15:03 BAUBRANCHE

Zeuge des Nationalsozialismus soll bewahrt werden

Teaserbild-Quelle: Chpagenkopf/wikimedia.org

Alt Rehse gilt als seltenes Zeugnis dörflicher Architektur im Dritten Reich. Der malerisch wirkende Ort steht zu einem grossen Teil unter Denkmalschutz. Dieser soll nun ausgeweitet werden. Und das ärgert seine Bewohner.

Chpagenkopf/wikimedia.org

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Fachwerkhäuser in Alt Rehse.

In der mecklenburgischen Seenplatte liegt Alt Rehse. Das idyllische Dorf mit den schilfgedeckten Fachwerkhäusern hat eine düstere Vergangenheit: Zwischen 1935 und 1943 befand sich hier die sogenannte Ärtzeführerschule, an der junge Mediziner lernten, wie sie die Rassenlehre in der Praxis anwenden. Oder vielmehr: Sie erfuhren wie sie "lebensunwertes" Leben vernichten. Heute gilt der Ort als seltenes Beispiel für dörfliche Architektur im Nationalsozialismus. Vergleichbares gibt es nur noch im Seebad Prora auf Rügen und in Peenemünde auf der Ostseeinsel Usedom.

Aus diesem Grund stehen Alt Rehses Bauten unter Denkmalschutz. Er soll nun auf praktisch auf fast das ganze Dorf ausgedehnt werden. Dies berichtet die deutsche Tageszeitung "Die Welt" in ihrer aktuellen Ausgabe. "Der Dorfkern mit seinen reetdeckten Fachwerkhäusern. Freiflächen, Alleen und Strassen mit Granitpflaster ist in seiner Gesamtheit von überregionaler Bedeutung", wird Konservator Jörg Kirchner vom Landesamt für Denkmalpflege zitiert. Freiflächen, wie der Dorfanger und der Dofrteich, sowie das Strassenpflaster sollen bewahrt werden.

Noch höhere Auflagen?

Diese Pläne sorgen bei den Bewohnern für Unmut. Sie befürchten strengere Vorschriften; Zumal schon jetzt die Auflagen für Renovationen, Umbauten und Sanierungen hoch sind: Der Denkmalschutz schreibe einem bisher aber auch jede Kleinigkeit vor, monierte eine Dorfbewohnerin und Hausbesitzerin gegenüber "Der Welt". Wer nicht wie sie in einem denkmalgeschützten Haus wohnt hat mehr Freiheiten. "Wir wollen gleiches Recht für alle", werden die Einwohner von Alt-Rehse zitiert. Sie nerven sich etwa über die alternative Lebensgemeinschaft, die ihre Häuser mit "hässlichen Edelstahlschornsteinen" versehen haben. Ob die Bewohner der Ortschaft ihren Willen durchsetzen können wird sich erst noch zeigen. Zumal der zuständige Bürgermeister des Dorfs Penzlin, zu welchem Alt Rehse gehört, ebenso wie der Kirchner der Meinung ist, dass es eine Denkmalpflegeregelung braucht, um die seltene Anlage zu erhalten. (mai)

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