Wertvolle Zeugen der Stadtgeschichte von Basel entdeckt
Beim Neubau des Amts für Umwelt und Energie in Basel stiessen Archäologen auf zahlreiche Mauern, verfüllte Kellerräume und Reste von mittelalterlichen Holzgebäuden. Aussergewöhnlich war der Fund einer aus Bossenquadern errichteten Mauer eines repräsentativen Gebäudes des 13. Jahrhunderts. Die Mauer kann erhalten und in den Neubau integriert werden.
Bis vor Kurzem präsentierte sich die Baustelle des Amts für Umwelt und Energie (AUE) in Basel wie eine Ausgrabungsstätte in Pompeji. In der tiefen Baugrube haben die Mitarbeiter der Archäologischen Bodenforschung ein Gewirr von mehreren Metern hohen Mauerresten ausgegraben, wie das Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt mitteilt. Auf der Parzelle waren um 1909 zwei mittelalterliche Häuser abgebrochen worden. Die Keller hatte man zugeschüttet, um das Terrain anzuheben.
Dutzende Altstadthäuser abgerissen
Von der ursprünglichen Bebauung zwischen Schifflände und Fischmarkt ist nicht mehr viel erhalten. Die mittelalterlich geprägten engen Wohn- und Arbeitsverhältnisse wurden damals zunehmend als rückständig wahrgenommen. Moderne Verkehrsmittel wie das Tram und das Automobil gewannen an Bedeutung und beanspruchten viel Raum. Ein radikaler Bebauungsplan von 1897, der den Fischmarkt und die Schifflände mit einer 15 Meter breiten Strasse verband, führte zum Abriss von Dutzenden Altstadthäusern.
Gemäss schriftlichen Quellen bestanden die beiden 1909 abgerissenen Häuser bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Eines der Gebäude besass einen grossen Kellerraum, dessen Boden aus quadratischen Tonplatten bestand. Die Westmauer dieses Kellers ist hervorragend erhalten und besteht aus sauber gefügten Bossenquadern. Die Herstellung dieser Bausteine erforderte aufwendige Steinmetzarbeiten, weshalb sich nur sehr wohlhabende Personen einen solchen Bau leisten konnten.
Aussergewöhnliche Bautechnik
Die Bautechnik ist laut der Mitteilung für ein mittelalterliches Haus aussergewöhnlich, da man bisher solche Bossenquader vor allem in Zusammenhang mit Burgen, Wehrbauten und Adelstürmen kennt. Umso erfreulicher sei es, dass dieses seltene Beispiel einer aus Bossenquadern errichteten Mauer für die Zukunft konserviert werden kann und in den Neubau des Amts für Umwelt und Energie integriert wird.
Archäologisch lässt sich die Besiedlung des Areals mindestens bis ins Hochmittelalter zurückverfolgen, wie es weiter heisst. Bereits im letzten Jahr konnten auf der Ausgrabung im naheliegenden Spiegelhof Holzgebäude aus dem 9. bis 11. Jahrhundert untersucht werden, in denen Schuster und Gerber tätig waren.
Einblicke ins hochmittelalterliche Basel
Auf der aktuellen Grabung kamen unter und zwischen den Mauerfundamenten der Steingebäude Reste von weiteren Holzgebäuden zum Vorschein, die zeitgleich mit den Funden aus dem Spiegelhof datieren. Die neu entdeckten Lehmböden, ein verkohlter hölzerner Fassdeckel, Spinnwirtel und Webbrettchen bieten weitere Einblicke ins hochmittelalterliche Basel.
Der Fund der Mauer zeuge erneut von der grossen Bedeutung, die das Gebiet zwischen Schifflände und Fischmarkt für die Stadtgeschichte hat, schreibt das Präsidialdepartement. Aus einer von einfachen Holzbauten geprägten, frühen Siedlung entwickelte sich im Laufe des Mittelalters ein Quartier, das zunehmend von Steinbauten des aufstrebenden Bürgertums geprägt war. (mgt/bb)