20 Jahre Stiftung Ferien im Baudenkmal: Übernachten und zeitreisen
Hautnah Baukultur erleben und je nach dem die Schweiz abseits ausgetretener Touristenpfade entdecken: Das bietet die Stiftung Ferien im Baudenkmal. Alles begann mit einem verwahrlosten Strickhaus im Oberwallis. Heute hat sie 60 Objekte im Angebot und feiert ihr 20jähriges Jubiläum.
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Quelle: Stiftung Ferien im Baudenkmal
Der Weiler Eggen im Oberwallis: Hier befindet sich das Huberhaus, das erste Objekte im Angebot der Stiftung.
Das Huberhaus in Eggen – der kleinste der vier Weiler, die zur Oberwalliser Gemeinde Bellwald gehören – erzählt gleich zwei Geschichten: Nicht nur die seines wohl beinahe fünfhundertjährigen eigenen Lebens, sondern auch diejenige von den Anfängen der Stiftung Ferien im Baudenkmal.
Seine ältesten Teile stammen vermutlich aus dem 16. Jahrhundert, sein aktuelles Aussehen dürfte es hauptsächlich einem Umbau aus dem Jahr 1723 verdanken. Bewohnt worden ist es lediglich bis 1891, danach nutzten es seine Besitzer als Lagerraum und Schreinerwerkstatt. Schliesslich stand es ab 1930 ganz leer und verfiel zusehends – bis es die Stiftung Ferien im Baudenkmal übernahm und sorgfältig instand setzte. Wo immer möglich habe man die Bausubstanz bewahrt und saniert, heisst es auf der Website der Stiftung. Davon zeugen nicht nur die wuchtigen Holzbalken des Strickbaus und die Patina der ausgetretenen Böden, sondern auch die Raumhöhe der Stube: Sie wurde nicht angepasst und misst nach wie vor gerade mal 1,88 Meter. Allerdings sollte es nicht die letzte Instandsetzung bleiben: 2018 fing das Haus bei einem Brand im Aussenbereich Feuer. Zwar blieb sein Kern erhalten, das Gebäude musste in der Folge aber dennoch während eines Jahres aufwendig saniert werden.
Dieses Jahr feiert die Stiftung Ferien im Baudenkmal ihr 20-Jahr-Jubiläum: 2005 vom Schweizer Heimatschutz gegründet, ist sie als ein «Projekt an der Schnittstelle von Tourismus und Denkmalpflege» gedacht. Sie übernimmt in der ganzen Schweiz vom Verfall oder vom Abriss bedrohte Baudenkmäler und gibt ihnen als Ferienhäuser eine Zukunft. Je nachdem erwirbt sie die Bauten, oder vermietet und betreut sie für die aktuellen Eigentümer. - Das Besondere daran sei, dass die sorgfältig restaurierten Objekte der Öffentlichkeit zu vernünftigen Preisen zugänglich gemacht und durch das aktive Erleben von Baukultur die Vermittlung und Sensibilisierung für historische Bauten in den Vordergrund gestellt würden, schreibt die Stiftung auf ihrer Website.
70er-Jahre im Fellergut in Bümpliz
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Quelle: Studio Gataric
Gut erhalten ist laut Stiftung Ferien im Baudenkmal auch die gemeinsame Dachterrasse im 20. Stock.
BDas Angebot ist vielfältig, neben Jahrhunderte alten Bauzeugen zählen auch jüngere Bauten dazu. Das gilt zum Beispiel für eine Wohnung im Fellergut, in Bümpliz: Seit Frühling letzten Jahres kann man im Hochhaus «H10» aus der Feder des Architektenpaares Hans und Gret Reinhard der zwischen 1971 und 1975 errichteten Grossüberbauung in einer Maisonnettewohnung nicht nur Sicht auf die Berner Alpen geniessen sondern auch etwas 70er-Jahre-Lifestyle erleben. Die Wohnung befindet sich im Besitz des eines Künstlers, der die Wohnungen mit verschiedenen Fundstücken aus der Entstehungszeit des Hauses eingerichtet hat. Ebenfalls aus eher neuerer Zeit stammt eine «Wohnzelle» der Werkbundsiedlung Neubühl in Zürich-Wollishofen mit Baujahr 1932, in der man den Geist des Neuen Bauens erleben kann. «Im Gegensatz zu anderen Wohnzellen des Neubühls wurden der Grundriss der Gästewohnung, die Einbauschränke, die Schiebefenster, die Absturzsicherung des Balkons, die Küchenleuchte sowie die Hausklingel bis heute nicht verändert oder ersetzt», heisst es auf der Website der Stiftung.
Neben Baukultur lädt das Angebot der Stiftung auch zu Entdeckungsreisen abseits ausgetretener Touristenpfade ein. Denn nicht immer befinden sich die Häuser in nächster Nähe bekannter Ausflugshotspots. Das gilt etwa für das Riegelhaus Blumenhalde in Uerikon am Zürichsee, aber auch für das Flederhaus im aargauischen Wegenstetten mit Baujahr 1803, einst als Bauernhaus und als Trotte genutzt, bringen im Dachstock der Scheune im Sommer jeweils Fledermäuse der Gattung Grosse Hufeisennase ihre Jungen zur Welt. – Aktuell bietet die Stiftung 60 Objekte an. Wer sich für sich übrigens nicht fürs Übernachten, sondern in allererster Linie für die Sanierung der Bauten interessiert, dem kann sich an den Tagen der offenen Tür im Rahmen von Besichtigungen und Führungen in insgesamt 20 Baudenkmälern der Stiftung umsehen. Die Tage der offenen Tür finden an ausgewählten Daten von April bis November statt.
Weitere Informationen zur Stiftung und zum Angebot auf https://ferienimbaudenkmal.ch
Informationen zu den Tagen der offenen Tür auf https://ferienimbaudenkmal.ch/20-jahre
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Quelle: Studio Gataric
Die Wohnung wurde mit Objekten aus 70er-Jahren ausgestattet…
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Quelle: Studio Gataric
…und mit solchen, die an diese Zeit erinnern.