Zürich: 125 Jahre Jelmoli und eine bewegte Baugeschichte
125 Jahre ist es her, seit das Jelmoli-Warenhaus an der Zürcher Bahnhofstrasse seine Pforten öffnete. Doch nun geht seine Geschichte im Februar zu Ende: Das traditionsreiche Einkaufsparadies schliesst. Immerhin gibt es eine Nachfolge: Manor zieht in den eleganten Eisenskelettbau, belegt aber nur noch die Hälfte der Fläche.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Meiner Johannes, CC BY SA 4.0
Das Jelmoli-Haus im Jahr 1903, wenige Jahre nach seiner Fertigstellung.
Wer durch die Zürcher Innenstadt flaniert, kommt kaum an den Bauten des Architekturbüros Stadler & Usteri vorbei. Sei es die verspielte Fassade des ehemaligen Corso-Theaters und heutigen Kinos am Bellevue, das Hotel Baur au Lac beim Bürkliplatz oder das 1899 eröffnete Jelmoli-Warenhaus an der Bahnhfostrasse.
Der Grundstein für den legendären Zürcher Einkaufstempel war aber eigentlich einiges früher gelegt worden: Seinen Anfang hatte er mit dem italienischen Modehändler Giovanni Pietro Guglielmoli genommen. 1833 im Auftrag einer Textilhandel-Firma nach Zürich gekommen und hatte er sich in Johann Peter Jelmoli umbenannt. Zunächst liess er sich mit seinem Geschäft an der Schipfe nieder. Sein damals neuartiges Konzept der festen Preise - Kundinnen und Kunden mussten nicht mehr feilschen - schlug ein. Wenig später zog er einen Versandhandel auf. Und schliesslich zügelte er mit dem Geschäft an die Münsterbrücke. Und schliesslich eröffnete Sohn Franz-Anton 1882 eine Filiale an der Bahnhofstrasse. Allerdings bremste die schwache Konjunktur das Geschäft aus - und das Geschäft musste liquidiert werden und wurde 1896 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Kurz darauf starteten die Bauarbeiten auf dem Grund der Seidenhöfe - einem alten Gewerbegebiet - für den Bau des heutigen Jelmoli-Warenhauses.
Die Grands Magasins von Paris
Die Inspiration dafür letzteres hatten Stadler & Usteri in den Grands Magasins von Paris gefunden aber auch in den Hochhäusern, wie sie damals in Chicago aufgekommen waren. Allerdings ist der elegante Eisenskelettbau mit Glaswänden im Laufe der Zeit immer wieder modernisiert worden. Lediglich die Glasfassade, die das Gebäude wie eine gigantische Vitrine wirken lässt, hat überdauert. So war das Warenhaus in den 30er-Jahren mit einem Anbau von Pfleghard & Haefeli versehen worden, erhielt Ende 50er- respektive anfangs 60er-Jahre eine Erweiterung von Roland Rohn. Und zwischen 1992 und 2004 sanierte Tilla Theus das Jelmoli-Haus.
Doch seit Anfang letzten Jahres sind die Tage des ältesten Warenhauses der Bahnhofstrasse gezählt: Zwar bleibt der Bau bestehen, aber die Jelmoli-Ära endet im Februar 2025. Die Eigentümerin, die Swiss Prime Site, hatte im Februar letzen Jahres bekannt gegeben, dass sie den Betrieb des Luxuseinkaufsparadieses einstellt; als Gründe wurden das sich veränderte Kaufverhalten und Onlineshopping angeführt. Der Verwaltungsrat und die Gruppenleitung von Swiss Prime Site habe beschlossen, das Jelmoli-Haus umzubauen und nachhaltig weiterzuentwickeln, teilte der Immobilienkonzern damals mit. Die Ladenflächen sollten an «aktuelle Marktbedürfnisse» angepasst und das Gebäude mit «neuen Nutzungen» ergänzt werden.
Umbau des Jelmoli-Hauses startet 2025
Dennoch, so weit, dass sich mit dem Annahof künftig nur noch ein Warenhaus an der Bahnhofstrasse befindet, kommt es nicht: Nachdem das Manor-Warenhaus im Januar 2020 aus dem heutigen Brannhof wegen eines jahrelangen Rechtsstreites mit der Vermieterin Swiss Life um gestiegene Mietpreise ausgezogen war, kehrt es nun an die Bahnhofstrasse zurück und belegt ab 2027 insgesamt 13’000 Quadratmeter Fläche im Jelmoli-Bau. Der neue Manor erstreckt sich über drei Etagen, auch ein Restaurant ist geplant. In den darüber liegenden Geschossen sollen Büroräume sowie ein Gastronomie- und Freizeitangebot Platz finden und auf Dach ein weiteres Restaurant. (mai sowie Material der SDA)
Quelle: Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
In der Ausgabe vom 16. September 1899 berichtete der Tages-Anzeiger von der Eröffnung des Jelmoli-Warenhauses: "Man spricht oft davon, Zürich sei im Begriffe eine wirkliche Grossstadt zu werden, dass man sich in der That nicht wunder kann, von Zeit zu Zeit von Neuschöpfungen in unserer Stadt zu hören, die wirklich grossstädtischen Charakter haben. An der Ecke Seidengasse-Sihlstrasse ist dieser Tage ein Bau vollendet und ein Geschäft eröffnet worden, für welche sich ein begründeter Anspruch auf den Titel eines grossstädtischen erheben lässt."
Quelle: Johannes Meiner, Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Das Jelmoli-Haus um 1903, vermutlich werden hier die Fenster geputzt.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Baustelle des Jelmoli-Hauses um 1898, rund ein Jahr vor seiner Eröffnung.
Quelle: Johannes Meiner, Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Teppiche und verschiedenste Bodenbeläge wurden ebenfalls im Jelmoli-Warenhaus angeboten.
Quelle: Johannes Meiner, Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Möbelabteilung im Jelmoli-Warenhaus.
Quelle: Johannes Meiner, Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Stand in der Kosmetikabteilung um 1903.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Johannes Meiner, CC BY SA 4.0
Das Warenhaus bot alles unter einem Dach, von Kosmetik und Mode über Kaffee bis hin zu allem, was es für die Wohnungseinrichtung braucht, zum Beispiel Linoleum. (Aufnahme um 1903).
Quelle: Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Ausverkauf im Jelmoli-Warenhaus.
Quelle: Tiefbauamt Zürich, Baugeschichtliches Archiv der ETH, CC BY SA 4.0
Der Erweiterungsbau von Pfleghard & Haefeli um 1938. Der Turmbau stammt von Otto Pfleghard und Jean-Paul Mongeaud.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Gottfried Gloor, CC BY SA 4.0
Die Baustelle des Erweiterungsbaus um 1935.
Quelle: Bender'sErben, Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Hauptbereich des Erweiterungsbaus, der 1938 eröffnet worden ist.
Quelle: Gottfried Gloor, Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Auslage im Parterre des Jelmoli-Hauses.
Quelle: Gottfried Gloor, Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Schaufenster von Jelmoli um 1938.
Quelle: Gottfried Gloor, Baugeschichtliches Archiv der ETH, Creative Commons by SA 4.0
Das Jelmoli-Haus während der Landi von 1939.
Quelle: Wolgensinger Michael, Baugeschichtliches Archiv der ETH, CC BY SA 4.0
Das Jelmoli-Haus kurz nach seiner Erweiterung um 1961, es war zwischen 1958 und 1961 abermals ausgebaut worden. Das Projekt dazu stammt von Roland Rohn. Zwischen 1992 und 2004 übernahm Tilla Theus die Sanierung des Jelmoli-Hauses und baute einen Hof ein, wo heute eine Zara-Filiale untergebracht ist.