Wenn Vogeldreck die Arktis kühlt
Was in besiedelten Gebieten ärgerlich ist und manchmal gar Fassaden beschädigt, ist in der Arktis möglicherweise gut fürs Klima: Vogelkot. Dieser sorgt für mehr Wolken und damit für weniger Sonne und tiefere Temperaturen.
In der Arktis ist der Sommer auch Vogelsaison. Während der warmen Monate brüten und paaren sich im hohen Norden millionenweise Vögel. Und während sie ihr Beziehungsleben und ihren Nachwuchs pflegen, hinterlassen sie auch Dreck. Landen ihre Exkremente, die Guanin und Harnsäure enthalten, auf kalkhaltigem Gestein, entsteht Guano. Dabei handelt es sich um ein feinkörniges Material, das im vorletzten Jahrhundert als Dünger in der Landwirtschaft und zur Herstellung von Sprengstoff verwendet wurde. Im Laufe der Zeit sondert Guano Ammoniak ab. Dieser ist ein wichtiger Faktor bei der Bildung von Wolken und Aerosolen.
Dass der Kot von Papageientauchern & Co. so viel Ammoniak in die Atmosphäre entlässt, dass er gar das Klima beeinflusst, haben nun Forscher der Dalhousie University in Halifax (US) vor kurzem in einer Studie entdeckt. Sie haben vor Ort – in Nunavut in Kanada – Messungen durchgeführt und dabei festgestellt, dass die Ausscheidungen der Vögel eine dermassen hohe Ammoniakkonzentration zur Folge hat, dass sich Aerosole bilden können, die so gross sind, dass sie die Bildung von Wolken anregen. Und dies wiederum mindert die Sonneneinstrahlung und sorft damit auch für leicht tiefere Temperaturen.
Allerdings wirkt sich dieser Effekt viel zu gering aus, als dass er die Klimaerwärmung eindämmen könnte. In ihrem Artikel zur Studie, den im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde, schreiben die Forscher, dass dieser Effekt aufzeige, sich um zu verstehen wie das arktische Klima multidisziplinär geforscht werden müsse. Zu vielfältig sind Bewohner und Klima miteinander verbunden. (mai)