Wohnen während der Corona-Pandemie: Ab aufs Land?
Weniger dicht besiedelte Gebiete waren vermehrt die Wahl beim Entscheid für ein neues Zuhause während der Corona-Pandemie. Allerdings nur geringfügig. Das zeigt die im Auftrag des Bundesamts für Wohnungswesen (BWO) unter anderem unter Mitarbeit der ZHAW erstellte Publikation «Wohnpräferenzen im Zuge der Corona-Pandemie».
Quelle: Ricardo Gomez Angel, Unsplash
Mehr Ruhe beim Wohnen gesucht? Während der Pandemie war dieser Trend viel kleiner als angenommen.
Als im März 2020 die Schweiz in den ersten Lockdown ging, arbeitete ein grosser Teil der Bevölkerung von zu Hause aus: Mit einem Mal wurde aus dem Wohnort auch ein Arbeitsort. Im Zuge dessen gewannen Aussenräume und Naherholungsgebiete an Bedeutung. Die Vermutung, dass eine solche Entwicklung den Wohnungsmarkt beeinflusst, lag auf der Hand. Doch dem war nur bedingt so: Wie das Sonderthema «Wohnpräferenzen im Zuge der Corona-Pandemie» zeigt, fielen die Auswirkungen von Corona geringfügiger aus als angenommen.
So zeigte sich beim Umzugsverhalten nur eine leichte Tendenz in Richtung weniger dicht besiedelter Gebiete. Rund 4000 Personen mehr als in den Vorjahren zogen in eine entsprechende Gemeinde, was laut BWO aber nur einem halben Prozent schweizweit aller Menschen, die Zügeln, entspricht. Dabei handelte es sich um vorwiegend mobile, gutverdienende Einzelpersonen, Paare, Haushalte mit Wohneigentum sowie Führungskräfte.
Wunsch nach mehr Wohnfläche während der Pandemie
Dass sich das Umzugsverhalten nur geringfügig veränderte, liegt laut BWO auch an der begrenzten Verfügbarkeit von Wohnraum. Allerdings ist derweil die Nachfrage nach mehr Wohnfläche und nach Einfamilienhäusern markant angestiegen – sei es bei Häusern im Eigentum oder zur Miete. Dies wiederum wirkte sich auf die Preisentwicklung aus.
Vermehrte Wochenaufenthalte als zusätzliche Ausweichflächen während der Pandemie machten die Autoren der Publikation nicht aus. Tendenziell haben die Wochenaufhalte sogar abgenommen. Eine mögliche Begründung liege im vermehrten Homeoffice, eine andere in Bildungseinrichtungen wie Universitäten, die geschlossen gewesen seinen, heisst es in der Medienmitteilung des BWO. Allerdings wird angemerkt, dass sich bei Zweitwohnungen nicht ausschliessen lässt, dass diese während der Pandemie intensiver genutzt worden sind. Zudem könnte auf eine gestiegene Nutzung von Zweitwohnungen als Erstwohnsitz hindeuten, dass die Anzahl Zweitwohnungen zwischen Ende 2019 und Ende 2021 leicht gesunken ist. Wie das BWO schreibt, lässt das vorhandene Datenmaterial aber keine definitive Aussage zu.
Monitor „Personenfreizügigkeit und Wohnungsmarkt“
Die Publikation respektive das Sonderthema „Wohnpräferenzen im Zuge der Corona-Pandemie“ gehört zum Monitor „Personenfreizügigkeit und Wohnungsmarkt 2021“, der im Juli 2022 erschienen ist. Der Monitor wird seit 2009 von der Arbeitsgemeinschaft Meta-Sys AG / ZHAW im Auftrag des BWO erstellt und erscheint jährlich. Zusätzlich wird jedes Jahr ein Sonderthema behandelt. (mai/mgt)