Zwei Schreiner kämpfen für die Schweiz an den Worldskills
Wenn die Worldskills am 10. September im französischen Lyon losgehen, dann kämpfen auch der Massivholzschreiner Loïc Santschi und der Möbelschreiner Elmar Wyrsch für die Schweiz um einen Platz auf dem Podest. Sie haben sich während Monaten intensiv vorbereitet.
Quelle: VSSM
Loïc Santschi hat sich intensiv vorbereitet.
Die Aufgabe, die Loïc Santschi erwartet, wird eine Überraschung sein: Diejenigen, die in der Kategorie der Massivholzschreiner teilnehmen, erfahren erst zwei Tage vor dem Start was gezimmert werden soll, dasselbe gilt für ihre Experten. «Bei den Massivholzschreinern wurde das auf dieses Jahr hin geändert», erklärt Santschi. «Ich finde es aber gut. Für mich ist es ein Vorteil, da ich Herausforderungen mag und gerne nach Lösungen suche.» Antreten wird der 21jährige Neuenburger gegen 18 Konkurrenten.
Seit April trainiert er mit seinem Experten Roger Huwyler in Bex VD. «Das Training ist gut verlaufen, und ich verstehe mich mit Roger sehr gut. Er hat mir viel beigebracht», so Santschi. Roger Huwyler habe immer wieder neue Objekte vorbereitet und ihn mit diesen herausgefordert. «Das sind zum Beispiel Fensterbögen, Räder oder andere Fragmente.» Seine Stärke sieht Santschi in der Schnelligkeit. Aber das kann auch seine Tücken haben: «Allerdings muss ich aufpassen, nicht zu schnell zu sein. Sonst geht das auf Kosten der Präzision.»
Der Wettkampf verteilt sich auf dreieinhalb Tage. «Ich will mir jeweils ein Tagesziel setzen», so Santschi. Nervös ist er noch nicht, er fühlt sich bereit. Dass die Schweizer Schreiner schon viele Erfolge verbuchen konnten, sorgt zwar für einen gewissen Druck, gibt ihm aber auch Vertrauen: «Unsere Ausbildung und Trainings sind gut. Es ist möglich, gut abzuschneiden.» Santschis Ziel ist es, zu gewinnen. «Es wird schwierig, und man weiss nie, was kommt. Ich möchte mein Bestes geben und tolle Erfahrungen sammeln.» Ob es dann Gold oder eine andere Medaille gibt, wird sich zeigen. Santschi meint, man dürfe sich hohe Ziele stecken, das sporne ihn an.
Und wie sieht es Roger Huwyler? «Seit den Schweizermeisterschaften 2022 hat er sich enorm verbessert. Er muss aber aufpassen, dass er dem Arbeitsablauf genügend Priorität gibt.» Ansonsten sieht er die Stärken ähnlich wie der junge Massivholzschreiner selbst: Loïc arbeite sehr schnell, jedoch mit kleinen Ungenauigkeiten. Wenn er das Trainierte umsetzen könne und nicht in alte Muster zurückfalle, traue er ihm eine sehr gute Leistung zu.
Elmar Wyrsch: Mit perfekter Werkzeugkiste zum Sieg?
Quelle: VSSM
Elmar Wyrsch versucht seine Werkzeugkiste perfekt einzuräumen, damit es an den Worldskills rund läuft.
Intensiv vorbereitet hat sich auch Elmar Wyrsch. Der 20jährige Möbelschreiner hat sich viele Gedanken gemacht, wie er das Werkzeug in seiner Kiste anordnet und welche Maschinen er mitnimmt. An den Worldskills er keine Zeit mit der unnötigen Suche nach dem richtigen Utensil verlieren. Und er will das Aufgabenobjekt so gut und detailliert wie möglich herstellen. Darauf bereitet sich der Urner seit letztem Februar vor und trainiert im Betrieb vom Möbelschreiner-Experten Tobias Hugentobler in Braunau TG.
Letzten Sommer hat Wyrsch seine Lehre abgeschlossen und konzentriert sich seither die WM-Teilnahme. «Mein Experte hat mit mir zu Beginn Basiswissen angeschaut wie zum Beispiel Schubladen, einfach viel detaillierter, als ich mir das gewohnt war. Dann haben wir meine Maschinen genau eingestellt», erzählt Wyrsch. Geübt hat er unter anderem auch das Furnieren oder das Zinken. «Natürlich habe ich auch Möbel produziert.»
Drei Testobjekte sind seit einigen Wochen bekannt. Diese bilden die Basis für das Aufgabenobjekt der World Skills. «Wie dieses genau aussieht, weiss niemand. Es ist bekannt, dass es eine abgeänderte Form oder eine Kombination der drei Möbel sein wird», sagt der Urner. Den WM-Plan wird ihm und seiner Konkurrenz am Vorbereitungstag bekant gegeben. «Ich hoffe, dass das Aufgabenstück nicht zu einfach sein wird. Das spielt uns nicht in die Hände», meint Hugentobler. Denn die Schweizer seien von der Ausbildung her in allen Bereichen stark.
Sind die Worldskills vorüber, möchte Wyrsch in erster Linie mit seinem Möbel und seiner Leistung zufrieden sein und dass er sein Können einsetzen konnte. «Zu welchem Ergebnis das reicht, sehen wir dann», sagt er. Die Erwartungshaltung der Schweizer Verantwortlichen, die schon viele Erfolge verzeichnen konnten, spürt er zwar etwas. - «Wir fahren nach Lyon, um etwas zu gewinnen», sagt Hugentobler. Es werde wird nicht einfach. Die Spitze sei breiter geworden. Zwischen 10 und 15 Länder mischten mittlerweile vorne mit. «Nur schon ein kleiner Fehler kann den Spitzenplatz kosten.» Er erwartet einen spannenden, fairen und engen Wettkampf. Wyrsch hat sich laut Hugentobler in den letzten Wochen sehr gut entwickelt. «Ich bin sehr zufrieden. Wenn er seine Leistung abrufen kann, ist alles möglich.» (mai/mgt)