19:18 BAUBRANCHE

Zürich: Chef des ARE tritt ab und sagt, wo die Herausforderungen liegen

Teaserbild-Quelle: photosforyou, Pixabay-Lizenz

Die Bevölkerung des Kantons Zürich wächst und die Nachfrage nach dem nach wie vor knappen Wohnraum steigt. Wilhelm Natrup, Chef des kantonalen Amtes für Raumentwicklung, erklärte im Interview mit der NZZ, wo die Herausforderungen liegen. 

Kühe auf einer Wiese bei Zollikon mit Blick auf den Zürichsee.

Quelle: photosforyou, Pixabay-Lizenz

Natrup stellt fest, dass um jede Hektare Kulturland gekämpft wird. (Im Bild: Kühe auf einer Weide in Zollikon am Zürichsee.)

Während die Bevölkerung des Kantons Zürich ansteigt und zahlbare Wohnungen ein rares Gut sind, sollte gemäss letzter Gesamtprüfung des Richtplans 2014 das Siedlungsgebiet nicht weiter ausgedehnt werden. Gäbe es mehr Bauland auf dem Markt, würde dies „nur wenige Prozent ausmachen“, erklärt Wilhelm Natrup, der nach 15 Jahren als Chef des Amtes für Raumentwicklung des Kantons Zürich in den Ruhestand tritt, im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). 

Es spielten andere Faktoren mit, so Natrup. „Vor allem hätte es Nebenwirkungen, das Gebot des haushälterischen Umgangs mit dem Boden aufzugeben.“ Als Beispiel führt er an, dass die Landwirtschaft nicht mehr mitmache. Der Druck auf das nicht überbaute Gebiet sei gross, um jede Hektare Kulturland werde gekämpft, um jeden neuen Velo- und Wanderweg oder um Freizeiteinrichtungen. Daneben führt er die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung an. 

Was ein zusätzliches Geschoss bringt

Auf die Frage, ob der Kanton im Rückblick mehr gegen die Wohnungsknappheit hätte machen können, verweist er auf die Idee, das generell ein Geschoss mehr erlaubt werden soll. Die Erwartungen seien grösser als der Effekt. „Vieles würde nicht realisiert , wegen bautechnischer Anforderungen, und die zusätzlichen währen vergleichsweise teuer.“ Bauen werde nicht einfach billiger, wenn man das Bauland nicht mehr in die Kostenrechnung einsetzen müsse. 

Natrup rät vielmehr zu einer quartiersweisen Betrachtung. Wenn man der Bevölkerung aufzeigen könne, dass man nicht von Grundstück zu Grundstück schaue, sondern flankiert mit der Freiraumplanung, dann bestehe die Chance, dass eine höhere Ausnützung auch angenommen werde. Dass die Wohnbautätigkeit zurückgeht, liegt gemäss Natrup eher daran, dass sich institutionelle Anleger zurückziehen. „Es spielen viele Faktoren mit. Kurzfristig die Wohnungsknappheit mit raumplanerischen Vorgaben zu beheben, funktioniert nicht.“

Projekt „Wachstum 2050“

Auch wenn Natrup das ARE verlässt, wird er sich weiterhin mit Raumplanung befassen:  Er wird die Funktion des Projektdelegierten des Regierungsrates beim Projekt „Wachstum 2050“ übernehmen. Dieses soll aufzeigen, wie der Kanton dereinst mit den Herausforderungen mit einer Bevölkerung auf zwei Millionen umgehen soll.  Das kantonale Statistische Amt und das Bundesamt für Statistik prognostizieren, dass die Bevölkerung im Kanton Zürich um 450’000 Personen ansteigt. (mai)

ARE-Chefin Sara Künzli und Kantonsplaner Benjamin Meyer

Sara Künzli ist ab 1. Juni Chefin des Amts für Raumentwicklung des Kantons Zürich (ARE). Zuvor war die Anwältin mit einem MAS in Raumplanung der ETH Zürich Abteilungsleiterin «Recht und Verfahren» und stellvertretende Amtschefin des ARE.

 Weil die Amtsleitung neu ausgerichtet wird, übernimmt Benjamin Meyer, Leiter der Abteilung Raumplanung, die Funktion des Kantonsplaners. (mai/mgt)


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