Rückbau eines visionären Tanklagers
Den Visionen von Gottlieb Duttweiler, dem Gründer der Migros, entsprang Ende der 50er-Jahre die Idee, am Rhein bei Tössriederen / Eglisau ein unterirdisches Tanklager mit einer Kapazität von 40 Millionen Litern zu erstellen. Der Bau folgte seiner Überzeugung, dass Heizöl und Treibstoffe nur unter der Erde bombensicher gelagert werden können – Landesversorgung im Kalten Krieg. Gleichzeitig war da die Idee des schiffbaren Hochrheins mit Eglisau als Rheinhafen für Zürich.
Doch die grossen Frachtschiffe kamen nie bis ins Zürcher Unterland. Zwar floss ab 1957 tatsächlich Öl in die Anlage, doch dem Vorhaben blieb der kommerzielle Erfolg verwehrt. 1978 legte die Migrol AG die Anlage still. Vor zwei Jahren suchte das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) das Gespräch mit der Gemeinde Eglisau, dem privaten Grundeigentümer und der Migrol AG für die Planung einer Sanierung des Tanklagers. Daraus resultierte die Vereinbarung, dass die Migrol AG 90 Prozent und der Kanton Zürich zehn Prozent der Kosten für den vollständigen Rückbau des Tanklagers tragen werden.
Dank der grossen Erfahrung mit solchen Total-unternehmer-Projekten erhielten die Eberhard Unternehmungen im August 2017 den Zuschlag für den umfassenden Rückbau. Bis Anfang Dezember erstellten die Fachleute von Eberhard das ganze Bauprojekt und erwirkten die Baufreigabe. Als Totalunternehmer sind sie sowohl für die Projekt- und Bauleitung als auch für die Baubegleitung im Bereich Boden, Umwelt und Altlasten zuständig.
Am 5. Februar 2018 startete der vorgezogene Holzschlag und rund zwei Monate später wurde die Baubewilligung erteilt. Nach dem Abtrag des Oberbodens spitzten die Bagger Ende Mai die ersten Decken der insgesamt 25 Betontanks auf. Die Restmengen an leicht ölhaltigem Wasser wurden in einen Sammeltank gepumpt und anschliessend mit einer vor Ort eingerichteten Abwasserbehandlungsanlage gereinigt. Nach dem Abfräsen der Innenbeschichtung zerkleinerten Betonbeisser die Wände und Böden. Je nach Kontaminierungsgrad des Betonabbruchs wurde dieser auf dem Triageplatz dem entsprechenden Haufwerk zugewiesen und anschliessend der Wiederverwertung oder der fachgerechten Entsorgung zugeführt. Die 16 runden und die neun kubischen Betontanks umfassten Inhaltsvolumen von je 600 Kubikmeter. Das umgebende Erdreich war teilweise ebenfalls belastet. Nach der Triage gelangte dieses zur Entsorgung in ein Zementwerk, zur Deponierung in die eigene Inertstoffdeponie oder zur Behandlung in die Bodenwaschanlage Esar in Rümlang.
Ab Anfang Juli wurden die ersten Stahltanks ausgegraben und mit jeweils zwei 50-Tonnen-Baggern aus dem Sandbett gehoben. Zweimal täglich fährt ein Sattelzugfahrzeug mit einem ausziehbaren Tieflader auf die Baustelle. Innerhalb von Minuten hieven die beiden Bagger einen der je 21 Meter langen und knapp 20 Tonnen schweren Stahltanks auf den Schwertransporter. Rund zwei Stunden benötigt der Lastwagenführer anschliessend, um den Tank in Kaiseraugst abzuliefern. Nach einer Reinigung mit Hochdruck wird der Stahltank direkt vor Ort zerkleinert und der Wiederverwertung zugeführt.
Insgesamt 174 Stahltanks hatte Gottlieb Duttweiler vergraben lassen. Rund 200 Mal wird der Spezialtransport durch Tössriederen fahren, denn einige der zu entsorgenden Tanks sind länger als 21 Meter und müssen vorgängig auf der Baustelle in zwei Teile getrennt werden.
Mit dem vollständigen Rückbau des grossen Tanklagers können die 20 000 Quadratmeter Bodenfläche am malerischen Rheinufer wieder in den Zustand vor dem Bau des Treib- und Brennstofflagers überführt werden. Das heutige Naherholungsgebiet wird dadurch nachhaltig von einer umfangreichen Altlast befreit und aufgewertet. Der Abschluss der Rückbauarbeiten ist für den Sommer 2019 geplant.
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