Wie sich steigende Temperaturen auf das Holz und den Wald auswirken
Beim Holz dürfte der Anteil an Holz, das nur noch energetisch genutzt werden kann, wegen zunehmend wärmeren Temperaturen steigen. Dies geht aus einem Bericht des Branchenverbands Holzenergie Schweiz hervor.
Die zunehmenden Trockenheits- und Hitzeperioden wirken sich negativ auf den Wald im Mittelland aus. Besonders betroffen: häufige Baumsorten wie Buche, Fichte und Weisstanne. Der Branchenverband Holzenergie Schweiz hat untersucht, wie sich die hohen Temperaturen allgemein auf die Energieversorgung und im Speziellen auf den Wald und die Bereitstellung von Energieholz auswirken können.
Wie dem Bericht zu entnehmen ist, dürften die wärmeren Temperaturen den Heizenergiebedarf im Winter je nach Szenario um 7 bis 20 Prozent reduzieren. Ebenso dürfte die fortschreitende energetische Sanierung der Gebäude dafür sorgen, dass im Winter weniger Energie fürs Heizen aufgewendet werden muss. Zum Teil hebt der wachsende Gebäudestand diese Trends laut dem Verband allerdings wieder auf. Hinzu kommt, dass im Sommer der Energiebedarf für die Kühlung ansteigt. Die Energienachfrage werde somit über das Jahr verteilt etwas gleichmässiger als heute, bilanziert Holzenergie Schweiz.
Höhere Waldgrenze sorgt für mehr Waldfläche
Die Einflüsse der zunehmend höheren Temperaturen auf die nachhaltig nutzbare Holzmenge sind vielfältig. So sorgt etwa der Umstand, dass die Waldgrenze steigt und die verlängerte Vegetationsperiode für mehr Bäume in höheren Lagen: Die Schweizer Waldfläche nimmt täglich um zehn Fussballfelder zu. Jedoch befindet sich ein Grossteil dieses neuen Waldes in schwer zugänglichen Berggebieten.
Andere Entwicklungen haben laut dem Branchenverband zur Folge, dass der Anteil von Energieholz an der Gesamtmenge an nutzbarem Holz grösser wird. Dies gilt für die sich wegen steigender Temperaturen verändernde Baumzusammensetzung tieferer Lagen: Laubbäume haben dort im Vergleich zu Nadelbäumen mehr Äste, die energetisch genutzt werden können. Überdies weist Laubholz pro Volumeneinheit einen deutlich höheren Energieinhalt auf als Nadelholz. Hinzu kommt, dass die hitzegeschwächten Bäume eher von Borkenkäfern befallen werden und absterben: Oft ist solches Käferholz nur noch zum Verbrennen zu gebrauchen. Zuletzt können die sich häufenden, extremen Wetterereignisse wie Stürme und Trockenheit im Wald heftige Schäden verursachen. Das qualitativ meist minderwertige Schadholz eignet sich ebenfalls überwiegend nicht mehr als Nutz- sondern nur noch als Energieholz.
Weitere Faktoren hemmen den Holzzuwachs: Trockenheit und Hitze schwächen das Wachstum der Bäume und damit die Zuwachsleistung des gesamten Waldes im Mittelland.
Seit 2018 wächst weniger Holz nach
Dennoch: Was das Wachstum hemmt und fördert, ist laut dem Bericht von Holzenergie Schweiz "im Einzelnen nur grob quantifizierbar" und hebt sich teilweise gegenseitig auf. Mit einiger Sicherheit könne gesagt werden, dass die Verfügbarkeit von Holz unregelmässiger werde und grosse Ereignisse das Angebot jahrelang beeinflussen könnten.
Gesichert sind die Zwischenergebnisse des fünften Landesforstinventars LFI (Erhebungsjahre 2018 – 2022). Sie zeigen die Folgen der trockenen und warmen Jahre ab 2018: So ist die jährlich nachwachsende Holzmenge heute insgesamt tiefer als 2018. In allen Regionen stieg die Anzahl der toten und geschädigten Bäume stark an. Gesamtschweizerisch wachsen wegen fehlender Verjüngung in einem Viertel der Wälder weniger Bäume nach als früher. Ebenso gesichert sei die Tatsache, dass die Klimaerhitzung zu Kipppunkten der Ökosysteme führen kann, schreibt Holzenergie Schweiz. Die Auswirkungen solcher Ereignisse seien kaum abschätzbar, könnten aber gravierend sein. (mai/mgt)