Zement- und Betonindustrie: Netto-Null-Beton bis 2050?
Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen der Zementindustrie um 25 Prozent gesenkt und bis 2050 soll Beton gar vollständig emissionsfrei produziert werden. Das strebt der Weltverband der Zement- und Betonindustrie (GCCA) an, der rund 40 der weltweit führendsten Zementhersteller versammelt, darunter Holcim, Heidelberg Cement, Eurocement, CRH und Cemex.
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Zemenbt soll viel grüner werden.
Wie dies konkret geschehen soll, zeigt eine dieser Tage veröffentlichte Road Map. Mit den darin aufgelisteten „ehrgeizigen, aber realisierbaren“ Massnahmen will der GCCA den Einsatz fossiler Brennstoffe bei der Produktion deutlich senken und Innovationen bei neuen Technologien fördern.
Gemäss Mitteilung des Verbands könnten sich bis 2030 so im Vergleich zu einem Business-as-usual-Szenario fast 5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff vermeiden lassen. Dies entspreche den CO2-Emissionen von fast 15 Milliarden Passagierflügen von Paris nach New York.
Er lade alle Zementhersteller ein, sich an diesem wichtigen Projekt zu beteiligen, wird UN-Generalsekretär António Guterres, in der Medienmitteilung der GCCA zitiert. „Drei Viertel der Infrastruktur, die im Jahr 2050 zur Verfügung stehen soll, müssen erst noch gebaut werden“, so Guterres. Würden keine überzeugenden Massnahmen ergriffen, hätten künftige Generationen keinen lebenswerten Planeten haben, auf den sie aufbauen könnten. (mgt/mai)
Sieben-Punkte-Plan
Die Road Map des GCCA beinhaltet einen Sieben-Punkte-Plan zur Reduktion der Emissionen um 25 Prozent in den kommenden zehn Jahren:
- Verstärkte Substitution von Klinker. Die Industrie ersetzt Klinker weiterhin durch Zusatzstoffe wie Flugasche, gemahlenen Hüttensand, kalzinierte Tone, ungebrannten und gemahlenen Kalkstein oder wiederverwerteten Feinbeton. Zudem wird die Substitution von Klinker weiter erhöht.
- Fossile Brennstoffe werden reduziert und alternative Brennstoffe verstärkt genutzt. Der Einsatz fossiler Kraftstoffe soll an jedem Punkt der Liefer- und Produktionskette reduziert werden. Damit sich die Abhängigkeit von konventionellen Brennstoffen senken lässt, erwartet der GCCA, dass alternative Brennstoffe bis 2030 etwa 22 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs in Zementöfen abdecken.
- Investitionen in Technologie und Innovation. Mit ihrem globalen Forschungsnetzwerk will die GCCA die Innovation vorantreiben. Zu den Forschungsthemen zählen Betonchemie und Ofentechnologien.
- Neue chemische Verfahren und Komponenten für die Zement- und Betonherstellung. Innovative Zemente, die sowohl neue Klinkerersatzstoffe als auch neue Klinkersorten und neue Betonmischungen umfassen, spielen laut GCCA eine wichtige Rolle im Plan: Zahlreiche vielversprechende Ansätze befänden sich bereits in der Forschungs- oder Entwicklungsphase.
- Entwicklung der Infrastruktur für die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff. Die GCCA-Mitglieder wollen auf den Erkenntnissen aus ihren bestehenden CCUS-Pilotprojekten in Nordamerika, Indien, China und Europa aufbauen. Die Industrie hat sich verpflichtet, bis 2030 zehn Anlagen zur Kohlenstoffabscheidung im industriellen Maßstab zu errichten.
- Effizienz bei Planung und Verwendung von Beton im Bauwesen steigern. Damit etwa Ressourcen und Produkte effizient genutzt und die Lebensdauer von ganzen Projekten verlängert werden kann, will der GCCA die Zusammenarbeit mit der Bauindustrie, Designexperten und politischen Entscheidungsträgern intensivieren.
- Schaffung eines politischen Rahmens zur Erreichung von Netto-Null-Beton. Um bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Beton zu erreichen, bittet die weltweite Beton- und Zementindustrie die politischen Entscheidungsträger um Unterstützung, indem unter anderem ein globales Preissystem für Kohlenstoff festgelegt wird, kohlenstoffarme Produkte in Bauvorschriften und im öffentlichen Auftragswesen berücksichtigt und umweltfreundliche Produktionstechnologien etwa über öffentliche Finanzierungsmechanismen gefördert werden. (mgt/mai)