Zwei Architektinnen in Hongkong
Sie haben ihr Hongkonger Büro zwar erst vor ein paar Monaten eröffnet, doch Caroline Wüthrich und Géraldine Borio sind von Asien schon seit langem fasziniert.
Sie unternahmen nicht nur mehrere Asien-Reisen vor, während und nach ihrem Studium an der ETH Lausanne, sondern zeigten in ihrer Masterarbeit mit dem Titel «Up Side Down – Bangkok» Möglichkeiten der Nutzung und Aufwertung des Raums unter den Hochautobahnen auf, welche die thailändische Hauptstadt durchziehen. Dieses Interesse an urbanen Zwischenräumen und an deren Aneignungspotenzial ist ihnen nie abhanden gekommen und genau auf diesen Willen, die Recherchen in diesem Feld parallel zur Arbeit als Architektinnen weiterzuführen, geht der Name ihres Büros zurück.
Als Weiterführung ihrer Studie über Bangkok haben die zwei Geschäftspartnerinnen ein Forschungsprogramm mit dem Titel «In-Between Hongkong» ausgearbeitet, das sich mit der heutigen und zukünftigen Nutzungsart der Gässchen zwischen den Fundamenten der riesigen Gebäude befasst, aus denen diese extrem verdichtet gebaute Stadt besteht. Mit der Überzeugung, dass die Annäherung an urbane Realitäten auf einer Mikroebene sowohl für Studierende und Profis als auch für die Bevölkerung im Allgemeinen ergiebige Perspektiven eröffnet, sind die forschenden Architektinnen daran, eine Kollaboration mit örtlichen Universitäten einzugehen, unter anderem mit der Universität Hongkong, an der Géraldine Borio seit Anfang 2010 einen Lehrauftrag hat.
Was Architektur betrifft, bietet die chinesische Metropole den zwei Schweizerinnen einen ziemlich vorteilhaften Kontext: eine gut organisierte Verwaltung, ein dynamisches Stadtleben und zahlreiche Kontaktmöglichkeiten. Im Übrigen kann man dort problemlos auf Englisch kommunizieren. Gegenwärtig konzentrieren sich die Aufträge der jungen Architektinnen in erster Linie auf Inneneinrichtungen, wie bei einem laufenden Projekt für ein französisches Patisseriegeschäft. Sie haben jedoch gleichzeitig auch die Gelegenheit, ein Neubauprojekt für ein Wohnhaus in den thailändischen Bergen zu entwickeln. Parallel gefahren ist alles möglich.
von Roland Merz / Léo Biétry