenberger
Rückseite des Genovino d’oro mit Kreuzbild, geprägt unter dem Dogen von Genua Simone Boccanegra (1356–1363), gefunden während dem Aushub von Leitungsgräben in Altdorf.
Auch das Zentrum von Altdorf ist die dritte, wichtige Fundstätte: Hier wurde beim Bau von Leitungen im Zusammenhang mit der Fernwärmeerschliessung Überreste von Feuerstellen und Gassenpflästerungen entdeckt, die belegen, dass seit dem Mittelalter hier Gewerbe ansässig gewesen ist. Daneben wurde hier eine Genoveser Goldmünze aus dem 14. Jahrhunderts zu Tage gefördert, sie verweist auf die Stadt als wichtiger Etappenort der Nord-Süd-Verbindung über den Gotthard.
Ausserdem entdeckte man beim Lehnplatz Überreste römischer Keramikgefässe. Damit verdichten sich laut Kanton die Belege für römerzeitliche Siedlungen auf Urner Gebiet, zumindest im unteren Reusstal. Nur fehle leider nach wie vor der eindeutige Nachweis dazugehörender römischer Mauern. (mai/mgt)