Wolkenkratzer in New York: Wo der Luxusturm zum Problemturm wird
Luxuriös Wohnen ohne definitive Bewilligung in New York? Bislang ist noch kein einziger der acht
Wolkenkratzer der „Billionaire’s Row“ von den Behörden endgültig abgesegnet
worden – obwohl sie bewohnt sind. Dies berichtet die „New York Times“.
Quelle: Epistola8, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Die Wolkenkratzer werden zunehmend schmaler: Der Turm an der 432 Park Avenue. hat eine Grundfläche von 28 mal 28 Metern.
Die Stadt betrachte die Hochhäuser als laufende Baustellen, weil verschiedene Sicherheitsanforderungen noch nicht erfüllt seien. So steht laut der Zeitung bei allen acht Türmen die definitive Genehmigung für Aufzüge und Sanitäranlagen noch aus und bei sieben jene für Sprinkleranlagen und Zapfstellen. Fünf brauchen eigentlich noch das OK der Feuerpolizei.
Dass dies rechtlich trotzdem in Ordnung ist, liegt an den sogenannten temporären Nutzungszertifkaten, die die Stadt mittlerweile seit Jahrzehnten vergibt. Sie werden laut „New York Times“ aber nur ausgestellt, wenn keine bautechnischen Probleme vorliegen. Allerdings sind die Nobelhochhäuser längst nicht die einzigen, die noch nicht endgültig genehmigt worden sind. Laut „New York Times“ betrifft dies Hunderte von weiteren Gebäuden.
Wenn Hochhäuser immer höher und schlanker werden
Irgendwann dürfte die Situation prekär werden: Die steigende Zahl
Hochhäuser mit einer Höhe von 300 Metern
- oder 1000 Fuss - und mehr sei beispiellos. Gleichzeitig sind sie schlanker
und komplexer geworden. Im Zuge dessen weisen die Sicherheitsanforderungen der
Stadt zunehmend Lücken auf. Dies, weil die geltenden Vorschriften zum Teil noch
auf Bauten aus der Vorkriegszeit ausgerichtet sind und wesentliche
Veränderungen im Bauwesen nicht berücksichtigen, wie José Torero, Leiter der
Abteilung für Bau-, Umwelt- und Geomatikingenieurwesen am University College
London und Experte für Brandschutztechnik, gegenüber der Zeitung erklärt.
Er wisse nicht, wie sicher diese Gebäude seien. „Niemand weiss, was man tatsächlich genehmigt.“ Dem hält der Pressesprecher des Baudepartments von New York entgegen, dass die lokalen Standards, denen Bauten genügen müssen, strenger als die nationalen sind. Zudem verweist er darauf, dass die Stadt ihre Anforderungen an Bauten regelmässig aufdatiert.
Eine der Ursachen für die komplexe Situation dürfte laut „New York Times“ die Intransparenz sein, die mancherorts bei der Baubehörde herrscht. Grund hierfür wiederum ist offenbar das teilweise Jahrzehnte alte, digitale Ablagesystem, bei dem es selbst „erfahrenen Fachleuten“ schwerfällt den Überblick zu behalten. Immerhin ist mittlerweile ein neues eingeführt worden.
432 Park Avenue: Bewohner fordern 125 Millionen Dollar
Wohin solche Umstände führen können, zeigt 432 Park Avenue, ein schlanker
Wolkenkratzer aus der Feder von Rafael Viñoly, der zur „Billionaire’s Row“ gehört
und sich von der Luxusimmobilie zum Problemturm gewandelt hat. Das
Bauamt hatte gemäss einer früheren Recherche der „New York Times“ verschiedene
Kontrollarbeiten verlangt, über 30 waren unerledigt geblieben. Schliesslich
führten Wasserschäden im Zusammenhang mit mangelhaften Sanitäranlagen, schlecht
funktionierende, chronisch stecken bleibende Lifte sowie Forderungen eines Ingenieurbüros im Zusammenhang
mit Sicherheitsmängeln zu mehreren Millionen Dollar zusätzlicher Kosten.
Damit nicht genug: Dieser Tage verklagten die Bewohner des Turms den Investor, das Entwicklungsteam der CIM Group sowie das Immobilienunternehmen wegen rund teils lebensgefährlichen 1500 Baumängeln. Sie fordern 125 Millionen Dollar – nicht miteingerechnet Strafschadensersatz und separate Ansprüche einzelner Bewohner. (mai)