Archäologie: Prächtige Muster in Seccotechnik für Petra
Die Nabatäer, die vor über 2000 Jahren in der Felsenstadt Petra lebten, liebten es prunkvoll. Das legen Überreste von Wandmalereien nahe. Im Rahmen eines deutschen Forschungsprojektes sind sie untersucht worden. Dabei zeigte sich, dass die Maler mit der Freskotechnik arbeiteten.
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Das Schatzhaus - das Kazneh al-Firaun - zählt zu beliebtesten Attraktionen von Petra.
Einst in den roten Fels der jordanischen Wüste gehauen,
zieht Petra in der Regel alljährlich Tausende von Touristen an. Petra war die
Hauptstadt des Nabatäerreiches, von ihrer Blüte und vom Reichtum der Nabatäer
erzählen die Überreste der Metropole bis heute. Dies gilt für den prächtigen
Eingang des Schatzhauses des Pharao ebenso wie für das Römische Theater oder
die Ruinen kilometerlanger Viadukte.
Zirkel für geometrische Ornamente
Was längst rauer Stein ist, dürfte einst in bunt geleuchtet
haben. Davon zeugen Spuren grossangelegter, komplexer geometrischer Muster aus
der Zeit ab dem 3. Jahrhundert vor Christus. «Römische oder ägyptische
Wandmalereien aus dieser Epoche weisen keine vergleichbare geometrische
Gestaltung auf. Auch die vergoldeten Verzierungen der Wände und die filigran
gearbeiteten Stuckaturen sind einzigartig», sagt Adrian Heritage vom Institut
für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Technischen Hochschule
(TH) Köln.
Im Rahmen des «Petra Painting Conservation»-Projekts, an dem
sich nebst der TH Köln auch die TU Berlin sowie das Institut für Archäologie
der Humboldt Universität beteiligten, untersuchte ein Team von Studenten der TH
Köln unter anderem den Wandschmuck der Villa von Ez-Zantur und der Wohnhöhle
Wadi as-Siyyagh aus dem ersten Jahrhundert.
Vielfältige Pigmente: Rotes Ocker und Ägyptisch Blau
«Wir haben Trägermaterial, Putz, Malschicht, Pigmente und
die verwendeten technischen Hilfsmittel analysiert», erklärt die wissenschaftliche
Mitarbeiterin Rebecca Tehrani. Dabei zeigte sich, dass die nabatäischen
Künstler mit der Seccotechnik arbeiteten.
Das heisst, dass sie die Wände zunächst mit mehreren
Schichten Kalkputz versahen, ehe sie die eigentlichen Ornamente auftrugen, die
sie mit Hilfe von Zirkeln und Ritzungen konstruierten. Für entsprechende
Farbenpracht sorgten unterschiedlichste Pigmente: Kreide, roter Ocker,
Eisenoxid, Zinnober, mineralisches Ägyptisch-Blau, grüne Erde oder Kohlenstoff.
Zudem stellte das Team auffällige Pigmentveränderungen fest.
Vergleicht man kurz nach der Ausgrabung entstandene Aufnahmen mit aktuellen
Fotos, zeigt sich, dass eine einst hellrote Malschicht heute grau-grünlich
erscheint. «Wir gehen davon aus, dass die organischen Bestandteile in der Farbe
durch den Einfluss der UV-Strahlung verblasst sind und die bleihaltigen
Pigmente durch die veränderten klimatischen Umgebungsbedingungen nach der
Ausgrabung chemisch reagiert haben», so Tehrani.
Salz-Ausblühungen setzen Petra zu
Petra leidet unter Umwelteinflüssen. So weisen ihre Bauten an mehreren Stellen Salz-Ausblühungen auf; Salzeinlagerungen, die aus den Wänden nach aussen dringen und die Farbschichten absprengen können. Begünstigt wird dies zusätzlich durch die starken Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsunterschiede zwischen Tag und Nacht. «Zu manchen Objekten haben zudem Tiere Zugang», so Heritage. In ez-Zantur finde sich Vogelkot auf den Malereioberflächen. «Zuverlässige Gitter an Fenstern und Türen könnten diese Probleme verringern.» (mai/mgt)