Wo Laubfrösche und Molche laichen…
Das Projekt für die Sanierung des altersschwachen Hagneckkanals im Berner Seeland kommt in die nächste Phase: Seit heute liegen die Pläne öffentlich auf. Mit dem Projekt will der Kanton Bern Hochwasserschutz und Ökologie unter einen Hut bringen.
Die Planungsarbeiten seien ein Wettlauf gegen die Zeit, schreibt die Berner Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion in ihrer Medienmitteilung. Das nächste Hochwasser könne jederzeit kommen. Ob die Dämme des 130-jährigen Hagneckkanals den Wassermassen nochmals stand halten, sei ungewiss. Denn nach den Unwettern im Jahr 2007 war der Kanal bereits notfallmässig mit Aufschüttungen verstärkt worden. Um den Schutz vor Hochwassern wieder sicherzustellen, müssen die Dämme verstärkt und erhöht werden. Überdies soll ein Freibord von einem Meter Höhe zusätzlichen Schutz vor extremen Hochwassern gewähren.
Im Hagneckeinschnitt muss der rutschgefährdete rechte Hang stabilisiert werden. Zu diesem Zweck sollen rund 100'000 Kubikmeter Fels abgetragen und der Hang entwässert werden. Das abgebaute Material wird dann grösstenteils bei der der Kanalsanierung wieder verwendet. Der Schwerpunkt der ökologischen Aufwertungen liegt im Epsemoos, wo der Gewässerraum um 5,5 Hektaren verbreitert wird. Ein Seitenarm, Auengebiete, Feucht- und Trockenstandorte sowie Amphibienlaichgewässer für Laubfrösche, Kammmolche und Gelbbauchnken sollen dort gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten.
Offene Entwässerungsgräben längs des Hagneckkanals sollen zudem dafür sorgen, dass der Kanal besser mit der Umgebung vernetzt werden kann. Unterstützen wird dies ausserdem durch einen quer zum Kanal angelegten Graben im Hagnimoos.
Diskussionen um ökologische Massnahmen
Das Projekt stiess in der Mitwirkung auf eine breite Zustimmung. An den Massnahmen zur ökologischen Aufwertung des Umlands schieden sich die Geister allerdings: Die Umweltverbände wollten mehr, die Landwirte weniger ökologische Massnahmen. Viele Forderungen und Vorschläge aus der Mitwirkung seien ins Projekt eingeflossen, so die Berner Baudirektorin Barbara Egger-Jenzer. Das aufgelegte Projekt berücksichtige die Anforderungen an den Hochwasserschutz ebenso wie die Anliegen der Landwirtschaft und der Ökologie.
Weiterhin unklar sind laut der Regierungsrätin die Zukunft der Walperswilbrücke und die Situation beim Gasthof Brücke in Hagneck. Denn aus rechtlichen Gründen konnte ein Neubau oder eine Verstärkung der alten Walperswilbrücke nicht in den vorliegenden Wasserbauplan aufgenommen werden. Um der Besonderheit der Situation des Gasthofes Rechnung zu tragen, finden derzeit Verhandlungen statt. – Die beiden Themen stünden zwar nicht in direktem Zusammenhang mit dem Sanierungsprojekt, doch seien diese für die Betroffenen besonders wichtig, erklärte Egger-Jenzer.
Die Bauarbeiten für die Sanierung des Hagneckkanals sollen im Dezember starten. Läuft alles nach Plan, wird die Bauzeit fünf Jahre in Anspruch nehmen. Die geschätzten Gesamtkosten belaufen sich auf 43 Mio. Franken. Daran beteiligt sich der Bund mit einem Beitrag von 35 bis 45 Prozent. (sda/mai)
Weitere Informationen:
Plan Hagneckkanal
Website zum Hagneckkanal