Wohnbaugenossenschaften sind enttäuscht vom Runden Tisch des Bundes
«Der aktuelle Aktionsplan des Bundes enthält keine einzige konkrete Massnahme für mehr bezahlbaren Wohnraum», fasst Urs Hauser, der Direktor der Wohnbaugenossenschaften Schweiz, zusammen. Das sei unverständlich und ein Frust für die Wohnungssuchenden und die vielen Haushalte, die unter den hohen Mieten leiden.
Quelle: Stefan Breitenmoser
Die Zeiten sind vorbei: Auf der ehemaligen Industriebrache Sihl-Manegg wurde bis 2020 ein neues Quartier, «Greencity», mit 235 Genossenschaftswohnungen geschaffen.
Die Wohnbaugenossenschaften Schweiz sind enttäuscht vom Resultat des Runden Tischs zur Wohnungsknappheit. Der heute vorgestellte Aktionsplan enthalte keine konkreten Massnahmen für mehr preisgünstigen Wohnraum und würde die Probleme im Wohnungsmarkt nicht lösen, schreibt der Verband der gemeinnützigen Wohnbauträger in einer Medienmitteilung.
«Nur zahnlose Empfehlungen»
Ursprünglich seien sich die Vertretungen von Kantonen, Städten und Gemeinden und der Immobilienbranche einig gewesen, dass angesichts der prekären Situation im Wohnungsmarkt dringend Handlungsbedarf bestünde, rekapituliert Urs Hauser. «Doch der nun präsentierte Aktionsplan enthält keine einzige konkrete Massnahme für mehr bezahlbaren Wohnraum», fasst der Direktor der Wohnbaugenossenschaften Schweiz zusammen.
«Mögliche Massnahmen werden zwar aufgelistet, aber höchstens zur weiteren Prüfung und Analyse empfohlen», stellt Urs Hauser enttäuscht fest. Massnahmen, die nicht von allen beteiligten Akteuren begrüsst würden oder die den Bundeshaushalt belasten würden, hätte man nicht weiterverfolgt. «Obwohl der freie Markt die Lösung für die derzeitige Wohnungsknappheit nicht bieten kann, hat sich die renditeorientierte Immobilienbranche am Runden Tisch offensichtlich durchgesetzt», bilanziert Urs Hauser.
Quelle: zvg
«Wenn der Aktionsplan nur Massnahmen vorschlägt, die nichts kosten und denen auch die renditeorientierte Immobilienbranche zustimmen kann, dann wird man die Probleme im Wohnungsmarkt nicht lösen», fasst Urs Hauser, Direktor Wohnbaugenossenschaften Schweiz, zusammen.
Konkrete Massnahmen gefordert
Die Dachorganisation der gemeinnützigen Wohnbauträger fordert nun konkrete Massnahmen für mehr bezahlbaren Wohnraum, zum Beispiel eine tatsächliche Stärkung der indirekten Wohnraumförderung. «Zinsgünstige, rückzahlbare Darlehen und Bürgschaften für gemeinnützige Wohnbauträger haben sich bewährt», stellt Urs Hauser fest. Damit mehr gemeinnütziger Wohnraum entstehe, brauche es einen Ausbau mit einer Aufstockung des Fonds de Roulement (FdR) und einem ausreichenden neuen Rahmenkredit für Bürgschaften (aus dem Fonds de Roulement können Wohnbaugenossenschaften gemeinnützigen Bauträgern zinsgünstige, rückzahlbare Darlehen gewähren, Anm. d. Red.)
Weiter verlangen die Wohnbaugenossenschaften Schweiz Mindestanteile an gemeinnützigen Wohnungen bei Mehrausnützungen: «Dies würde garantieren, dass bezahlbarer Wohnraum entsteht und die Akzeptanz von Verdichtungsprojekten erhöht wird», so Urs Hauser. Zudem will die Dachorganisation einen Fonds für den Erwerb von Liegenschaften äufnen, aus dem gemeinnützige Wohnbauträger A-Fond-Perdu-Beiträge oder Darlehen erhalten könnten.
Quelle: Stefan Gyr
Die Baugenossenschaft Oberstrass an der Winterthurerstrasse realisierte 2017 120 neue Wohnungen.
Für die Wohnbaugenossenschaften Schweiz ist es klar, sich weiterhin auf politischem Weg für mehr preisgünstigen und gemeinnützigen Wohnraum einzusetzen. Der Verband appelliert ausserdem an die Kantone, ihre Verantwortung wahrzunehmen und gegen die Wohnungsnot vorzugehen, etwa mit der Festlegung eines Mindestanteils an preisgünstigen Wohnungen bei grösseren Arealen und Mehrausnützungen oder mit der Einführung eines Vorkaufsrechts. (mgt/cet)